Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
Vom Netzwerk:
Maschinenkanone war noch zu sehen.
    »Autsch«, stöhnte Kit, die ahnte, dass ein gegnerischer Treffer Schäfers Munitionskammer mitsamt den gebunkerten Explosivgeschossen in die Luft gejagt hatte. Aber viel schlimmer als der Verlust des kybernetischen Gardeurs wog, dass von Corrigan nichts zu sehen war… es sei denn, er war der dunkelgraue Fleck, der jenseits der dritten Vorratskiste die eintönige Oberflächenstruktur von Holloway II unterbrach. Schlagartig wurde ihr Mund trocken.
    Sie stemmte sich auf alle viere hoch und federte dann in den Stand hoch, wobei die Schwerkraft von Holloway II sie unterstützte. Kit taumelte über den grauen Staub, so schnell es ihr möglich war, ohne abzuheben; sie passierte Chick, der den Unterlauf-Granatwerfer gerade wieder bestückte, stolperte an Schäfers standhaftem Unterbau und irgendwelchen Fetzen vorbei, die sie lieber nicht identifizieren wollte, duckte sich unter einem Schuss des inzwischen reichlich mitgenommen wirkenden Blechmann-Konglomerats hinweg und legte das letzte Stück bis zur dritten Kiste im Sprung zurück.
    Scheiß auf Zero-Gravity-Training! Langsam bekomme ich Übung.

    Auf den Händen setzte sie am Boden jenseits der Kiste auf und rollte vergleichsweise elegant ab. Eine matte Staubwolke stob in die dünne Atmosphäre auf, als sie sich in ihrer neuen Deckung halb aufrichtete.
    Es war tatsächlich Corrigan, der zum Teil von krümeligem Sand bedeckt war; sein Helm, die Reste der beim OP-Versuch gefledderten Panzerung und sein Druckanzug sahen intakt aus, was an sich schon mal nicht schlecht war.
    Sie zerrte ihn vollständig hinter die Kiste, so dass ihr Gegner keine freie Schussbahn mehr hatte, dann wischte Kit den Staub von seinem Visier und legte ihren Helm vorsichtig dagegen.
    »Chief? Geht es dir gut?«
    Sofort öffneten sich Corrigans Augen; zwei blassviolette Kreise starrten sie an, ohne zu blinzeln. »Ja, mir geht es gut. Schäfer…« »… hafs zerrissen.«
    »Ich weiß, verdammt. Schließlich ist er mir um die Ohren geflogen.« Er schüttelte knapp den Kopf und setzte sich auf. »Wirklich schade um den Mann. Er konnte beinahe so gut austeilen wie meine Betas. Ich meine die Idiotentruppe«, fügte der Chief als Erläuterung hinzu, während er sich vorsichtig an der Kiste hochzog. »Ich hätte mir ja seine P3 geschnappt, wenn ich sie gefunden hätte«, schmollte Kit ein wenig beleidigt. Wieder übertrug die dünne Atmosphäre den dumpfen Knall einer Granate, und sie wandte den Kopf. Chicks Kiste hatte eine Delle; offenbar hatte einer der letzten beiden noch miteinander verbundenen Blechhoschis, ein Buddler, beide Ladegabeln darauf niederkrachen lassen: Nun schwebte er mit aufgerissenem Torso rückwärts über den staubigen Grund, wobei er den an ihn gekoppelten Blechgardeur mit sich zog. Orangefarbenes Treibgut vor einem grauen Hintergrund.
    Kommentarlos setzte sich der Chief in Richtung der Kombattanten in Bewegung. Kit überholte ihn mit riesigen Schritten, und sie kam genau in dem Moment bei Chick an, als dieser eine Granate direkt gegen den metallplattierten Schädel des taumelnden Blechgardeurs sandte.
    Ob der bereits vorgeschädigt war, vermochte Kit nicht zu sagen, jedenfalls war der Effekt spektakulär. Das obere Drittel des braun lackierten Kopfs wurde geradezu abrasiert, als Splitter durch die Hülle fetzten. Der geköpfte Kyborg torkelte auf seinen großen Metallfüßen zur Seite, während ein infernalisches Kreischen ertönte, das selbst unter den gegebenen atmosphärischen Bedingungen in Kits Ohren schallerte, bevor es abrupt erstarb. Es erinnerte sie an das Geräusch zerreißenden Metalls. Dann krachte der Koloss wie in Zeitlupe zu Boden. Der abgetrennte Hirnschädel traf den Grund mit einem feuchten Klatschen, bevor er in einem Schauer rosafarbener und grünlicher Klümpchen wieder nach oben stieg. Ein paar der fleischigen Fragmente trafen die glatte Außenwand von Modul 4, an der sie sich festsaugten. Dann herrschte Stille.
    Chick warf den behelmten Kopf in den Nacken und reckte das Sturmgewehr triumphierend in die Höhe, dann sprang er über die Kiste, um seine Beute aus der Nähe zu betrachten. Die Mündung des Repeater zeigte auf den reglosen Metallkoloss, dessen ruinierter Schädel noch immer über das filigrane Rachenkabel mit dem des neben ihm liegenden Buddlers verbunden war.
    Fasziniert starrte Kit auf die jämmerlichen Überreste dessen, was vor wenigen Minuten noch ein groteskes, gepanzertes, mordlustiges und scheinbar

Weitere Kostenlose Bücher