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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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zu Ende war.
    Ich stellte die Näpfe auf der Schwelle ab und füllte die Kuchenform am Hahn an der Hauswand mit Wasser. Dann trug ich sie vorsichtig zu einer Holzkiste, die ich an den äußersten Rand des Gartens gestellt hatte. Ich holte mir die beiden Näpfe und stellte den mit dem Katzenfutter in die Kuchenform, so wie Mrs King es mir gezeigt hatte. Auf die Weise bildete das Wasser einen Wassergraben um den Napf, und die Ameisen kamen nicht heran.
    »Wenn dir diese Sorte nicht schmeckt, bring ich dir eine andere«, sagte ich in Richtung auf das hohe Gestrüpp. »Lass es einfach stehen, dann weiß ich Bescheid.« Ich sprach mit leiser Stimme und bewegte mich langsam. Wenn ich den Kater jetzt erschreckte oder vertrieb, würde er vielleicht nie Zutrauen zu mir bekommen. Ich spürte, dass er mich beobachtete, konnte ihn aber in der Dunkelheit nicht entdecken. »Du weißt, wie man sich versteckt. Das ist wichtig.«
    »Zoë!«
    Henrys schwere Stiefel donnerten über die Holzdielen der Veranda. Die Glühbirne an der Decke flammte auf, und sofort war der Garten hell erleuchtet. Henry Royster, die Ein-Mann-Nashornherde. Er stand auf den Stufen, die Hände in den Hüften, und rief mir zu, im Kühlschrank seien Sandwiches. Nachdem meine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten, trat ich ins Helle und schwenkte beide Arme über dem Kopf zum Zeichen, dass mit mir alles in Ordnung war. Ich wollte verhindern, dass er mit seiner dröhnenden Art sämtliche Tiere im Umkreis von zwanzig Meilen verscheuchte. Zum Glück läutete wieder das Telefon, und er ging zurück ins Haus.
    »Keine Sorge, den nehme ich mir noch vor«, flüsterte ich in Richtung Gestrüpp, bevor ich zum Haus hinüberlief, um das nervende Licht wieder zu löschen.
    Ich knipste den Schalter aus, und gleich war die Nacht zurück, sanft und friedlich. Als meine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich zum Himmel auf und entdeckte lauter strahlende Sterne. Sterne beobachten würde zu den guten Seiten des Lebens bei Onkel Henry auf dem Land gehören, dachte ich und stellte mir vor, wie Orion seinen funkelnden Gürtel umschnallte, bevor er sich auf seine nächtliche Jagd begab, und wie der Große und der Kleine Bär zusammen um die Planeten herumschwammen.
    Als ich ins Haus kam, telefonierte Henry in seinem Arbeitszimmer.
    »Sie ist draußen und füttert eine Katze, die es da angeblich gibt, im Gestrüpp, um fünfzig Dollar hat sie mit mir gewettet, dass sie recht hat … Meinst du nicht, ich wüsste es, wenn es da draußen eine Katze gäbe? … Wie meinst du das? … Also wirklich, Fred, ich wusste ja gar nicht, dass du mich für so alt und schwachsinnig hältst …«
    Ich musste lächeln, als ich das hörte. Von der Treppe aus konnte ich einen Blick auf Henry werfen; er stand an einem mit Papieren übersäten Schreibtisch, deckenhohe Bücherregale bedeckten die Wände ringsherum. Abgesehen von Tieren liebte ich nichts so sehr wie Bücher, und einen Moment lang stellte ich mir vor, wie es sein würde, für immer hierzubleiben, in diesem Haus, das so groß war und so anders als die muffigen Wohnungen, die beengten Häuser, die Blechdosenwohnwagen, in denen ich bisher gewohnt hatte. Ich stellte mir vor, wie es wäre, ein Zimmer ganz für mich allein zu haben und nicht nur einen Schlafsack oder ein Sofa mit einer Bettdecke, wie es wäre, Bücher länger als zwei Wochen behalten zu dürfen, wenn mir danach war, und mit einem Erwachsenen zusammenzuleben, der mehr auf dem Kasten hatte als ich. Eine ganze Minute lang malte ich mir das aus, bevor mir wieder einfiel, wie es sich anfühlte, auf Dinge zu hoffen, die ich sowieso nie bekommen würde. Mit aller Kraft schob ich den Wunsch weit weg.
    »Nacht, Onkel Henry«, rief ich.
    Ich war zu müde, um mich erst auszuziehen, also legte ich mich angezogen in mein neues Bett. Ich nahm mein Spiralheft aus der Tischschublade und machte mir ein paar Notizen für meine Memoiren. Kaputt wie ich war, konnte ich nicht groß an meinem Stil rumfeilen, also schrieb ich bloß: »Onkel Henry hat wirklich einen Spleen, aber seiner ist immerhin interessanter als der der meisten anderen Leute.«
    Henry klopfte an meine Tür.
    »Komm ruhig rein«, rief ich und schob das Heft unter meine Bettdecke. Es war ein seltsames Gefühl, eine Tür ganz für mich zu haben – und einen Erwachsenen, der höflich genug war anzuklopfen, trotz schlechter Laune.
    »Ich wollte dir eine gute Nacht wünschen«, sagte er von der Türher. Da war

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