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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Crenshaw meint, wir sollten alle nur beten«, fuhr Nicky störrisch fort. »Miss Crenshaw sagt, es sei ein Strafgericht. Und wahrscheinlich das Ende der Welt.«
    »Aber das ist doch Unsinn, Liebes«, sagte Marjorie. »Wo kämen wir denn hin, wenn wir alle nur rumsäßen und beteten? Man muß doch vorankommen. Was mich daran erinnert, daß ihr euch jetzt besser vorwärts bewegt, sonst kommt ihr zu spät zur Schule.«
    »Miss Crenshaw sagt: ›Seht die Lilien auf dem Felde‹«, murmelte Nicky im Hinausgehen vor sich hin.
    »Und ich bin keine Lilie«, sagte Renfrew. Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Da mache ich mich wohl besser an mein mühsames Tagwerk.«
    »Und ich bleibe zu Hause und spinne?« lächelte Marjorie. »Anders geht es wohl nicht. Hier ist dein Mittagessen. Diese Woche gibt es wieder kein Fleisch, aber ich habe auf der Farm ein bißchen Käse ergattert und ein paar frühe Karotten ausgezogen. Ich glaube, dieses Jahr könnten wir auch ein paar Kartoffeln haben. Das würde dir gefallen, oder?« Sie stand auf und gab ihm einen Kuß. »Ich hoffe, deine Besprechung verläuft erfolgreich.«
    »Danke, Schatz.« Wieder spürte er dieses beklemmende Gefühl. Er mußte diese Geldmittel bekommen. Er hatte unermeßlich viel Zeit und Denken in dieses Projekt gesteckt. Er mußte die Geräte haben. Es mußte versucht werden.
    Renfrew verließ das Haus und stieg auf sein Fahrrad. Er war bereits dabei, den Familienvater abzuwerfen; seine Gedanken wanderten ihm voraus ins Laboratorium, zu den Anweisungen an die Techniker, zu dem bevorstehenden Gespräch mit Peterson.
    Radelnd ließ er Grantchester hinter sich und umfuhr Cambridge. Während der Nacht hatte es geregnet. Dicht über den gepflügten Feldern hing ein dünner Nebel, der das Licht weicher werden ließ. An den frisch ergrünten Blättern der Bäume klebten kleine Tropfen. Auf dem Teppich aus Glockenblumen, der die Lichtungen bedeckte, glitzerte es feucht. Die Straße verlief hier parallel zu einem Bach, der von Erlensträuchern und Nesselbüschen gesäumt wurde. Auf der Wasseroberfläche sah er winzige Wellen, die entstanden, wenn die Ruderwanzen auf ihren weit ausladenden Beinen sich mit ruckartigen Stößen vorwärts bewegten. An den Ufern blühte ein goldenes Tuch aus Butterblumen, die ersten Kätzchen sprossen aus den Weiden. Es war ein frischer Aprilmorgen, wie er ihn als Junge in Yorkshire immer so geliebt hatte; er hatte in der bleichen Morgensonne den aus den Mooren aufsteigenden Nebel beobachtet und den Hasen nachgeschaut, die er durch seine Schritte aufscheuchte. Der Weg, dem er jetzt folgte, war mit den Jahren abgesunken, und sein Kopf war fast auf einer Höhe mit den Baumwurzeln auf beiden Seiten. Ihn erreichte ein Geruch feuchter Erde und regengetränkten Grases, vermischt mit dem beißenden Geruch von Kohlerauch.
    Ausdruckslos blickten ein Mann und eine Frau ihn an, als er vorbeiradelte. Sie lehnten untätig gegen einen altersschwachen Holzzaun. Renfrew verzog das Gesicht. Monat für Monat trieb es mehr Squatter in die Gegend, weil sie Cambridge für eine reiche Stadt hielten. Weiter rechts standen die Überreste eines alten Bauernhauses. In der letzten Woche waren die gähnend leeren Fenster mit Zeitungspapier, Brettern und Lumpen gestopft worden. Es war nur erstaunlich, daß die Behausung noch nicht vorher von Squattern aufgespürt worden war.
    Das letzte Stück durch die Vororte von Cambridge war das schlimmste. Überall waren kreuz und quer verlassene Autos abgestellt, die die Straße zum Hindernisparcours machten. Es hatte einmal ein nationales Programm gegeben, die Wracks dem Produktionskreislauf wieder zuzuführen, aber mehr als viel Gerede im Fernsehen hatte Renfrew nie davon gesehen. Er schlängelte sich zwischen den Autos hindurch, die dort wie augen- und gliederlose Käfer hockten, aller beweglichen Teile beraubt. In einigen Wagen wohnten Studenten. Schläfrige Gesichter wandten sich ihm zu.
    Vor dem Cavendish kettete er sein Fahrrad an dem Gestell fest. Ein Auto stand auf dem Platz, bemerkte er. Dieser Kerl Peterson würde doch wohl kaum so früh da sein? Es war noch nicht einmal halb neun. Er ging die Stufen hinauf und durchquerte die Eingangshalle.
    Der jetzige Komplex aus drei Gebäuden war für Renfrew eine anonyme Angelegenheit. Das ursprüngliche Cav, wo Rutherford den Atomkern entdeckt hatte, war ein altes Backsteingebäude im Zentrum von Cambridge, ein Museum. Nur zweihundert Meter von der Madingley Road entfernt,

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