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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Abend schwebte.
    Die letzten rosa- und bernsteinfarbenen Strahlen der Sonne fielen auf die Wiese. Dieser Moment war für Andrea und Brian einfach perfekt. Die Braut ging ein kleines Stückchen vor ihrem Mann, das Kinn stolz erhoben. Die Haltung des Bräutigams war beschützend, und zugleich strahlte jede seiner Gesten pure Freude aus. Der Wind hob ihr Kleid an, sodass die Schatten die beiden wie ein zartes Netz miteinander verbanden. Das ungeprobte Schauspiel der Bewegung fiel mit dem wie Gewehrfeuer klingenden Klicken des Kameraauslösers zusammen.
    Als Daisy sich die Bilder auf dem Display anschaute, wusste sie, dass sie das Foto dieses Pärchens gemacht hatte – das Bild, das für immer an diesen Tag erinnern würde.
    Obwohl … Sie zoomte einen kleinen Fleck am Horizont näher heran.
    „Verdammt“, murmelte sie.
    „Was?“ Zach beugte sich über ihre Schulter.
    „Jake, der Hund der Fritchmans, ist wieder ausgerissen.“ Sie sah ihn in all der hochauflösenden Pracht, ein Scherenschnitt vor dem Himmel, der gerade ein Häufchen machte.
    „Ein Klassiker“, merkte Zach an und machte sich wieder daran, seine Kabel zusammenzurollen und seine Ausrüstung für die Feier zusammenzupacken.
    Daisy drückte einen Knopf, um das Bild für spätere Retuschen zu markieren.
    „Bereit?“, fragte sie Zach.
    „Zeit weiterzufeiern“, antwortete er. Sie folgten dem Brautpaar den Weg am See entlang zum Hauptgebäude des Camp Kioga, wo die Hochzeitsfeier stattfinden würde. Das Pärchen zog sich noch kurz zurück, um sich für seinen Auftritt frisch zu machen. Währenddessen bereitete sich Daisy darauf vor, die Feier fotografisch festzuhalten.
    Die Braut war ihr von Anfang an sympathisch gewesen, und Camp Kioga liebte sie sowieso. Das ruhige Resort am See war ein historisches Wahrzeichen und gehörte Daisys Großeltern. Inmitten der Wildnis von Ulster County und in der Nähe des Städtchens Avalon gelegen, war Camp Kioga als Zufluchtsort für die Elite aus New York City gegründet worden – ein Ort, an dem die gut Betuchten der drückenden Sommerhitze der Stadt entfliehen konnten.
    Inzwischen war Camp Kioga von Daisys Cousine Olivia zu einem Luxusresort umgebaut worden. Letztes Jahr war das neu eröffnete Resort auf www.Iamthebeholder.com erwähnt worden, und seitdem war es stets gut gebucht.
    Für Daisy war Camp Kioga mehr als nur ein schöner Ort. Sie hatte hier die schönsten – und schmerzvollsten – Augenblicke ihres Lebens erlebt, und die Landschaft hatte ihre Auffassung von ästhetischer Fotografie geprägt.
    Die Firma, für die sie arbeitete, seit sie den Collegeabschluss hatte, hieß Wendela’s Wedding Wonders und war in der Region fast eine Institution geworden. Daisy war sehr dankbar für den Job. Die Aufträge kamen stetig, die Arbeitszeiten waren verrückt, das Einkommen war angemessen, wenn auch nicht üppig. Es würde nie an Menschen mangeln, die heiraten wollten. Aber ja, sie gab es zu, sie träumte davon, Hochzeiten und Porträts hinter sich zu lassen. Denn ihre tiefste Liebe galt der erzählenden Naturfotografie, wie sie es nannte.
    Denn im Grunde genommen war sie eine Geschichtenerzählerin. Ihre Fotos boten intime Einblicke durch die Kameralinse. Daisy fing die zerbrechliche, vergängliche Natur der sie umgebenden Welt mit Bildern ein, die sie tief bewegten und starke Gefühleweckten, allein durch die Anmut von Bäumen, die ihre Äste ins Wasser tauchten, durch die Fülle eines grünschattigen Waldes im Frühling oder durch die epischen Formen der Granitklippen über einem Abgrund. Im College hatte sie immer unter Zeitdruck gelitten, weil die Abgabetermine festgestanden, die Motive sich aber nicht hatten drängen lassen – Kaulquappen, die sich verwandelten, ein Rehkitz, das sich einen Weg über eine Lichtung suchte, ein regungslos in den sumpfigen Ebenen stehender Fischreiher, der auf seine nächste Mahlzeit lauerte.
    In der Fotografie hatte sie ihre künstlerische Stimme gefunden und die Leidenschaft für ihre Arbeit. Die Faszination hatte mit einer geschenkten Kodak-Kamera zu ihrem achten Geburtstag angefangen. Daisy hatte ein Foto von ihrer Grandma geschossen, die an jenem Tag gelernt hatte, wie man Hula Hoop tanzt. Dieses Erlebnis hatte sie mit so viel Befriedigung erfüllt, dass es sich beinahe wie eine Segnung angefühlt hatte. Es war ein Augenblick gewesen, der nie wiederkehren würde; sie hatte ihn für alle Zeiten eingefangen. Und obwohl es ein Foto ihrer Großmutter war, hatte das Bild

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