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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sich schon um meine Meinung?«
    Es war Nachmittag, als der Logger sich endlich um die Spitze der Insel herumgequält und den Ankerplatz erreicht hatte. Nachdem er geankert und seine Segel notdürftig festgemacht hatte, sah man ein Boot zu ihm hinüberrudern.
    Probyn fragte müde und gereizt: »Also, was tut sich?«
    Bolitho richtete das Glas auf einen Mann, der in das jetzt längsseits liegende Boot ging. War es Eitelkeit oder eine zur Schau gestellte Selbstsicherheit? Aber die Uniform – leuchtend bunt gegen den trüben Hintergrund der Bordwand – sprach eine deutlichere Sprache als jede Botschaft. Ruhig sagte er: »Ein französischer Offizier geht von Bord.« Und seitwärts zu Probyn: »Nun wissen wir Bescheid.«

Probyns Entscheidung
    Fähnrich Couzens kroch auf Händen und Knien zu Bolitho auf dem Steilhang hin.
    »Alles erledigt, Sir!« Er blickte hinunter zum Meer und den abweisenden Umrissen des Forts.
    Bolitho nickte. Trotzdem gingen ihm noch ein Dutzend Fragen im Kopf herum. Waren die Waffen der Seeleute überprüft worden, um sicherzustellen, daß nicht irgendeine ängstliche Seele keine Munition im Lauf hatte? Hatte Couzens ihnen die lebenswichtige Bedeutung absoluter Lautlosigkeit eingehämmert? Aber jetzt war es zu spät. Er mußte den Männern vertrauen, die er geduckt hinter sich wußte, in der ihnen unbekannten Umgebung nervös die Waffen umklammernd.
    Wenigstens schien der Mond nicht; dafür hatte sich jedoch der Wind völlig gelegt, lediglich das regelmäßige Klatschen der Brandung war zu hören. Es würde schwierig sein, die Leute unbemerkt hinunter an den Strand und hinüber zur Insel zu führen, da kaum ein Geräusch ihre Annäherung überdeckte.
    Er dachte an d’Esterres kühle Einschätzung der Verteidigungsanlagen.
    Er hatte das Fort von drei verschiedenen Punkten aus eingehend durch das Glas studiert und herausgefunden, daß es zumindest acht schwere und mehrere kleinere Geschütze besaß. Die Garnison, obgleich offensichtlich nicht vollzählig, schien sich auf rund vierzig Mann zu belaufen. Allerdings war er der Ansicht, daß bereits ein Dutzend Leute zur Verteidigung ausreichten und mit Leichtigkeit einen Frontalangriff abschlagen konnten. Es war ein Wunder, daß nicht schon irgendein Jäger oder Waldläufer auf die verborgenen Soldaten gestoßen war, doch außer den paar Gestalten auf der Insel und den Männern, die das Boot ruderten, hatten sie keine Menschenseele gesehen. Der französische Offizier schien noch im Fort zu sein, obwohl ihnen der Zweck seines Besuchs weiterhin rätselhaft blieb.
    Stockdale flüsterte: »Mr. Quinns Gruppe ist eingetroffen, Sir.«
    »Gut.« Der arme Quinn sah jetzt schon aus wie der Tod, dabei hatte es noch gar nicht angefangen. »Er soll sich bereithalten.«
    Bolitho richtete sein Glas auf den Logger, sah aber nichts als dessen dunkle Silhouette. Kein Ankerlicht verriet seine Anwesenheit, auch der vorher noch zu hörende Gesang Betrunkener war verstummt.
    Eine Hand berührte seine Schulter, und er hörte den Kanadier flüstern: »Los!«
    Bolitho stand auf und folgte dem Mann den Steilhang hinab zum Wasser. Dabei trat er Sand und Steine los und fühlte, wie ihm der Schweiß über den Körper lief. Es war, als marschierten sie nackt gegen gespannte Gewehre, die sie jeden Augenblick niedermähen konnten.
    Zu spät, zu spät.
    Stetig folgte er dem Schatten des Kanadiers und wußte die gesamte Gruppe dicht hinter sich. Er konnte sich sogar ihre Gesichter vorstellen: Rowhurst, der Artilleriemaat, Kutbi, der großäugige Araber, Rabbett, der kleine Dieb aus Liverpool, der nur durch seine freiwillige Meldung zur Marine dem Strick entgangen war.
    Die Geräusche der See kamen näher, hießen sie wie alte Freunde willkommen und gaben ihnen Zuversicht.
    Sie duckten sich hinter einige trockene Büsche, die von oben viel größer gewirkt hatten, und starrten von dieser letzten Deckung aus hinüber zum Fort.
    Der Kanadier beugte sich vor. »Dies sind die Führungstaue für das Floß«, flüsterte er.
    Bolitho sah die großen Balken, an denen die Taue befestigt waren, und hoffte nur, daß der von ihnen errechnete Wasserstand stimmte, denn wenn die Ebbe schon stärker fortgeschritten war und das Floß auf Grund saß, hätte man eine ganze Armee gebraucht, um es anzuschieben. Er dachte auch an die beiden schweren Geschütze, die auf das Festland und den jetzt unsichtbaren Damm gerichtet waren. Er bezweifelte, daß die Garnison ihnen in dem Fall Zeit lassen würde, ihren

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