Zeitspringer
Koll.
»Nein, Sir. Äh, ich meine, natürlich, Sir. Gewiß. Es ist nur so, daß wir im Grunde keine Gelegenheit gehabt haben, etwas zu unternehmen«, sagte Quellen.
Der alberne Klang seiner Stimme entsetzte ihn. Sehr lahm, Quellen, sehr lahm, sagte er zu sich selbst. Natürlich weißt du nichts darüber, wenn du deine ganze freie Zeit in dem hübschen kleinen Versteck jenseits des Ozeans verbringst. Aber Stanley Brogg kennt vermutlich alle Einzelheiten. Brogg ist sehr tüchtig.
»Nun, wohin, glauben Sie denn, sind sie gegangen?« fragte Koll. »Vielleicht glauben Sie, sie wären alle in Stats gesprungen und irgendwohin gegangen, um Arbeit zu suchen. Vielleicht nach Afrika?«
Der Stachel war giftig. Quellen war nahe daran, vor Entsetzen aufzustöhnen, bevor er sich einzureden vermochte, daß Koll ins Blaue zielte. Er verbarg seine Reaktion, so gut er konnte, und erwiderte gleichmütig: »Ich habe keine Ahnung, Sir.«
»Dann haben Sie Ihre Geschichtsbücher nicht richtig gelesen, Quellen. Denken Sie nach, Mann. Was war die wichtigste historische Entwicklung der vergangenen fünfhundert Jahre?«
Quellen überlegte. Was nun? Die Entente? Das Entstehen der Hohen Regierung? Der Zusammenbruch der Nationen? Das Stat? Er haßte die Art und Weise, wie Koll ihn zu einem dummen Schuljungen machen konnte. Quellen wußte, daß er kein Schwachkopf war, selbst wenn er noch so albern wirkte, sobald man ihn tadelte. Er war durchaus tüchtig. Aber im Kern seines Wesens lag seine verwundbare Stelle, sein verborgenes Verbrechen, und das bedeutete, daß er im Innersten Wackelpudding war. Er begann zu schwitzen. Er sagte: »Ich bin nicht sicher, wie ich diese Frage bewerten soll, Sir.«
Koll klappte die Sauerstoffzufuhr ein bißchen stärker auf, mit einer beinahe beleidigende Geste der Freundlichkeit. Das kostbare Gas strömte ins Zimmer. Leise sagte Koll: »Dann will ich es Ihnen sagen. Es ist die Ankunft der Springer. Und dies ist das Zeitalter, von dem aus sie den Weg antreten.«
»Versteht sich«, sagte Quellen. Jedermann wußte von den Springern, und er ärgerte sich über sich selbst, weil er Koll nicht einfach das Naheliegende offeriert hatte.
»In den letzten Jahren hat jemand eine Methode entwickelt, durch die Zeit zu reisen«, sagte Spanner. »Er fängt an, die Zeitspringer in die Vergangenheit zurückzuschleusen. Tausende von arbeitslosen Proleten sind schon verschwunden, und wenn wir ihn nicht bald fassen, wird er die Vergangenheit mit allen Wanderarbeitern im Land vollstopfen.«
»Und? Das meine ich doch«, sagte Koll ungeduldig. »Wir wissen, daß sie schon in der Vergangenheit angekommen sind; unsere Geschichtsbücher sagen es. Jetzt können wir uns zurücklehnen und es diesem Burschen überlassen, unseren Abfall über die vergangenen fünf Jahrhunderte zu verstreuen.«
Spanner drehte sich mit dem Sessel herum und starrte Quellen an.
»Was meinen Sie?« fragte er scharf. »Sollen wir uns an den Befehl der Hohen Regierung halten, diesen Kerl ausfindig zu machen und das Verschwinden der Springer zu beenden? Oder sollten wir tun, was Koll meint, und alles einfach so weitergehen lassen, womit nicht nur Denen, sondern übrigens auch dem getrotzt wird, was die Geschichte sagt?«
»Ich brauche Zeit, um den Fall zu studieren«, sagte Quellen argwöhnisch. Das letzte, was er wollte, war, dazu gezwungen zu werden, einen Vorgesetzten dem anderen vorzuziehen.
»Lassen Sie sich Ihren Weg von mir zeigen«, sagte Spanner mit einem Seitenblick auf Koll. »Wir haben unsere Anweisungen von der Hohen Regierung, und es ist sinnlos, daran zu deuteln. Wie Koll sehr genau weiß, hat Kloofman persönlich Interesse an diesem Fall genommen. Unsere Aufgabe ist es, den illegalen Hauptknoten der Zeitreisetätigkeit ausfindig zu machen und ihn unter amtliche Kontrolle zu bringen. Koll, wenn Sie Einwände haben, wenden Sie sich besser an die Hohe Regierung.«
»Keine Einwände«, sagte Koll. »Quellen?«
»Ja, Sir?«
»Sie haben Mr. Spanner gehört. Machen Sie sich sofort an die Arbeit. Spüren Sie den Kerl auf, der die Springer befördert, und räumen Sie ihn aus dem Weg, aber nicht, bevor Sie sein Geheimnis aus ihm herausgeholt haben. Die Hohe Regierung will den Prozeß in die Hand bekommen. Und dieses illegale Vorgehen unterbinden. Zeigen Sie, was Sie können, Quellen.« Er war entlassen.
2
Norman Pomrath sah seine Frau kalt an und sagte: »Wann wird dein Bruder für uns etwas tun, Helaine?«
»Ich hab’ es dir doch schon gesagt.
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