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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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lose Kabelenden dort, wo einst Lampen befestigt gewesen waren, von Haken und Schrauben hinterlassene Löcher. Der Teppichboden war herausgerissen worden, aber an manchen Stellen klebten noch Reste auf den Bodenbrettern. Das Dach war intakt und der Fußboden trocken.
    Kurz bevor der Korridor wieder in einen größeren Raum mündete, gab es zwei geschlossene Türen, eine, die näher gelegene, links, die zweite, weiter entfernte, rechts. Von der Breite der Balustrade ausgehend nahm er an, dass sie jeweils in einen kleinen Büroraum führten. Und am hinteren Ende des größeren Raums musste sich die zweite Treppe befinden. Der sanfte, kühle Luftzug sagte ihm, dass dort vorn irgendwo auch eine Öffnung sein musste, vielleicht ein eingeschlagenes Fenster. Er hörte das beständige Prasseln des Regens auf dem Asphalt.
    Victor ging an den beiden Türen vorbei. Ein Kidon-Attentäter hätte sich niemals in einem kleinen Büro mit nur einem Ausgang verschanzt. Er – oder sie – hatte mit Sicherheit irgendwo am Ende des Korridors oder noch weiter hinten Stellung bezogen.
    Noch einmal zwölf Schritte, dann hatte er das Ende des Korridors so gut wie erreicht. Ein vergammeltes Sofa und ein leerer Wasserspender machten deutlich, dass hier früher eine Art Empfangsbereich gewesen sein musste. Durch ein großes Loch in der Decke fiel der Regen und nässte den Boden. Das Sofa besaß keine Polster mehr. Die nackten Sprungfedern waren verrostet.
    Am anderen Ende des Aufenthaltsbereichs führte ein Durchgang ohne Tür in eine Küche. Dort konnte Victor die Überreste der weiß gestrichenen Einrichtung erkennen. Mit schnellen Schritten trat er auf die offene Fläche hinaus, schaute zuerst nach links, dann nach rechts, ließ die Beretta mitwandern. Keine Spur eines Angreifers, und nirgendwo war ein potenzielles Versteck zu sehen. Scherben zerbrochener Glasflaschen und zerknüllte Dosen lagen auf dem Boden herum. Durch eine offene Tür zur Rechten sah er einen Stahlbalkon und eine weitere Treppe.
    Die Balkontür stand weit offen und ließ das nächtliche Dämmerlicht hereinfallen. Spitze Glassplitter ragten aus dem viereckigen Loch in der Mitte der Tür, wo einst eine Glasscheibe gewesen war.
    Victor trat noch ein Stück weiter in den Raum, um einen besseren Blick in die Küche und auf den Balkon zu bekommen, aber immer noch blieben genügend Stellen, die er nur dann einsehen konnte, wenn er anderen den Rücken zukehrte. Er wusste, dass sich hier irgendwo ein Attentäter versteckt hielt, aber wo?
    Die Tür zum Balkon mit der Treppe konnte schon vorher offen gewesen sein – das musste keinen Zusammenhang mit seinen Gegnern haben –, aber vielleicht war sie auch absichtlich offen gelassen worden, um Victor anzulocken, damit er von hinten erschossen werden konnte. Möglicherweise kauerte ein Attentäter auf dem Balkon, weil er davon ausging, dass Victor die offene Tür für eine Falle hielt und in die Küche gehen würde. Vielleicht war es aber auch ein doppelter Bluff oder ein dreifacher, eine unendliche Folge an potenziellen Fallen. Mit Taktik kam man hier nicht weiter. Und Erfahrung brachte auch nichts. Letztendlich lief es auf eine Chance von fünfzig zu fünfzig hinaus.
    Er musste sich entscheiden, und zwar schnell. Hier konnte er nicht stehen bleiben. Der zweite Kidon-Attentäter kam immer näher. Gut möglich, dass sie den dritten, der bislang draußen gewesen war, auch schon hergeholt hatten, jetzt, da Victor auf der Balustrade in der Falle saß.
    Er rückte in Richtung Treppe vor, damit, falls er die falsche Entscheidung getroffen hatte und der Attentäter ihn von der Küche aus angriff, sich das Mondlicht in seinen oder ihren Augen spiegelte, sobald er die Deckung verließ. Victor bewegte sich seitwärts vorwärts, damit er die Küche im Blick behalten konnte.
    Einen halben Meter vor dem Balkon blieb er stehen. Wäre er noch näher gegangen, dann hätte er sich verraten, noch bevor er seinen Feind ins Blickfeld bekommen konnte. Gleichzeitig wäre er auch von der Küche aus zu sehen gewesen. Aber beide Richtungen zugleich konnte er nicht abdecken.
    Also warf er mit einer schnellen Handbewegung die Balkontür ins Schloss, damit sie, falls er sich geirrt hatte, Hindernis und Alarmanlage gleichzeitig war. Schon bevor die Tür zuknallte, wirbelte er herum und nahm die Küchentür ins Visier.
    Er hatte sich nicht geirrt.
    Die kleine Frau mit dem unscheinbaren Gesicht und der jungenhaften Frisur trat aus der Dunkelheit, die Waffe im

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