Zersplittertes Herz
aufrecht.
»Ich bin okay.« Sie weicht zurück. »Okay.«
Sie ist nicht okay, das wissen wir beide, dennoch will sie sich nicht an mich lehnen. Sie will mich nicht brauchen. Nicht mehr.
»Ich muss gehen.« Damit macht sie auf dem Absatz kehrt und schiebt sich durch die Menge.
Maggie
Mehrere Raucher stehen draußen auf der Veranda und beäugen mich neugierig, als ich die Galerie verlasse. Ich entschuldige mich und folge dem Gehsteig, fort von dem Gebäude, bis ich zu einem Gartenbereich komme und die Einsamkeit finde, nach der ich mich sehne.
Ich hätte Ethan niemals vertrauen dürfen. Inzwischen ist das so offensichtlich, dass ich nur meinen Kopf in Verwirrung über das Mädchen schütteln kann, das ich damals war.
»Es tut mir so leid, Maggie.«
Ich drehe mich um und sehe Will. Reue steht ihm ins Gesicht geschrieben, und ich sacke zusammen. Schon seltsam, was für einen Unterschied ein Monat machen kann. Vor einem Monat hätte ich gedacht, dass die Ausstellung das Schlimmste wäre, das hätte passieren können. Heute ist mein Herz wegen Asher so zerrissen, dass sich die Ausstellung nur wie ein weiteres bisschen Pech, nicht aber wie etwas Lebensveränderndes anfühlt.
»Ich wusste nicht, was da drin war«, sagt Will.
»Es macht nichts.« Merkwürdig, dass ich all die Jahre und all diesen Schmerz gebraucht habe, um zu realisieren, dass es die Vergangenheit nicht ändert, wenn man ein Geheimnis für sich behält. Das korrigiert weder unsere Fehler noch repariert es die Dinge, die wir zerbrochen haben. Das Geheimnis erntet bloß den Schmerz neben unseren Herzen und blockiert das Sonnenlicht von dem Ort, an dem Glück wachsen sollte.
»Das mit Asher tut mir leid«, sagt Will. »Er wird sie nicht verlassen?«
Ich sehe ihn an und zucke die Achseln. »Er sagt, das wird er, aber das ist nicht genug.« Meine Stimme bricht, und bevor ich es bemerke, kommen die Tränen. Sie laufen über mein Gesicht, und ich atme zitternd ein.
Will zieht mich in seine Arme und streicht über mein Haar, während ich zwischen meinen abgehakten Schluchzern um Luft ringe.
»Diese Frau werde ich nicht mehr sein.«
Asher
Ich will meine Wut an jemandem auslassen,
irgendjemandem
. Ich will diese Gemälde von den Wänden reißen und sie verbrennen.
»Wir wussten es nicht«, sagt jemand hinter mir, und ich wirble zu Will herum. Seine Hände in den Taschen und mit zusammengesackten Schultern steht er da.
Ich balle meine Hände zu Fäusten und bekämpfe den Drang, ihm eine zu verpassen. Als ich angekommen bin, war Maggie draußen und hat geweint. In Wills Armen.
»Ich hätte es nicht erlaubt, wenn ich es gewusst hätte«, sagt Will und beäugt die Gemälde. »Nicht in meiner Galerie. Aber Maggie hat mich darum gebeten, sie hier zu lassen.«
»Wo ist sie?«
»Sie ist mit ihren Schwestern zu
Brady’s
gegangen«, sagt Will und richtet sich auf. »Du hast sie verletzt.«
Mein Kiefer fühlt sich an, als könne er bersten, so hart ist er angespannt. Ich will das nicht von dem Mann hören, der gerade die Frau, die ich liebe, in seinen Armen gehalten hat. Abstreiten kann ich es dennoch nicht.
Er nickt wissend und schlüpft aus der Tür. Lässt mich alleine, um mir Gedanken über diese Gemälde zu machen.
Nachdem ich damit fertig war, mich mit Juliana zu streiten – ihr verständlich zu erklären, dass unsere Ehe vorbei ist, habe ich eine lange Debatte mit mir selbst geführt. Darüber, ob ich heute Abend hierher kommen sollte.
Maggie hat es verdient, wütend auf mich zu sein. Angesichts ihrer Vergangenheit hätte ich ihr vom Stand meiner Ehe erzählen müssen. Ich würde lügen, wenn ich sage, es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass die Wahrheit ihr wehtun könnte, aber ich habe mir eingeredet, dass es egal wäre, weil meine Ehe an diesem Punkt ohnehin nichts weiter als eine formelle Sache ist.
Ich muss nach Hause gehen und ihr Freiraum lassen. Ich muss auf die Knie fallen und höllisch darum beten, dass sie zu mir zurückkommen wird.
Doch bevor ich gehe, muss ich noch eine Sache erledigen.
23. Kapitel
Maggie
Erst kurz vor Sonnenaufgang bin ich eingeschlafen, aber nicht, ohne geweint zu haben. Für die verlorene junge Frau, die aus mir geworden ist. Für die Frau, die ihr zersplittertes Herz einem Mann anvertraut und es verloren hat. Für die junge Frau, die ihr Baby in die Arme eines Fremden gelegt hat und Lebewohl sagen musste. Für mein jugendliches Ich, das Mädchen, das etwas Wertvolles an einen Mann verloren hat, der es
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