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Zeitreise in Technicolor

Zeitreise in Technicolor

Titel: Zeitreise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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dicke Schneeschicht.
    »Nun?« rief Barney. »Was ist los? Wollt ihr nicht endlich herauskommen?«
    Dallas kletterte aus dem Jeep und stapfte durch den Schnee. »Dieses Island«, sagte er. »Ein Wetter haben die im Oktober!«
    »Den Wetterbericht kannst du dir sparen. Wie geht es Ottar und seinem Schiff?«
    »Alles in Ordnung. Das Schiff war zur Überwinterung auf den Strand gezogen und festgemacht, und als wir Ottar und seinen Onkel verließen, tranken sie sich mit der neuen Whiskyration eben einen Rausch an. Eine Zeitlang hatten wir Angst, wir würden ihn überhaupt nicht finden. Der Professor mußte vier Verschiebungen machen, bis wir ihn entdeckten. Offenbar hat er auf den Faröer-Inseln ein paar Besuche gemacht. Unter uns gesagt – er wäre wohl nie bis Island gekommen, wenn ihn nicht der Durst hingetrieben hätte. Wenn man sich mal an Schnaps gewöhnt hat, kommt man so leicht nicht mehr los davon.«
    Barney entspannte sich. Er lächelte sogar.
    »Gut. Dann verladen wir das Camp, solange wir noch etwas Tageslicht haben.« Er betrat die Zeitmaschine und ging vorsichtig in der Spur des Jeeps, um keinen Schneematsch in die Schuhe zu bekommen.
    Er öffnete die Tür zum Kontrollraum. »Noch genug Energie für einen weiteren Zeitsprung?« fragte er.
    »Natürlich.«
    »Dann bringen Sie uns an einen guten Platz auf Neufundland – und zwar ins Frühjahr 1005. Sie haben die Gegend ja mit Dr. Lyn durchforscht, als Sie auf der Suche nach einer Wikingersiedlung waren.«
    Professor Hewett nickte und blätterte in einem Notizbuch. »Ich habe mir da ein ideales Plätzchen gemerkt.« Er stellte die Koordinaten ein und betätigte die Maschine.
    Barney erlebte das inzwischen vertraute Gefühl der Zeitverschiebung, und dann landete die Plattform an einem felsigen Uferstreifen. Die Wellen rauschten fast bis zu ihnen heran, und eine düstere Klippe ragte aus dem Meer.
    »Was soll denn das sein?« schrie Barney über die donnernde Brandung hinweg.
    »Falsche Koordinaten«, rief der Professor zurück. »Ein kleiner Irrtum. Wir sind an einem falschen Platz gelandet.«
    »Das dachte ich mir fast. Verschwinden wir, bevor wir ins Meer hinausgespült werden!«
    Die zweite Reise brachte sie zu einer Wiese über einer kleinen Bucht. Hohe Bäume bedeckten die Flanken der Hügel, die hinter der Wiese anstiegen. Ein klarer Bach schlängelte sich zur Bucht hinunter.
    »Das gefällt mir schon besser«, meinte Barney, als die anderen den Jeep verließen. »Wo sind wir, Jens?«
    Jens Lyn sah sich um und sog prüfend die Luft ein. »Das hier ist die Epaves-Bucht, eigentlich ein Ausläufer der Heiligen Bucht an der nördlichsten Spitze Neufundlands. Da draußen liegt die Meerenge von Belle Isle. Wir haben diesen Platz gewählt ...«
    »Großartig. Genau das, was wir brauchen. Und Ottars Schiff kommt doch in die Meerenge, oder?«
    »Genau.«
    »Dann ist alles in Ordnung.« Barney bückte sich, nahm eine Handvoll nassen Schnee von der Plattform und formte einen Ball. »Das Gebiet an der Bachmündung lassen wir für Ottar und seine Leute frei. Wir schlagen unser Lager rechts am Rand der Wiese auf. Also los. Holen wir die Kollegen her. Aber zuerst machen wir die Plattform vom Schnee frei. Noch ein gebrochenes Bein können wir uns nicht leisten.«
    Dallas bückte sich, um sein Schuhband festzuknoten, und Barney konnte nicht widerstehen. Er warf den Schneeball und traf die Blue jeans genau da, wo sie am straffsten gespannt war.
    »Es geht los, Wikinger!« rief er fröhlich. »Wir besiedeln Vinland.«
     

 
13
     
    Die ganze Welt war grau, feucht und still. Der Nebel dämpfte die Geräusche und machte das Meer unsichtbar. Nur die flache Welle, die sich dicht vor ihren Füßen brach, zeugte von seiner Gegenwart. Der Laster stand nur ein paar Meter von ihnen entfernt, aber auch er verschwamm im Nebel.
    »Versuch es noch einmal«, sagte Barney und blinzelte in den Wattevorhang.
    Dallas, der sich in einen riesigen schwarzen Poncho gehüllt hatte und einen breitrandigen Stetson trug, hob den Druckzylinder, an dem das Nebelhorn befestigt war, und öffnete das Ventil. Ein dumpfes Dröhnen ging über das Wasser. Es hielt noch an, nachdem das Ventil geschlossen war.
    »Habt ihr das gehört?« fragte Barney.
    Dallas hielt den Kopf schräg und horchte. »Nichts, nur die Wellen.«
    »Ich könnte schwören, daß ich ein Klatschen hörte – so als würden Ruder ins Wasser getaucht. Laßt das Horn in Abständen von einer Minute Signale geben. Und hört genau hin!«

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