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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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zu mir einschlägt.« Er verzog das Gesicht. »Und wenn ich bedenke, wie er noch gestern über Sie geredet hat, Herr Lenz, will ich Sie beide auf keinen Fall gemeinsam hier haben.«
    Nun lächelte der Hauptkommissar.
    »Alte Liebe rostet nicht. Aber ich danke Ihnen, dass Sie uns informiert haben.«
    »Gern geschehen. Jetzt lasse ich noch Ihren Göttinger Kollegen über mich ergehen und lege mich danach ins Bett. Wenn Sie heute in Kassel eine Leiche haben sollten, rufen Sie von mir aus in Hannover an. Auf Wiedersehen.«

     
    »Willst du noch mit ins Präsidium?«, fragte Hain, als sie von der Autobahn abfuhren.
    »Nein. Lass mich in der Stadt raus, ich mach Feierabend und gehe in den Zirkus.«
    Lenz stieg am Königsplatz aus, weil er noch am Bankautomaten vorbei wollte, verabschiedete sich von Hain und zog den Kragen seines Mantels hoch. Das elektronische Thermometer an der Apotheke gegenüber zeigte minus acht Grad. Er ging langsam weiter und beobachtete einen Streifenwagen, der sich am unteren Ende des Platzes in Position brachte. Obwohl es noch ein paar Wochen bis Weihnachten waren, hatte der Kommissar den Eindruck, dass nur an diesem Freitagabend die Geschenke verkauft werden würden, so voll war die Innenstadt. Er kämpfte sich durch die drängelnden Menschenmassen und stand kurz darauf inmitten einer Traube von wartenden Besuchern vor dem Haupteingang des Zirkus. Dort bog er nach links ab und stieg vier Metallstufen nach oben, wo hinter einer Glasplatte eine junge Frau saß und in einem Magazin blätterte.
    »Guten Abend. Für mich ist hier eine Eintrittskarte hinterlegt worden«, sprach er sie freundlich an. Sie blickte kurz auf und schob die Zeitschrift zur Seite.
    »Wie ist denn Ihr Name?«
    »Lenz.«
    Mit schnellen Bewegungen durchsuchte sie einen Holzkasten, in dem Eintrittskarten hintereinander aufgereiht waren. Als sie fertig war, sah sie ihn mit einem Schulterzucken an.
    »Tut mir leid, aber für Renz ist nichts dabei.«
    »Lenz, mit L am Anfang«, korrigierte der Polizist.
    Sie begann erneut zu suchen, zog die letzte aller möglichen Karten aus der Kiste und ließ sie in die Edelstahldurchreiche unter der Scheibe gleiten.
    »Hier ist sie. Sorry , ich hatte zuerst wirklich Renz verstanden.«
    »Das macht doch nichts. Ich danke Ihnen.«
    »Gern geschehen.«
    Lenz griff nach der bunt bedruckten Pappe, steckte sie in die Innentasche seines Mantels und stieg die Stufen wieder hinab.

     
    Vor dem Eingang hatte sich die Zahl der Wartenden noch erhöht. Lenz wollte sich nicht in diese Schlange einreihen und ging deshalb langsam zurück zur Königsstraße. Dort wandte er sich nach links, ging auf den Straßenbahnschienen Richtung Rathaus und hatte kurze Zeit später das Hochhaus erreicht, in dem die Kabel-Hessen-Media-GmbH residierte. Obwohl er nicht daran glaubte, noch jemanden zu erreichen, legte er den Finger auf den Klingelknopf. Keine zehn Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Er ging nach oben und wurde von der jungen Sekretärin empfangen.
    »Guten Abend«, grüßte sie und bat ihn herein.
    »Guten Abend. Ist außer Ihnen noch jemand hier?«
    Die Frau nickte unsicher.
    »Ja. Aber die Herren sind in einer Konferenz, und wie lange die dauert, kann ich Ihnen nicht sagen. Das wüsste ich selber gerne.«
    »Wer sind denn die Herren? Ist der Computerchef aus Frankfurt da?«
    Nun sah sie ihn verdutzt an.
    »Woher…?«
    »Schon gut. Gehen Sie einfach hinein und richten Sie Herrn Zander aus, dass ich gerne dazukommen würde.«
    »Wenn Sie darauf bestehen.«
    Damit drehte sie sich um, ging mit federnden Schritten auf die Tür von Zanders Büro zu, klopfte und trat ein. Kurze Zeit später öffnete sie die Tür erneut und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er erwartet würde. Lenz setzte sich in Bewegung und schob sich an ihr vorbei.
    »Herr Lenz, guten Abend«, begrüßte ihn Zander. »Dass Sie so spät noch unterwegs sind, hätte ich nicht gedacht.«
    Lenz erwiderte seinen Gruß. »Guten Abend, Herr Zander. Ich hatte in der Stadt zu tun und dachte, ich probiere es einfach mal.«
    »Schön«, antwortete der Geschäftsführer und deutete auf einen weiteren Mann, der sich nun ebenfalls erhob. »Das ist Horst Fischer, der Verantwortliche für Kundendaten aus unserer Zentrale in Frankfurt.«
    »Hauptkommissar Lenz«, stellte der Polizist sich vor und reichte ihm die Hand. »Und Sie sind extra angereist, um den Kollegen zu erklären, dass es gar nichts zu erklären gibt?«
    »Leider nein, Herr

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