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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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erscheinen.«
    »Dann lassen wir ihn besser nicht warten«, schlug Hain vor und griff nach seiner Jacke. Gecks hob den Arm zum Zeichen, dass die beiden warten sollten. Dann schrieb er etwas auf und legte den Hörer zurück.
    » Tayfun Özönder ist gestern Abend den Kollegen in Gießen ins Netz gegangen, als er eine Waffe kaufen wollte. Sie haben ihn in Gewahrsam genommen, heute Nachmittag wird er dem Haftrichter vorgeführt.«
    »Wunderbar. Setz dich ins Auto, fahr hin und frag ihn, was er damit vorhatte. Und stell den Antrag, dass er nach Kassel überstellt wird. Wir sehen uns spätestens morgen früh.«

     
    Hain benötigte für die 48 Kilometer zum Rechtsmedizinischen Institut in Göttingen genau 25 Minuten. Dr. Franz empfing die beiden in seinem Büro. Er sah unrasiert, unleidlich und übernächtigt aus.
    »Setzen Sie sich. Und Sie, Herr Lenz, bitte ich um Entschuldigung für meinen Anruf vorhin. Kommt nicht wieder vor.«
    Lenz winkte ab. »Schon gut. Was haben Sie denn für uns?«
    »Die Todesursache der Frau.«
    »Und?«
    »Es hat zwar die ganze Nacht gedauert, aber heute Morgen hatte ich ein eindeutiges Ergebnis. Nachdem ich wusste, wo ich suchen musste, war es ein Kinderspiel.«
    Offenbar wollte der Mediziner ein Frage-und-Antwort-Spiel veranstalten. Lenz stieg darauf ein.
    »Und was haben Sie gefunden?«
    »Ich könnte jetzt mit Ihnen zum Tisch rübergehen und es am Objekt präsentieren, doch ich befürchte, der Anblick der Frau würde Sie ziemlich verstören. Also erkläre ich es Ihnen lieber.«
    Wieder machte er eine Kunstpause.
    »Sie wurde ermordet. Mit einer Nadel oder einer Kanüle.«
    »Mit einer Nadel? Wie geht das denn?«
    »Ich würde vermutlich jetzt noch suchen, wenn nicht während meines Studiums ein Professor aus dem Buch eines englischen Schriftstellers zitiert hätte. Darin war die Tötungsart beschrieben.«
    Er griff zu einer Spritze, die auf seinem Schreibtisch lag, und zog die Kanüle ab. Damit fuhr er sich zum rechten Ohr und setzte das Metallteil an. »Ungefähr so. Der Gegenstand muss nur tief genug in den Kopf geschoben werden, um eine Atemlähmung hervorzurufen, und aus ist es.«
    Lenz und Hain verzogen angewidert die Gesichter.
    »Das Schöne«, fuhr Dr. Franz fort, »zumindest für den, der die Nadel bedient, ist, dass die Wunde fast keine Blutung hervorruft. Er zieht das Ding heraus, wischt kurz die Ohrmuschel sauber, und basta. Weil man den Beginn des Einstichkanals von außen nicht sehen kann, ist es die nahezu perfekte Tötungsart. Allerdings muss man schon recht kompromisslos sein bei dem, was man tut.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Hain.
    Der Mediziner lächelte. »Könnten Sie das ausführen, was ich Ihnen gerade geschildert habe?«
    Beide schüttelten synchron die Köpfe.
    »Vermutlich nicht«, antwortete Hain.
    »Was ich mir gut vorstellen kann. Das Objekt, das Sie da reinschieben, flutscht nämlich nicht wie eine Stricknadel in die warme Butter. Da ist so mancher Knorpel im Weg, das heißt, man muss schon richtig drücken, bis man im Hirn angekommen ist.«
    Hain schluckte. »Sag ich doch, das wär ’ nichts für mich.«
    »Die Person, die es gemacht hat, wusste genau, was sie tat. Vermutlich hat sie es nicht zum ersten Mal gemacht, aber das ist eine private Anmerkung von mir.«
    »Wie lange dauert es, bis man tot ist?«, wollte Lenz wissen.
    »Der Strom im Hirn ist schnell weg. Bis der endgültige Tod eintritt, vergeht noch eine Zeit. Aber das Perfide ist, dass es absolut keine Möglichkeit der Rettung gibt, zumindest nicht nach menschlichem Ermessen.«
    »Und der Mörder konnte relativ sicher sein, dass die Todesursache lange ungeklärt bleiben würde?«
    Dr. Franz nickte. »Wenn überhaupt. Ich bin davon überzeugt, dass es einige Kollegen gäbe, die Herzversagen auf den Totenschein geschrieben hätten. Der plötzliche Rauch im ICE, die Notbremsung, ein Schock. Schwupps, bleibt die Pumpe stehen.«
    »Wo lernt man, so zu töten?«
    Wieder lächelte der Mediziner. »Im Medizinstudium auf keinen Fall. Vielleicht während der Ausbildung zum Killer, ich weiß es nicht.«
    »Wie lange braucht man, um jemanden auf diese Art umzubringen?«, fragte Hain.
    »Das ist eine Sache von Sekunden. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass die Frau schon an dem Betäubungscocktail geschnuppert hatte. Danebensetzen , reinstecken, sauber machen, Feierabend. Und jetzt werde ich Sie rausschmeißen, weil ich den guten Herrn Tenhagen informieren muss und befürchte, dass er sofort den Weg

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