Zerrissenes Herz (German Edition)
er ihr ein guter Freund war, keine Vorurteile hatte und ein guter Gesprächspartner war.
„Ich meine ja nur …“
„Mach dir keinen Kopf“, sagte sie. „Du machst dir immer viel zu viele Sorgen.“
„Ja, genau. Und du nicht, oder was?“
Damit hatte er sie. Als Mutter fand Daisy es allerdings auch schwierig, absolut sorgenfrei durchs Leben zu gehen.
„Wenn wir unsere Sorgen zusammenschmeißen“, schlug sievor, „haben wir bestimmt fast genug Energie, um diesen Wagen anzutreiben.“
„Ich brauche nur genug, um es bis zum Ende des Monats zu schaffen.“ Zach trank das Bier, rülpste und schwieg. Er schaute aus dem Fenster und blickte in das absolute Nichts, dem Avalon bei Nacht glich. Die Einheimischen machten Witze darüber, dass die Bürgersteige um neun Uhr abends hochgeklappt würden, aber das war eine Übertreibung. Acht Uhr traf es eher.
Daisy und Zach mussten die Stille nicht mit sinnlosem Gerede füllen. Sie kannten einander seit der Highschool, und sie beide hatten Prüfungen hinter sich. Während sie als Teenager Mutter geworden war, hatte Zach sich mit dem finanziellen Ruin seines Vaters und der folgenden Verhaftung wegen Korruption herumschlagen müssen. Nicht unbedingt ein Rezept für Gelassenheit.
Doch irgendwie hatten sie sich durchgekämpft und waren ein wenig lädiert, aber immer noch heil aus allem herausgekommen. Zach arbeitete methodisch einen Berg von Studentendarlehen ab, während Daisy damit lebte, eine Reihe schlechter Entscheidungen getroffen zu haben. Sie fühlte sich, als würde sie ihr Leben verkehrt herum leben, angefangen damit, dass sie so früh Mutter geworden war. Dann waren Schule und Arbeit gekommen, und inzwischen hatte sie alles ins Gleichgewicht gebracht. Doch eines fehlte ihr noch. Das, was sie beinahe jedes Wochenende fotografierte, was ihre stetig wechselnden Kunden feierten und hochleben ließen. Liebe und Ehe. Das sollte ihr nicht so viel bedeuten. Sie wünschte, sie könnte glauben, dass ihr Leben im Moment genau richtig war. Aber damit machte sie sich nur selbst etwas vor.
Es war eine Herausforderung, zurückzuschauen und die eigenen Entscheidungen dabei nicht infrage zu stellen. Sie hätte es mit der Ehe versuchen können. Ein überraschender Antrag an Heiligabend hatte sie vollkommen umgehauen. Sogar jetzt noch, mehr als ein Jahr später, hyperventilierte sie allein beim Gedanken daran. Während sie sich an den Abend erinnerte, der ihr Leben hätte ändern können, verstärkte Daisy unwillkürlichden Griff ums Lenkrad. Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Oder bin ich vor dem Einzigen weggelaufen, was mich hätte retten können?
„Ist Charlie heute Abend bei seinem Vater?“, brach Zach das Schweigen.
„Ja. Sie sind das dynamische Duo.“ Sie bremste ab, als sie eine kleine Waschbärenfamilie am Straßenrand sah. Der Größte der drei blieb stehen und warf einen Blick aus funkelnden Augen in Richtung der Scheinwerfer, bevor er die beiden kleineren in den Graben trieb.
Charlies Vater, Logan O’Donnell, war in seinen Teenagerjahren genauso verkorkst und unvorsichtig gewesen wie Daisy. Aber genau wie Daisy hatte die Elternschaft auch Logan verändert. Und wenn sie ihn brauchte, damit er sich einen Abend oder auch über Nacht um Charlie kümmerte, war er sofort da.
„Und was ist mit dir und Logan?“, wollte Zach wissen.
Sie schnaubte. „Wenn es etwas zu erzählen gibt, bist du der Erste, der es erfährt.“ Die Sache mit ihr und Logan war kompliziert. Das war das einzige Wort, das ihr einfiel, um die Situation zu beschreiben. Kompliziert.
„Aber …“
„Nichts aber.“ Sie bog um eine Ecke und fuhr auf den Marktplatz zu. Um diese Zeit war niemand auf der Straße. Zach wohnte in einer kleinen Altbauwohnung über der Sky River Bakery. Als Teenager hatten sie beide dort gejobbt. Nun wurden die riesigen Mischmaschinen und Backöfen in den frühen Morgenstunden von einer neuen Generation von Jugendlichen bedient. Kaum zu glauben, aber Daisy und Zach gehörten nicht mehr dazu.
Sie fuhr in eine Parklücke. „Ich bin morgen um zehn im Studio. Ich habe Andrea für nächsten Samstag einen ersten Rohschnitt versprochen.“
„Meine Güte“, entgegnete er stöhnend. „Weißt du, wie viele Stunden ich aufgenommen habe?“
„Allerdings. Aber es ist doch nur ein kurzer Vorabblick. Ich mag diese Braut, Zach. Ich will sie glücklich machen.“
„Ist das nicht die Aufgabe des Bräutigams?“
„Sie hat vier jüngere Schwestern.“
„Ich
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