Zero Option: Thriller
weiter.
Dann wagte er einen Blick zurück, aber seine Verfolger waren nicht zu sehen. Sie konnten ihn auch nicht sehen, aber sie hatten bestimmt gehört, wie er gegen die Tür getreten hatte. Nach wenigen Sekunden stand er wieder vor einer Tür, dieses Mal mit nur einem Flügel. Auch sie war durch ein Vorhängeschloss gesichert, aber irgendein abenteuerlustiger Mensch hatte die untere Hälfte der Tür einfach eingetreten. Victor bedankte sich im Stillen bei allen Vandalen dieser Welt und kroch durch das Loch. Holzsplitter zerrten an seinem Jackett.
Im Inneren war es kalt. Draußen wahrscheinlich auch, aber das hatte er gar nicht registriert. Er stand in einer riesigen und praktisch leeren Fabrikhalle. Regen fiel durch die großen Löcher in dem geneigten Wellblechdach, das auf dicken Stahlpfeilern ruhte. Überall auf dem Boden hatten sich Pfützen gebildet, in denen sich das Mondlicht spiegelte. Dort, wo regelmäßig Sonne hereindrang, waren ein paar Gräser und andere Pflanzen gewachsen. Metallrohre, Holzstücke und Plastikplanen lagen überall verstreut. Man konnte durchaus das eine oder andere erkennen, aber etliche Bereiche der Halle verschwanden im undurchdringlichen Schwarz der Schatten.
Victor ließ die Tür mit hastigen Schritten hinter sich. Er hörte eine Scheibe klirren und wusste, dass seine Verfolger sich gerade durch eines der riesigen Fenster Zutritt verschafften. Ein zweiter Attentäter würde Victor folgen und schon in wenigen Sekunden durch das Loch in der Tür gekrochen kommen. Er konnte sich natürlich auf die Lauer legen und seinen Verfolger attackieren, aber damit wäre er wahrscheinlich so lange beschäftigt, dass der zweite oder dritte Israeli ihn bequem von hinten erschießen konnte. Keine Zeit, nach irgendetwas zu suchen, womit er die Fesseln durchschneiden konnte. Diverse Gänge führten tiefer ins Innere der Fabrik. Victor nahm den nächstgelegenen.
Angestrengt starrte er in die Finsternis, aber je weiter er kam, desto undurchdringlicher wurde sie. Er wusste nicht, wohin der Korridor führte, aber er musste weiter. Wasser tropfte von oben auf ihn herab. Er kam an einer Tür vorbei, drückte die Klinke, stellte fest, dass sie verschlossen war, und ging weiter. Schließlich schlich er um eine Ecke und lehnte sich schwer atmend mit dem Rücken an die Wand.
Victor zwang sich weiterzugehen. Es wurde heller, und der Korridor endete in einem Innenhof, der zu allen Seiten von hohen Fabrikwänden umschlossen wurde. Es gab nur einen Ausgang, und der lag genau gegenüber. Eine rostige Metalltür. Mit Vorhängeschloss. Unüberwindlich. Die Wände waren zu hoch und zu glatt, um daran emporzuklettern. Es gab keinen Ausweg. Er hatte sich in die Falle manövriert.
Victor drehte sich um und hastete zurück in den Korridor. Als er wieder vor der verschlossenen Nebentür stand, trat er sie ein. Aus dem Augenwinkel nahm er einen Schatten wahr, unmittelbar, bevor er durch die Türöffnung stürmte.
Der Mond schien durch das zerfallende Dach in einen großen Saal. Victor erkannte schemenhaft Maschinen, Holzkisten, Werkzeuge, Regale, ein Fließband, Fässer. An einer Wand zogen sich gewaltige, leere Metallregale entlang, davor stand ein verlassener Gabelstapler. Victor zog sich sofort wieder in die Dunkelheit zurück.
Er musste einen Weg nach draußen finden. Die Israelis wussten das, darum würde einer von ihnen die Fabrik umgehen und die gegenüberliegende Gebäudeseite, von der er ins Innere gelangt war, abdecken. Wenn alle drei ihm nach drinnen folgten und er es schaffte, wieder nach draußen zu gelangen, dann könnte er entkommen. Diesen Fehler würden sie nicht begehen.
Er hielt sich von den fahlen Lichtstreifen fern, die durch das löcherige Dach hereinfielen, einerseits, damit seine Pupillen möglichst weit geöffnet blieben, zum anderen, um nicht gesehen zu werden. Am Ende jeder Regalreihe hing ein runder Spiegel an der Wand, der die Arbeit mit dem Gabelstapler erleichtert hatte. Die meisten davon waren kaputt.
Große Holzkisten türmten sich in mehreren Reihen übereinander. Victor kauerte sich keuchend dahinter und wischte sich mit dem Jackettärmel Schweiß und Regen aus dem Gesicht. Er tastete den Fußboden ab, in der Hoffnung, etwas Scharfkantiges zu finden, mit dem er die Plastikfesseln durchschneiden konnte, wurde jedoch nicht fündig.
Er warf einen Blick um die Kisten herum und sah, wie eine groß gewachsene Gestalt die Halle betrat und sich mit ein paar schnellen Schritten seitwärts
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