Zerfetzte Flaggen
seine Stimme nervös.
Bolitho lächelte ebenso gezwungen. »Scheint so. Aber Sie haben gesehen, wo der letzte Posten steht. Wenn Sie mit einer Meldung zurück müssen, lassen Sie sich von ihm weiterleiten, damit Sie sich nicht verirren.«
Er nahm die Pistole aus dem Gürtel und untersuchte sie sorgfältig, dann zog er den Dolch aus der Scheide und steckte ihn in den Boden, damit die Klinge nicht reflektierte.
Langsam wurde es unerträglich heiß; Bolitho versuchte, nicht an kühles Trinkwasser zu denken.
Nach einer Weile sagte Couzens: »Endlich weiß ich, daß ich etwas tue, etwas Nützliches.«
Bolitho seufzte. »Hoffentlich haben Sie recht.«
Als sich nach einiger Zeit die Sonne über den Horizont schob und ihre ersten Strahlen das Fort und den geschützten Ankerplatz in helles Licht tauchten, hatte Bolitho eine ganze Menge über seinen Gefährten erfahren. Couzens war der fünfte Sohn eines Geistlichen aus Norfolk, hatte eine Schwester namens Beth, die den Sohn des Gutsherren heiraten wollte, wenn sich auch nur die geringste Chance dazu bot, und seine Mutter konnte den besten Apfelkuchen der ganzen Grafschaft backen.
Sie verfielen beide in Schweigen, als sie das nun klar zu erke nnende Fort und dessen Umgebung betrachteten. Bolitho hatte hinsichtlich der Form recht gehabt. Es war sechseckig, und der Raum zwischen den dicken Doppelwänden aus Palmenholz war mit Steinen und festgestampfter Erde gefüllt. Sowohl die innere wie auch die äußere Palisade trugen eine Brustwehr. Bolitho schätzte, daß auch die schwerste Kanonenkugel kaum diese Wände durchschlagen konnte.
Auf der Seeseite stand ein gedrungener, viereckiger Turm mit einem Flaggenmast, und ziehender Qualm deutete darauf hin, daß im Innenhof irgendwo eine Küche sein mußte.
Die Wände wiesen die üblichen Schießscharten auf, und als das Licht stärker wurde, sah Bolitho auch zwei Geschützpforten zum Festland hin und den Schatten einer Toreinfahrt dazwischen. Zwei kleine Boote wurden zum Strand gerudert, wo das Gerippe eines anderen Bootes lag, vermutlich das Überbleibsel eines alten Gefechtes.
Couzens flüsterte aufgeregt: »Dort, Sir, der Ponton!«
Bolitho senkte das Teleskop und betrachtete das Fort und den festgemachten Ponton. Es war eine grobe Konstruktion mit Schlepptauen und gerippter Verladerampe für Pferde und Wagen.
Der Sand war auf beiden Seiten des Sund aufgewühlt vom häufigen An- und Ablegen.
Er schwenkte das Glas vorsichtig weiter bis zur Lagune, die zwar klein war, aber genügend Ankerplatz für zwei Schiffe von der Größe einer Brigg oder eines Schoners bot.
Ein Trompetensignal ertönte von drüben, und einen Augenblick später stieg eine Flagge am Mast hoch und wehte lustlos in ihrer Richtung. Ein paar Köpfe bewegten sich über dem Brustwall, dann sah Bolitho eine einzelne Gestalt sich auf dem Pontonfloß erheben und lässig ein Gewehr schultern. Er hielt den Atem an. Das war neu. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß auf dem Floß ein Posten stationiert war. Offensichtlich war die Nachtwache des Mannes jetzt vorüber. Für Pagets Plan mußte dieser Posten vorher erledigt werden.
Während der ersten Stunde beobachtete Bolitho das Fort systematisch, schon allein um sich von der glühenden Hitze und dem grellen Licht abzulenken. Es schienen nicht viele Leute in der Garnison zu sein, und die Hufspuren bei dem Ponton deuteten darauf hin, daß vor kurzem eine größere Anzahl Soldaten das Fort verlassen hatte. Vielleicht war dies schon eine Reaktion auf das vorbeisegelnde britische Geschwader.
Bolitho dachte an Konteradmiral Coutts listigen Plan, der im Grunde so einfach war. Sicher wäre Coutts jetzt gern hier gewesen, um zu sehen, wie gut alles bisher gelaufen war.
Der Kanadier Macdonald lag plötzlich neben ihm, ohne auch nur das geringste Geräusch verursacht zu haben, und zeigte grinsend seine schmutziggelben Zähne.
»Zwecklos, nach dem Dolch zu greifen, Mister.« Sein Grinsen wurde breiter. »Hätte Ihnen mühelos die Kehle durchschneiden können.«
Bolitho schluckte. »Wahrscheinlich.« Er sah Quinn und Fähnrich Huyghue durch das Gestrüpp auf sie zurobben und sagte: »Wir sind abgelöst, scheint mir.«
Später, in Pagets provisorischem Kommandostand, berichtete Bolitho, was er gesehen hatte.
Paget knurrte: »Wir müssen dieses Floß haben.« Dann blickte er Probyn bedeutungsvoll an: »Ein Job für Seeleute, eh?«
Probyn zuckte die Schultern. »Klar, Sir.«
Bolitho lehnte an einer Palme und trank Wasser
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