Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitreise in Technicolor

Zeitreise in Technicolor

Titel: Zeitreise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
mit der Handpumpe, die Sie hier installieren wollten? Das Schiff muß Vinland unbedingt erreichen, sonst steht es mit unserem Film schlecht. Ich möchte, daß ihr es so gut wie möglich ausstattet. Amory sagte, daß die Pumpe eine Verbesserung wäre – wo ist sie?«
    »Ottar wollte sie nicht haben«, erklärte Jens. »Er hatte Angst, daß sie brechen könnte und er dann nicht wüßte, wie er sie reparieren müsse. Das bisherige System funktioniert natürlich immer: Ein Mann steht im Schacht und schöpft einen Eimer voll, und ein anderer schüttet es mit diesem Holzhebel über Bord.«
    »Also schön, ich möchte Ottar nicht in seine Angelegenheiten dreinreden. Wo ist diese Navigationshilfe, die Sie eingebaut haben, Amory?«
    »Ich habe sie im Innern des Rumpfes so versiegelt, daß niemand sie beschädigen kann. Der Steuermann hat eine einfache Skala, nach der er sich richten kann.«
    »Wird das Ding funktionieren?«
    »Weshalb nicht? Erstens sind die Nordmänner von Natur aus gute Navigatoren. Sie legen meist nur kurze Ozeanstrecken zurück, so daß sie sich nach einem Landzeichen richten können. Dann kennen sie auch die Meeresströmungen und die Gewohnheiten der Seevögel, so daß sie ihnen an Land folgen können. Und sie können den Breitengrad, in dem sie sich befinden, ziemlich genau nach der Höhe des Nordsterns einschätzen. Wenn wir ihnen helfen, dann muß es etwas sein, das in ihr System paßt. Ein Magnetkompaß hätte keinen Sinn, weil er ihnen unbekannt ist und hier im Norden ohnehin wegen des Magnetpols schwierig zu handhaben wäre.«
    »Ich will nicht wissen, was Sie nicht getan haben, sondern was Sie getan haben.«
    »Sofort. Wir haben im Heck einen Kreiselkompaß eingebaut und ihn mit Langzeit-Batterien ausgestattet. Er wird bei Beginn der Fahrt eingeschaltet und müßte mindestens einen Monat laufen, bis die Batterien verbraucht sind. Und hier, neben dem Steuermann, befindet sich der Tochterkompaß.«
    Barney blinzelte durch das dicke Schauglas. Er entdeckte einen weißen Zeiger auf schwarzem Grund. Man sah keine Skaleneinteilung, sondern lediglich einen weißen Punkt. »Hoffentlich kennt sich Ottar mit dem Ding besser aus als ich«, sagte er.
    »O ja«, erwiderte Amory. »Er ist ganz begeistert. Wie Sie vielleicht wissen, verläuft die kürzeste Verbindung von den Orkney-Inseln bis zur Südspitze von Grönland etwa auf dem 60. Breitengrad. Wir stellen den Kompaß so ein, daß er immer auf Kap Farvel gerichtet ist. Übrigens benutzt Ottar normalerweise die gleiche Route – nur muß er sich nach dem Nordstern orientieren. Solange nun der weiße Zeiger auf den weißen Punkt deutet, hat das Schiff die exakte Richtung.«
    »Schön. Ottar verbringt den Winter bei Verwandten in Grönland. Aber wie geht es im Frühjahr weiter? Die Linie des 60. Breitengrads führt direkt in die Hudson-Bay.«
    »Wir müssen den Kompaß neu einstellen«, sagte Amory. »Ottar wird auf uns warten, bis wir neue Batterien in den Kompaß eingesetzt und ihn auf die Meerenge von Belle Isle ausgerichtet haben. Ich denke, daß er dem Instrument bis dahin vertrauen wird, auch wenn es nicht mehr parallel zu einem Breitengrad zeigt. Allerdings fließt die Ostgrönlandströmung in der gleichen Richtung, und Ottar ist mit ihr vertraut. Es dürfte ihm nicht schwerfallen, entweder die Küste von Labrador oder Neufundland zu erreichen.«
    »Er findet Vinland, schön«, sagte Barney. »Aber wie finden wir ihn?«
    »Bei den Batterien befindet sich ein Funkansprechgerät. Es sendet automatisch ein Signal aus, wenn es unsere Funkzeichen aufnimmt.«
    »Klingt idiotensicher. Hoffentlich täuscht der Klang nicht.« Barney warf einen Blick über das Deck und sah dann den dünnen Mast an. »Ich würde mit dem Ding nicht mal durch die Bucht hier kreuzen. Aber ich bin schließlich kein Wikinger. Morgen brechen wir auf. Wir brauchen nur noch ein paar Aufnahmen von dem Schiff, wenn es ins Meer hinaussegelt. Amory, ich verlasse mich darauf, daß Ihre Tricks funktionieren. Sonst können wir uns auch gleich in Vinland niederlassen.«
     
    *
     
    Gino steckte den Kopf aus dem Schacht hinter dem Mast. »Ich bin fertig, Sie können anfangen.«
    Barney wandte sich an Ottar, der lässig an der Ruderpinne lehnte, und sagte: »Verständige deine Männer, ja?«
    Die müden Seeleute knurrten vor sich hin, als sie die schwere Winde in Bewegung setzten. Sie hatten das große Quersegel seit der Morgendämmerung hochgezogen und wieder eingerollt. Gino richtete die Kamera

Weitere Kostenlose Bücher