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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Trojan wie ihr Kommandant oder wie die Galionsfigur.
    Er beobachtete, daß Frowd auf einem Bootsmannstuhl in den Kutter gefiert wurde, sein geschientes, bandagiertes Knie ragte hervor wie ein Elefantenzahn. Er schien wütend zu sein über die Würdelosigkeit, mit der er sein Schiff verlassen mußte.
    Quinn hatte schon hinübergesetzt. Es würde schwierig sein, zwischen den beiden zu stehen, dachte Bolitho. Er hatte gesehen, daß Frowd Quinn voller Bitterkeit betrachtete. Wahrscheinlich sagte er sich, ob es gerecht war, daß Quinn, der von der Marine Ausgestoßene, verschont geblieben war, während er selbst zum Krüppel geschossen wurde.
    Die meisten Verabschiedungen hatte Bolitho im Lauf der Nacht und des Morgens schon hinter sich gebracht: rauhes Händeschütteln vom Stückmeister und vom Bootsmann, verlegenes Grinsen von anderen, die er vom Knaben zum Mann hatte reifen sehen.
    D’Esterre hatte schon einen Teil seines privaten, vorzüglichen Weinvorrats auf die Brigg hinübergeschickt; Sergeant Shears übe rreichte ihm eine kleine, aus Silberstücken selbstgefertigte Kanone zum Abschied.
    Cairns überprüfte die Liste der Gegenstände und der Tätigkeiten, die notwendig waren, und sagte dann: »Der Weise sagt, daß es aufbrisen wird, Dick. Du gehst jetzt besser hinüber.« Er streckte ihm die Hand hin. »Ich sage dir hier Lebewohl.« Dann blickte er sich in der Offiziersmesse um, wo sie so viele gemeinsame Stunden verlebt hatten. »Es wird hier einsamer werden, wenn du weg bist.«
    »Ich werde dich nicht vergessen, Neu.« Bolitho ergriff fest die dargebotene Hand. »Niemals!«
    Sie schritten gemeinsam zur Niedergangstreppe, als Cairns plötzlich sägte: »Noch etwas. Kapitän Pears ist der Meinung, daß du noch einen Offizier mitnehmen solltest, der dich beim Wachegehen unterstützt. Einen Steuermannsmaaten können wir nicht entbehren, und Leutnants sind so rar wie Nächstenliebe, bis der Ersatz eintrifft.
    Es kommt also nur ein Fähnrich in Frage.«
    Bolitho überlegte.
    Cairns fuhr fort: »Weston wird jetzt kommissarischer Leutnant, Lunn und Burslem bleiben besser hier, um ihre Ausbildung zu beenden, also kommen nur Forbes und Couzens in Frage, die jung genug sind, wieder neu anzufangen.«
    Bolitho lächelte. »Ich werde es ihnen selbst überlassen.«
    Während die Offiziere zusahen, rief Erasmus Bunce, der Master, die beiden dreizehnjährigen Fähnriche herbei.
    »Ein Freiwilliger wird gesucht, Gentlemen –«, Bunce betrachtete sie verächtlich, »– obgleich mir nicht klar ist, welchen Nutzen Mr.
    Bolitho von eurer Anwesenheit haben sollte.«
    Beide traten vor, Couzens mit derart flehentlichem Blick in seinem runden Kindergesicht, daß Bunce ihn fragte: »Sind Ihre Sachen gepackt?«
    Couzens nickte eifrig, aber Forbes war den Tränen nahe, während er den Kopf schüttelte.
    »Los«, sagte Bunce, »laufen Sie, Mr. Couzens, lebhaft! Dem Herrn sei Dank, daß das Schiff endlich von Ihrem Übermut und Unfug befreit wird!« Er blinzelte Bolitho an. »Zufrieden?«
    »Aye.«
    Bolitho schüttelte die letzten Hände und versuchte, seine Bewegung zu verbergen.
    D’Esterre war der allerletzte. »Viel Glück, Dick. Wir werden uns wieder begegnen. Du wirst mir fehlen.«
    Bolitho blickte zur White Hills hinüber, sah, wie die Schaumkämme ihren Rumpf streichelten.
    Die Segelorder war in seiner Tasche verstaut, in einem mehrfach versiegelten Umschlag. Er ging zur Pforte, sah die längsseits liegende Gig steigen und fallen. Es wird auffrischen, hatte Bunce gesagt. Vielleicht war das ganz gut, es würde ihn in Trab halten, ihm keine Zeit für Abschiedsschmerz lassen.
    Cairns schaltete sich ein: »Hier ist der Kommandant.«
    Pears kam gemächlich über das Achterdeck, seine Rockschöße blähten sich auf beiden Seiten wie Leesegel, während er seinen goldverbrämten Hut mit einer Hand festhielt.
    »Wir wollen segeln, Mr. Cairns. Ich möchte diesen günstigen Wind ausnutzen.« Bolitho schien er zum ersten Mal zu sehen: »Noch immer hier, Sir?« Seine Augenbrauen hoben sich. »Bei meiner Seele…« Er vollendete den Satz jedoch nicht, sondern hielt Bolitho seine große Hand hin.
    »Ab mit Ihnen. Grüßen Sie Ihren Vater, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen.« Dann wandte er sich um und ging zum Kompaß.
    Bolitho grüßte die Flagge, hielt seinen Degen an die Hüfte gepreßt und stieg eilig in das wartende Boot.
    Die Riemen tauchten ins Wasser, und sofort blieb die Trojan achteraus; die Leute traten von der Reling zurück, um

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