Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
und ich schicke dich nicht einfach so ins Blaue.«
Aufgebracht wollte Dirk widersprechen, aber Sven hob entschieden eine Hand. »Nun reg dich nicht auf. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich dir nicht glaube. Aber jetzt sofort können wir wirklich nichts unternehmen. Flieg zu Mark. Du hattest dich darauf gefreut, und die paar Tage werden nichts ändern. Immerhin hat es nun auch was Gutes, dass ich meinen Flug stornieren musste. Wenn das BKA deine Auswertung bestätigt, bereite ich alles vor, und wir können direkt nach deiner Rückkehr starten.«
Dirk gab nach, wenn auch nicht ganz überzeugt. Wenigstens wäre sein Freund da, wenn sich neue Erkenntnisse ergaben. Wegen einer Mittelohrentzündung des Sohnes seiner Lebensgefährtin hatte der Kinderarzt dringend von dem Langstreckenflug abgeraten. Ohne zu zögern hatte Sven den geplanten Urlaub storniert. »Also gut, aber verrate mir endlich, woher die Daten stammen.«
»Ich habe dir nichts über die Quelle gesagt, damit du unvoreingenommen an die Sache rangehst. Die Leiterin der Buchhaltung von
VirTech
hat mir die Datei per E-Mail geschickt. Am gleichen Abend ist sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«
»Unfall? Nicht wirklich, oder?«
»Eher nicht. Aber ich warte noch auf den Abschlussbericht der Techniker. Außer den Daten, die du auseinandergenommen hast, habe ich nichts. Leider.« Sven nahm ein Blatt von seinem Schreibtisch und reichte es Dirk. »Hier, lies selbst.«
Dirk überflog die Mail und stutzte. »Was heißt das: ›Die Daten stehen in einer Verbindung zu einem Ihrer alten Fälle‹?« Er winkte ab, als Sven zu einer Antwort ansetzte. »Schon klar, du hattest keine Chance, sie zu fragen. Also ist es kein Zufall, dass der Mist bei uns gelandet ist.«
»Stimmt, und ich wüsste zu gerne, wieso. Aber was anderes. Ich habe noch ein Abschiedsgeschenk für dich.« Sven nahm aus seiner Schreibtischschublade mehrere zusammengeheftete Blätter. »Diese ewigen Verlängerungen deines Beratervertrages nerven. Sieh dir das mal an.«.
Es dauerte einige Sekunden, bis Dirk begriff, dass vor ihm das Angebot lag, unbefristet für das LKA zu arbeiten. »Dann muss ich ja keine Angst mehr haben, dass du mich mal rausschmeißt. Das Angebot geht in Ordnung.«
Sven erwiderte sein Grinsen. »Aber eine Sache ändert sich dann.«
»Und die wäre?«
»Du darfst auch endlich mit einem Ausweis herumlaufen.«
Dirk lachte. »Schöner Mist, dass du mich dann nicht mehr damit aufziehen kannst, dass ich keinen habe, oder? Was ist eigentlich mit einem Blaulicht für meinen BMW?«
»Bei deinem Fahrstil?«
3
Suchend blickte Laura Kranz sich in dem Flughafengebäude um. Nichts, kein bekanntes Gesicht, nur umhereilende Menschen. Jeder schien ein Ziel zu haben, nur sie konnte nichts anderes tun, als zu warten, und das auch noch mit zwei ungeduldigen Kindern, die sie mit Fragen nervten, auf die sie keine Antworten wusste. Dirk war auf der Suche nach ihrem Gepäck in die eine Richtung verschwunden, seine Frau mit ihrem kleinen Sohn zu den Toiletten in die andere. Damit war sie mit ihren Kindern allein zurückgeblieben – und keine Spur von Mark, der sie abholen wollte. Mit einem Wagen kämen sie nicht aus, und er hatte doch versprochen, dass …
»Laura?«
Eine Stimme, die sie kannte, aber hier nicht erwartet hätte. Ihre Tochter Rami stieß einen Freudenschrei aus. Rasch drehte Laura sich um und bemühte sich, ihre Enttäuschung nicht zu deutlich zu zeigen. »Ach ver…« Schnell schluckte sie den Rest des Fluchs herunter. Das hatte der Mann, der sie eher amüsiert als verärgert ansah, nicht verdient.
»Entschuldige die Begrüßung, Tom. Ich dachte nur, Mark wäre hier.«
Tom Bannings gehörte zu Marks Team, sodass sie sich schon einige Male begegnet waren. Der SEAL winkte lächelnd ab und begrüßte zunächst die Kinder. Vor allem Rami war von dem gut aussehenden Deutsch-Amerikaner mit den schulterlangen schwarzen Haaren und den auffallend blauen Augen hingerissen, ahnte jedoch zum Glück nicht, dass er ein Elitesoldat war. Ansonsten wäre ihre Schwärmerei für ihn wohl noch mehr ausgeufert. Allerdings hätte Laura auch zu gerne gewusst, warum Tom als Teenager nach Amerika gegangen und wie er bei den SEALs gelandet war. Leider hüllte er sich über seine Vergangenheit in Schweigen und wehrte jeden von Ramis Versuchen ab, ihn auszufragen. Die Zeit, während Tom überaus geduldig ihre Tochter und ihren Sohn begrüßte, nutzte sie, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Offenbar
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