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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kommando, und wenn es auch erst nur eine Prise wäre. Aber er tat dasselbe wie Sie bei Konteradmiral Coutts und wies meinen Vorschlag zurück.«
    Er lächelte ernst »So liegen also die Dinge.«
    Bolitho sah, daß auch sein Glas wieder gefüllt wurde, und sagte verwirrt: »Ich danke Ihnen, Sir!«
    Pears zog eine Grimasse. »Also kippen Sie Ihren Bordeaux hinunter und gehen Sie sich verabschieden. Von nun an können Sie jemand anderem Ihre Meinung sagen!«
    Bolitho stand draußen vor der Kajüte neben dem bewegungslosen Posten, als wäre alles nur ein Traum gewesen.
    Er fand Cairns noch an Deck, gegen das Luvwant gelehnt und zu den Lichtern der Brigg hinüberblickend.
    Bevor Bolitho den Mund öffnen konnte, sagte Cairns energisch: »Du gehst morgen als Prisenkommandant hinüber, das ist beschlossene Sache, und wenn ich dich in Eisen hinschaffen lassen muß.«
    Bolitho stand neben ihm und nahm fast unbewußt die verschiedenen Geräusche wahr, das Knarren des Ruders, das Schlagen des Tauwerks gegen Mast, Stagen und Segel.
    Ich nehme an, dies wird eine lange Nacht für Sie werden.
    »Was war denn los, Neu?«
    Er fühlte sich diesem ruhigen Schotten mit seiner weichen Sprache sehr nahe.
    »Der Kommandant hat einen Brief bekommen. Ich weiß nicht, von wem, es ist nicht sein Stil, sich zu beklagen. Es war eine „freundliche“ Mitteilung, wenn man es so nennen will, aus der Kapitän Pears erfuhr, daß er bei der Beförderung zum Flaggoffizier übergangen wurde. Kapitän wird er bleiben.« Er blickte zu den Sternen über der dunklen Takelage auf. »Und wenn die Trojan einmal außer Dienst gestellt wird, dann ist das das Ende seiner Laufbahn. Coutts ist nach London zur Admiralität beordert worden, um sich dort zu verantworten.« Cairns konnte seinen Ärger, seinen Schmerz nicht verbergen. »Aber er hat Vermögen und eine gesellschaftliche Stellung. Pears dagegen hat nur sein Schiff.«
    »Ich danke dir, daß du mir das alles erzählt hast.«
    Cairns Zähne leuchteten sehr weiß in dem schwachen Licht.
    »Weg mit dir, Mann! Los, pack deine Kiste!«
    Als Bolitho sich zum Gehen wandte, fügte er leise hinzu: »Aber du verstehst? Ich konnte ihn doch jetzt nicht verlassen.«
    Früh am nächsten Morgen lagen beide Schiffe beigedreht, und die Boote der Trojan begannen, die Verwundeten auf die Brigg hinüberzuschaffen. Auf der Rückfahrt brachten sie nach und nach die Besatzung der White Hills herüber in Gefangenschaft. Es mußte eines der kürzesten Kommandos der Seegeschichte gewesen sein, dachte Bolitho.
    Noch immer erschien ihm alles unwirklich, und er ertappte sich dabei, verschiedene wichtige Dinge vergessen, andere dafür mehrmals getan zu haben.
    Jedes Mal, wenn er an Deck ging, mußte er zu der Brigg hinüberblicken, die in der steilen See heftig stampfte. Einmal unter Segel, konnte sie jedoch fliegen, wenn es erforderlich wurde. Der Anblick war noch zu frisch in seiner Erinnerung.
    Cairns hatte ihm mitgeteilt, daß Pears ihm gestatte, seine Prisenbesatzung selbst auszuwählen, und zwar genug Leute, um die Brigg in Sicherheit zu bringen oder einem schweren Sturm oder mächtigen Gegner davonzusegeln.
    Stockdale brauchte er nicht erst zu fragen, der wartete bereits mit einem gepackten kleinen Seesack, seiner weltlichen Habe. Pears hatte Bolitho auch aufgetragen, den schwerverwundeten Kapitän Tracy nach Antigua mitzunehmen. Sein Zustand war so ernst, daß man ihn nicht mit den anderen Gefangenen zusammen abtransportieren konnte; andererseits würde er wenig Mühe verursachen.
    Als die Zeit der Trennung näher rückte, spürte Bolitho, wie bewegt er war. Kleine Ereignisse aus den letzten zweieinhalb Jahren kamen ihm schlagartig in den Sinn. Es schien unglaubhaft, daß er die Trojan jetzt verlassen und sich zur Verfügung des Kommandierenden Admirals in Antigua halten sollte. Es war wie der Beginn eines neuen Lebens mit anderen Gesichtern, unbekannter Umgebung.
    Er war überrascht und nicht wenig bewegt über die Anzahl der Leute, die freiwillig mit ihm gehen wollten.
    Carlsson, der Schwede, der ausgepeitscht worden war; Dunwoody, der Müllerssohn; Moffitt, der Amerikaner; Rabbett, der ehemalige Dieb aus Liverpool, und der alte Buller, der Toppsgast, der die Brigg als erster wiedererkannt hatte. Er war zum Unteroffizier befördert worden, und das war ihm so unglaubhaft erschienen, daß er immer wieder erstaunt den Kopf schüttelte, als es ihm offiziell mitgeteilt wurde.
    Da waren noch andere, ebenso feste Bestandteile der

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