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Zons 03 - Kalter Zwilling

Zons 03 - Kalter Zwilling

Titel: Zons 03 - Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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keinen Fall wollte er Streit mit Emily. Ihre Tränen taten ihm weh und rissen tiefe Krater in sein Herz. Er war schuld an ihrem Unglück. »Und was wird jetzt aus uns?«, fragte Emily aufgebracht.
    »Wie meinst du das?«
    »Frankfurt an der Oder liegt an der polnischen Grenze oder auch am Ende der Welt!«
    »Ich komme jedes Wochenende zu dir. Versprochen!« Oliver nahm zärtlich ihre Hände und drückte ihr einen Kuss auf die tränenfeuchten Wangen. »Ich liebe dich, Emily. Du bedeutest mir alles. Ich finde eine Lösung für uns.« Emily zog ihre Hände fort und wandte sich von ihm ab. »Ich muss das erst einmal verdauen, Oliver.« Sie stand auf und ging zur Tür. Oliver wollte sie aufhalten, doch sie stieß ihn von sich. Wortlos verließ Emily die Wohnung. Wie vom Schlag getroffen, blieb Oliver im Flur stehen. Um ihn herum wurde es schwarz. Sein Herz fühlte sich an wie Blei. Schluchzend sank er in sich zusammen.
     
     
    ...
     
     
    Am nächsten Morgen saß Kommissar Oliver Bergmann mit hängendem Kopf im Zug nach Frankfurt an der Oder. Fast acht Stunden dauerte eine Strecke. Am Abend zuvor hatte er verzweifelt versucht, sich mit Emily zu versöhnen. Doch sie wollte ihn nicht sehen. Sein Herz schlug dumpf. Jeder Schlag hallte in der unendlichen Leere wider, die der Streit mit Emily verursacht hatte. Oliver hatte Angst davor, sie zu verlieren. In seiner Verzweiflung hatte er sich gestern mit seinem Partner Klaus betrunken. Zwei Kästen Bier und etliche Gläser Wodka hatten ihn für kurze Zeit seinen Schmerz vergessen lassen. Oliver fühlte sich so hoffnungslos wie noch nie in seinem Leben. Er liebte seinen Job als Kriminalkommissar, aber noch viel mehr liebte er Emily. Ohne sie machte sein Leben keinen Sinn. Sein Kopf brummte.
    Am Fenster flog die herbstliche Landschaft vorbei, doch auch die warmen Farben konnten seine Stimmung nicht heben. Immer noch benebelt vom Alkohol, schloss Oliver die Augen, und lehnte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Gerade als er eingedöst war, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Genervt hob er die Lider einen Spaltbreit.
    »Was machst du denn hier?«, entfuhr es ihm überrascht. Sein Partner Klaus - oder vielmehr Ex-Partner - blickte ihn aus verquollenen Augen an. Sein Atem roch streng nach Bier.
    »Sonja hat sich von mir getrennt.« Klaus setzte sich schwer atmend neben Oliver. »Ich habe erst einmal keinen Job mehr, und da dachte ich mir, ich gehe mit dir ins Exil.« Klaus kicherte leise. »Ich war noch nie so weit im Osten.«
    Oliver stöhnte und lehnte den Kopf zurück. Er wäre lieber alleine gewesen und hätte sich die ganze Zugfahrt hindurch an seinem Selbstmitleid geweidet. Stattdessen hatte er jetzt Klaus am Hals. Wäre Klaus nicht dieser Nutte in die Arme gelaufen, könnten sie jetzt beide im Büro sitzen und Mörder jagen. Oliver schüttelte den Kopf und wollte gerade den Mund zu einer längeren Rede öffnen, als Klaus ihn unterbrach: »Hör mal Oliver. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Das kann ich so schnell auch nicht wieder gut machen. Aber ich kann dich unterstützen. Egal, was du brauchst. Ich helfe dir. Bitte lass mich nicht auch noch hängen, Partner.« Klaus sah Oliver mit einem bettelnden Blick an. Oliver seufzte. Er konnte Klaus einfach nichts abschlagen. Immerhin hatte er ihm alles beigebracht, was er als Kriminalkommissar wissen musste. Vom ersten Tag an hatte Klaus ihn unterstützt, obwohl Oliver neu und unerfahren war.
    Er nickte schwerfällig und klopfte Klaus auf die Schulter. »Also gut, Klaus. Aber du versprichst mir, dich nie wieder in Schwierigkeiten zu bringen? Ist das klar?«
    Klaus atmete erleichtert auf. »Total klar!« Erschöpft ließ er sich an die Rücklehne sinken und schlief auf der Stelle ein.
    Oliver versuchte ein weiteres Mal, Emily ans Handy zu bekommen, doch sie drückte ihn weg. Verdammt, dachte er, sie ist immer noch sauer auf mich. Ich muss mir dringend etwas einfallen lassen.
    Er steckte sein Handy zurück in die Tasche und schloss die Augen. Immerhin, er hatte noch mehr als sechs Stunden Zugfahrt vor sich. Vielleicht fiel ihm bis dahin etwas ein.
     
     
    ...
     
     
    Emily saß mit vom Weinen geröteten Augen auf Annas Wohnzimmercouch. Anna war Emilys beste Freundin. Sie wohnte direkt in der Zonser Altstadt, an der Rheinstraße vier. Das Häuschen lag neben dem Rheinturm. Früher wurde dieser Turm auch Zoll- oder Petersturm genannt. Da das Häuschen bereits innerhalb der dicken Stadtmauern von Zons lag, gab es keine

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