Zeitschaft
wie der Mann seinen Besitz verließ, ohne sich umzuschauen. Mit verdrossenem Gesichtsausdruck wandte er sich zum Haus um.
Er ging um die Hecke, am Garten vorbei und überquerte den Hof. Aus dem Hühnerstall kamen leise, zufriedene Glucklaute. An der Tür kratzte er seine Stiefel an dem alten Fußabstreicher aus Eisen ab und warf sie im Haus in die Diele. Er zog Hausschuhe an und hängte seine Jacke auf.
Die große Küche war warm und hell. Er hatte für moderne Geräte gesorgt, aber den alten abgetretenen Steinfußboden, den großen Kamin und die alte Eichenbank so gelassen, wie er sie vorgefunden hatte. Sein Onkel und seine Tante saßen auf beiden Seiten des Feuers in bequemen, hochlehnigen Sesseln, so stumm und reglos wie eiserne Kaminhunde. Die große runde Teekanne stand unter dem gesteppten Wärmer an ihrem Platz am Ende des Tischs. Schweigend setzte Roland, das Hoffaktotum, die Teller mit Teegebäck, Schälchen mit Butter und ein Glas selbstgemachter Erdbeermarmelade auf den Tisch.
Er ging zum Fenster, um sich die Hände zu wärmen. Als seine Tante ihn sah, schreckte sie hoch.
»Meiner Treu, es ist Ian!«
Sie beugte sich vor und klopfte ihrem Mann aufs Knie.
»Henry! Sieh mal, wer da ist! Ian ist zu Besuch. Ist das nicht nett?«
»Er wird jetzt bei uns wohnen«, erwiderte der Onkel geduldig.
»Ach?« sagte sie verwirrt. »Aha. Wo ist denn deine hübsche Frau, Ian? Wo ist Angela?«
»Sarah«, korrigierte er automatisch. »Sie ist in London geblieben.«
»Hmm. Hübsches Mädchen, aber flatterhaft. Trinken wir etwas Tee!« Sie nahm die Decke von den Beinen.
Roland hob sie auf ihren Stuhl nahe der Teekanne. Sie setzten sich alle um den Tisch. Roland war ein kräftiger Mann mit langsamen Bewegungen. Er war schon zwei Jahrzehnte bei der Familie.
»Sieh mal, Roland, Ian ist da. Er besucht uns.« Peterson seufzte. Seine Tante war schon seit Jahren senil; nur ihr Mann und Roland waren zu zusammenhängenden Gedanken fähig.
»Ian ist gekommen, um bei uns zu wohnen«, wiederholte sein Onkel.
»Wo sind die Kinder?« fragte sie. »Sie haben sich verspätet.«
Keiner erinnerte sie daran, daß ihre beiden Söhne vor fünfzehn Jahren bei einem Schiffsunglück ertrunken waren. Geduldig warteten sie darauf, daß das tägliche Ritual seinen Fortlauf nahm.
»Na gut, wir warten nicht auf sie.« Sie nahm die schwere Teekanne und goß den starken, dampfenden Tee in die blau-weiß gestreiften Tassen.
Schweigend aßen sie. Draußen setzte der Regen ein, der sich schon den ganzen Tag angekündigt hatte; erst zögernd, dann dichter. In der Ferne muhten die Kühe klagend, die vom Trommeln des Regens auf dem Stalldach aufgeschreckt wurden.
»Es regnet«, sagte sein Onkel.
Niemand antwortete. Er mochte ihr Schweigen. Und wenn sie sprachen, war ihr ostenglischer Dialekt wie Balsam in seinen Ohren. Sie sprachen langsam und beruhigend. Sein Kindermädchen war eine Frau aus Suffolk gewesen.
Er trank seinen Tee aus und ging in die Bibliothek. Zuerst griff er nach der Karaffe aus geschliffenem Glas, verzichtete dann aber auf einen Drink. Das stete Geräusch des Regens wurde von den schweren Eichenschlagläden gedämpft. Sie waren solide gebaut, mit einer verborgenen Stahlplatte im Holz. Er hatte das Haus zu einer Festung verwandelt, es konnte eine längere Belagerung überstehen. Die Kuhställe und die Scheune hatten doppeltes Mauerwerk und waren durch Tunnel mit dem Haus verbunden. Alle Türen waren von doppelter Stärke und mit schweren Riegeln versehen. Jedes Zimmer war eine kleine Waffenkammer. Er strich über ein Gewehr an der Wand, überprüfte die Patronenkammer; geölt und geladen, wie er es angeordnet hatte.
Er nahm eine Zigarre und ließ sich in seinen ledernen Armsessel fallen. Dann griff er zu einem bereitliegenden Buch, ein Maugham. Er begann zu lesen. Roland kam herein und entfachte ein Feuer. Das laute Knistern nahm der Kälte in dem Zimmer die Schärfe. Es würde noch Zeit genug sein, die Vorräte in Augenschein zu nehmen und einen Nahrungsplan aufzustellen. Kein Wasser von draußen, jedenfalls für eine Weile nicht. Keine Ausflüge ins Dorf mehr. Er machte es sich in dem Sessel bequem; zwar gab es noch einiges zu tun, aber im Moment fühlte er sich nicht dafür aufgelegt. Seine Glieder schmerzten, und immer noch überfiel ihn plötzliche Schwäche. Hier war er immer noch Peterson von Peters Manor; dieses Gefühl ließ er auf sich einwirken, es verschaffte ihm eine innere Ruhe. War es Russell, der gesagt
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