Zersplittertes Herz

nicht so spießig. Schwule Jungs verdienen auch heiße Kerle.«
    Ich verdrehe die Augen. »Er ist nicht schwul. Vertraut mir. Seine Erregung war physisch nachweisbar.«
    »Oh, ja?« Lizzy legt das Kinn auf ihre Hände. »Wie schlägt er sich?«
    Ich stöhne. »Warum zur Hölle denkst du, habe ich ihn mit in meine Wohnung genommen und mich bis aufs Höschen ausgezogen, während er versucht hat, durch die Tür zu entkommen?«
    Will ich, dass Asher mich ablenkt, bin ich erfolgreich, denn ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Ich grinse in meinen Schokoladenmartini und frage mich, ob die Mädchen beleidigt wären, würde ich diese
Martini Night
mit einem Bier beflecken.
    Ich bin meinen Schwestern kein bisschen ähnlich. Sie machen Dinge wie Übernachtungspartys speziell für Mädchen und
Martini Nights
. Die Weiblichkeit trieft praktisch aus all ihren Poren, angefangen bei ihren Haaren über ihre Designer Jeans und Gucciabsätze.
    Ich?
    Mir geht es vor allem darum, dass die Sachen, die ich trage, bequem und praktisch sind. Mein Lieblingsoutfit besteht aus abgetragenen Levi’s und einem Tanktop aus Feinripp. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Absätze mittelalterliche Folterinstrumente sind. Die Mädchen machen sich schick, achten dabei auf jede Kleinigkeit und verabreden sich halbjährlich zu Shoppingtrips zum Big Apple, während ich herausgefunden habe, dass ich ein zwanzig Dollar-Kleid von
Target
verdammt gut aussehen lassen kann.
    »Du hast immer noch mehr Action bekommen, als ich«, sagt Lizzy. »Ich habe versucht, etwas mit diesem Trauzeugen anzufangen. Du weißt schon, Wills Freund vom College?«
    Hanna schnaubt. »Er steht nicht auf Mädchen.«
    Lizzy zieht die Brauen zusammen. »Eine Tragödie.«
    »Schwule Jungs verdienen auch heiße Kerle«, äfft Hanna Lizzy nach.
    »Ich schätze schon«, schmollt Lizzy. »Hast du Krystals Augen heute gesehen? Ich denke, sie hat letzte Nacht viel geweint.«
    »Armes Ding«, sagt Hanna. »Wer denkst du, war es?«
    Wahrscheinlich ein gelangweiltes Kind, das an diesem Samstag nichts Besseres zu tun hatte. »Ich weiß nicht. Ich schätze, es wird ein Mysterium bleiben.«
    »Hm«, sagt Lizzy. »So wie das Mysterium um die Frage, wer die Klamotten dieser Typen von der Bruderschaft gestohlen hat, als sie nackt im
Lake Lemon
baden waren?«
    Ich kann nicht anders, als bei der Erinnerung an mein erstes Semester an der Sinclair zu lächeln. All diese wunderschönen Männer, die im Mondlicht nach ihren Kleidern gesucht haben.
    »Oder das Mysterium darum, wie die Sigmas allesamt Bauchkrämpfe bekamen, nachdem sie deinen Freund Ed geoutet haben?«
    Mir wird klar, was sie andeuten will, und ich hebe entschuldigend die Hände. »Ihr denkt,
ich
habe das getan?«
    Die Mädchen schütteln die Köpfe. »Oh, nein! Wir nicht«, sagen sie einstimmig.
    »Warum sollte ich Krystals Hochzeit mit einer Stinkbombe ruinieren?«
    »
Wir
denken nicht, dass du das tun würdest«, sagt Lizzy. »Es ist nur …«
    »Es gab ein wenig Gerede«, beendet Hanna den Satz.
    »Und dein Name wurde erwähnt«, fügt Lizzy hinzu.
    Hanna tätschelt meinen Arm. »Es ist kein Geheimnis, wie sehr du Hochzeiten hasst.«
    Übersetzung: Jeder weiß, wie sehr ich es hassen muss, Krystal und Will heiraten zu sehen.
    »Wir würden Hochzeiten auch hassen, wenn …« Lizzy bricht mitten im Satz ab, und Hanna springt ihr zur Seite. »Du weißt schon.«
    »Ich …« Ich mildere die Wahrheit ein wenig. »… mag Hochzeiten nicht besonders, aber nicht weil …«
    »Natürlich nicht«, sagen die Mädchen im Chor.
    »Ich würde niemals …«
    Lizzy hält eine Hand hoch. »Du musst nichts weiter sagen. Ich schätze, es ist Hanna und mir bloß in den Sinn gekommen …«
    Hanna nickt. »Mit dem Gerede und so weiter …«
    »Wie unsensibel es von Krystal war, dich zu bitten, auf ihre Hochzeit zu kommen, nachdem …«
    »Du weißt schon«, sagen sie zusammen.
    »Es ist okay. Ich habe die Hochzeit abgesagt. Ich habe keinen Anspruch auf Will.«
    »War es komisch?«, fragt Lizzy mit einem Flüstern. »Brautjungfer auf Wills Hochzeit zu sein?«
    Hanna beißt sich auf die Lippe und beobachtet mich.
    »Also, Asher ist sowas wie ein Rockstar?«, versuche ich, das Thema zu wechseln.
    Lizzy zeigt sich unbeeindruckt, von dem durchsichtigen Ablenkungsmanöver, aber Hanna lässt sich von weiteren Gesprächen über den sexy Rocker verführen und starrt mich ungläubig an. »Der
Leadsänger
von
Infinite Gray
?«
    »Infinite Gray?« Ich runzle die