Zelot
Die Römer nehmen Masada ein
80 – 90 Der Jakobusbrief wird geschrieben
90 – 100 Abfassung des Matthäus- und des Lukas-Evangeliums
94 Josephus schreibt sein Buch
Jüdische Altertümer
100 – 120 Abfassung des Johannes-Evangeliums
132 Revolte des Simon bar Kochba
300 Die
Pseudoklementinen
werden zusammengestellt
313 Kaiser Konstantin gibt das Edikt von Mailand heraus
325 1 . Konzil von Nikaia (Nizäa)
393 Konzil von Hippo Regius
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Teil I
Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke!
Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du Heilige Stadt!
Denn es wird hinfort kein Unbeschnittener oder Unreiner zu dir hineingehen. Schüttle den Staub ab, steh auf, Jerusalem, du Gefangene! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion!
Jesaja 52 , 1 – 2
Prolog
Ein Opfer anderer Art
Der Krieg gegen Rom beginnt nicht mit Schwerterklirren, sondern mit dem Blitzen eines Dolches, den ein Attentäter unter seinem Mantel hervorzieht.
Festzeit in Jerusalem: die Zeit, in der Juden aus dem ganzen Mittelmeerraum in die Heilige Stadt strömen, um dem Gott duftende Opfer zu bringen. Es gibt im alten jüdischen Kult eine ganze Menge jährlicher Rituale und Feiern, die man nur hier, im Tempel von Jerusalem, vollziehen kann, in der Gegenwart des Hohepriesters, der sich die heiligsten Feiertage – Pascha-, Wochen- und Laubhüttenfest – vorbehält und in dieser Zeit saftige Gebühren, den Zehnten, wie er es nennt, für seine Mühen einstreicht. Und was für Mühen das sind! An solchen Tagen kann die Bevölkerung der Stadt auf über eine Million Menschen anwachsen. Die Pförtner und rangniedrigeren Priester müssen ihre ganze Kraft einsetzen, um die drängelnden Pilger durch die Hulda-Tore an der Südwand des Tempels zu schleusen, sie durch die dunklen, höhlenartigen Tunnel unter dem Tempelplatz zu treiben und sie schließlich die beiden Treppen hinauf zum sogenannten Heidenvorhof zu geleiten, einem öffentlichen Platz, auf dem auch Markt gehalten wird.
Der Tempel von Jerusalem ist eine grob rechteckige Anlage, etwa 500 Meter lang und 300 Meter breit. Er liegt auf dem Berg Morija am Ostrand der Heiligen Stadt. Seine Außenmauern sind von überdachten, blendend weißen Säulengängen umgeben, die die Massen vor der gnadenlos herunterbrennenden Sonne schützen. An der Südflanke des Tempels liegt die größte und schönste dieser Portiken, die sogenannte königliche Säulenhalle – ein hoher, zweistöckiger, basilikaähnlicher Versammlungssaal im römischen Stil. Dies ist das Verwaltungszentrum des Sanhedrin, der höchsten religiösen Körperschaft und gleichzeitig obersten Gerichtsinstanz der jüdischen Nation. Dort warten aber auch Scharen von Händlern und zwielichtigen Geldwechslern, sobald man von den Treppen im Untergrund in das Licht der großen, sonnendurchfluteten Platzanlage tritt.
Die Geldwechsler haben eine sehr wichtige Funktion im Tempel: Gegen eine Gebühr tauschen sie schlechte ausländische Münzen in hebräische Schekel ein, die einzige Währung, die im Tempel zählt. Die Geldwechsler sammeln auch den halben Schekel Tempelsteuer ein, den alle erwachsenen Männer zahlen müssen, um den Pomp und das Spektakel zu finanzieren, das Sie um sich herum sehen: die Berge glimmenden Weihrauchs und die nicht abreißenden Opfer, den als Trankopfer vergossenen Wein und die ersten Feldfrüchte, den Chor der Leviten, der laut Lobpsalmen singt, und das Begleitorchester, das Leiern schlägt und Zimbeln klingen lässt. Irgendjemand muss dieses nötige Beiwerk schließlich bezahlen. Irgendjemand muss die Kosten für die Brandopfer tragen, die dem Herrn so gefallen.
Mit der neuen Währung in der Hand haben Sie nun die Möglichkeit, all die Stände unter die Lupe zu nehmen, die sich an den Außenmauern entlangziehen, und Ihr Opfer zu kaufen: eine Taube, ein Schaf – das hängt von der Größe Ihrer Geldbörse ab oder von der Schwere Ihrer Sünden. Aber auch wenn die Letzteren größer sind als die Erstere, müssen Sie nicht verzweifeln. Gern gewähren die Geldwechsler Ihnen den Kredit, den Sie brauchen, damit Ihr Opfer etwas üppiger ausfällt. Es gibt strenge gesetzliche Regeln, die festlegen, welche Tiere für diesen geheiligten Anlass gekauft werden dürfen. Sie müssen makellos sein. Domestiziert, keine Wildtiere. Und sie dürfen nie als Lasttiere im Einsatz gewesen sein. Sei es nun ein Ochse oder ein Bulle, ein Widder oder ein Schaf – sie alle müssen speziell zu
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