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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Es war einmal ein Hutzelmann, der hieß Hörbe mit dem großen Hut. Sein Hutzelmannshaus stand weit draußen im Siebengiebelwald, am Rand einer kleinen Lichtung. Wie alle Hutzelmannshäuser war es aus Holz gebaut und über und über mit dürren Asten und Zweigen zugedeckt. Wer da nun zufällig in die Nähe kam und nicht wusste, dass unter dem Reisighaufen am Rand der Lichtung ein Hutzelmannshaus versteckt war, der hätte das nie im Leben für möglich gehalten - wie sollte er auch?
    Wieder einmal war ein Sommer dahingegangen, die Vogelbeeren hatten sich schon gerötet, die Ernte war eingebracht. Und die Hutzelmänner im Siebengiebelwald waren an diesen schönen, sonnigen Herbsttagen eifrig damit beschäftigt, Vorsorge für den Winter zu treffen. 

    Die  Winter im Siebengiebelwald waren lang und kalt. Wer dann nicht Hunger leiden und frieren wollte in seinem Hutzelmannshaus, der musste beizeiten darauf bedacht sein, dass es ihm nicht an Vorräten fehlte.
    Auch Hörbe hatte in diesen Tagen tüchtig gearbeitet, hatte Pilze gedörrt und Kräuter getrocknet. Wurzelspitzen hatte er eingesalzen, ganze zwei Fässer voll. Anderthalb Dutzend Flaschen mit Ahornsaft standen im Keller, anderthalb Dutzend Flaschen mit Birkensaft - und mindestens doppelt so viele mit Himbeer- und Brombeersirup. Auf dem Speicher von Hörbes Haus lagen sieben pralle Getreidesäcke, die waren mit Körnern von Waldgras gefüllt, aus denen die Hutzelmänner ihr Mehl mahlen. Hörbe hatte sie dieser Tage hinaufgeschleppt. Und nun wurde es langsam Zeit, an die Preiselbeermarmelade zu denken.
    Der Hutzelmann hatte schon alles vorbereitet. Heute, gleich nach dem Frühstück, wollte er mit dem Einkochen anfangen. Er nahm die geblümte Küchenschürze vom Haken und band sie sich um. Dann ging er hinaus, um Holz für den Herd zu holen, wo schon der Topf mit den Preiselbeeren bereitstand.
    Als er die Haustür öffnete, tropfte das Sonnenlicht durch die Zweige auf ihn hernieder wie lauter Gold. An allen Blättern, an allen Rispen blitzte der Tau. Und die Moosbeeren funkelten in der Morgensonne wie rote Perlen.

    „Was für ein schöner Tag!", musste Hörbe denken. „Eigentlich viel zu schön, um Preiselbeermarmelade einzukochen ..."
    Er hatte es kaum gedacht, da begann in der Ferne ein Vogel zu singen - so munter und leichten Sinnes, als wollte er Hörbe zurufen:
    „Recht hast du, Hutzelmann! Dies ist kein Tag für Preiselbeermarmelade - dies ist ein Tag zum Wandern!"
    „Und ob!", dachte Hörbe. „Die Preiselbeermarmelade kann auch bis morgen warten, das wäre das Allerwenigste. Aber was werden die werten Nachbarn sagen, wenn Hörbe nun einfach wegläuft von seiner Arbeit - noch dazu mitten in der Woche ... ?"
    Und wieder hörte er in der Ferne den Vogel singen. Diesmal war es, als ob er ihm zuriefe: „Lass sie doch reden, Hörbe! Nimm dir ein Beispiel an mir und pfeif dir eins!"
    Hörbe musste ihm beipflichten.
    „Bei meinem großen Hut!", rief er. „Was für ein kluger und lustiger Vogel bist du doch!"
    Er spitzte die Lippen und zwitscherte in der Vogelsprache:
    „Hab Dank für das Lied, 
    hab Dank für den guten Rat -
    die Preiselbeermarmelade kann 
    wirklich warten: 
    Heut mach ich mir einen 
    schönen Wandertag!"

Damals gab es im Siebengiebelwald dreizehn Hutzelmänner. Je zwei von ihnen wohnten gemeinsam in einem Hutzelmannshaus. Bloß Hörbe hauste für sich allein. Das war ihm ganz recht: Da konnte er sich das Leben einrichten, wie er wollte, und niemand hatte ihm etwas dreinzureden - auch heute nicht. Von allen Hutzelmännern im Siebengiebelwald war er der Einzige, der es sich leisten konnte, einfach zu sagen: „Heut kann mir die Arbeit gestohlen bleiben, heut geh ich wandern!"
    Hörbe kehrte ins Haus zurück.
    Er schaffte den Topf mit den Preiselbeeren hinaus in die Vorratskammer. Dann zog er die festen Stiefel an und machte sich reisefertig.
    Den großen Hut brauchte Hörbe nicht aufzusetzen, weil er ihn sowieso immer auf dem Kopf trug; selbst abends, wenn er zu Bett ging, behielt er ihn auf. Er hatte sich das so angewöhnt, weil er dahinter gekommen war, dass der Hut ihn vor bösen Träumen schützte.
    Hörbe brauchte jetzt bloß noch nachzusehen, ob alle Fenster richtig geschlossen waren und ob er auch sonst nichts vergessen hatte.
    Das Feuer im Herd war gelöscht, das Bett war gemacht. Und die Stube war aufgeräumt, wie sich das gehört, besonders in einem Hutzelmannshaus.
    Hörbe holte den Wanderstecken hinter dem Schrank hervor,

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