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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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wieder ohne Ohrstöpsel aus dem Haus, dachte Zorn und warf lustlos drei Kiwi und einen Topf mit frischem Basilikum in den Einkaufswagen (er hatte keine Ahnung, was er mit dem Basilikum anstellen würde, aber es sah irgendwie gesund aus).
    Er beschleunigte das Tempo, eilte am Saftregal vorbei, schnappte sich eine Flasche Bananensaft, zögerte, ging zurück und warf zwei Flaschen Cola in den Korb. Als er dann in Richtung Kasse ging, hätte er fast einen kleinen Jungen umgerannt, der mit rotem Kopf vor seiner Mutter stand und schrie, dass er keine Prinzenrolle, sondern gefälligst ein Eis wolle.
    Zorn warf seine Einkäufe auf das Laufband, der Kassierer, ein durchtrainierter Jüngling mit Dreitagebart und Ohrring, grüßte höflich und zog die Sachen routiniert über den Scanner, wobei jede Bewegung einen nervenzerfetzenden Piepston erzeugte.
    Knorr-Suppenliebe zum Aktionspreis! Jeder Vier-Suppen-Beutel kostet unglaubliche 48 Cent! , plärrte es aus den Lautsprechern.
    Ich muss hier raus, dachte Zorn. Schnell.
    Eine Kiwi rollte vom Laufband und fiel dem Verkäufer vor die Füße. »Herrje«, sagte er und bückte sich, »ich hol Ihnen sofort eine neue.«
    »Macht nichts«, presste Zorn hervor, »die landen eh im Müll.«
    »Das wär aber schade«, lachte der Verkäufer. »Die sind verdammt gesund.«
    Am Kragen trug er einen Button, der verkündete, dass er Herr Kieling heiße und jederzeit für die werte Kundschaft zur Verfügung stehe.
    »Flutschfinger! Ich will einen Flutsch-fin-ger!«, plärrte das Kind aus vollem Hals.
    Herr Kieling schien den Lärm nicht zu registrieren. »Macht vierzehn dreiundachtzig«, lächelte er.
    Zorn reichte ihm seine Geldkarte.
    Knorr Suppenliebe-Suppen! Von raffiniert würzig bis herzhaft lecker! , trällerte es aus der Decke.
    Zorn sah nach oben. Lieber Gott, dachte er, ich habe heute bereits dreimal gesündigt, denn ich habe gelogen. Ich weiß, ich habe nicht das Recht, Forderungen zu stellen, und eigentlich bin ich sicher, dass du gar nicht existierst, aber wärst du trotzdem so freundlich und würdest etwas für mich tun? Ausnahmsweise? Ich halte es hier wirklich nicht mehr lange aus, o Herr. Du könntest mir zum Beispiel irgendwas auf den Kopf fallen lassen, damit ich die Besinnung verliere. Das würde im Augenblick helfen.
    »Möchten Sie Bargeld abheben?«, fragte der Verkäufer.
    »Nein«, erwiderte Zorn und stopfte seine Einkäufe hektisch in eine Plastiktüte. »Ich möchte nur hier raus, bitte.«
    Der Verkäufer reichte ihm seine Geldkarte.
    Zorn sah ihn an. Sag jetzt nicht, was ich denke, das du jetzt sagen wirst.
    Der Verkäufer öffnete den Mund. »Sammeln Sie …«
    »Deine Treuepunkte kannst du dir in den Arsch schieben«, knurrte Zorn und stapfte zum Ausgang.
    Jeden Tag ein bisschen besser! , säuselte es von oben.
    »Schönen Tag noch!«, rief ihm der Verkäufer nach.
    »Du mich auch«, murmelte Zorn, als er endlich draußen vor dem Supermarkt stand. Noch immer war es heiß und stickig, und doch schien ihm die Luft hier tausendmal besser als drinnen.
    Dieser Verkäufer mag seinen Job, überlegte Zorn, als er den Einkaufswagen zurück in die Reihe stellte. Wie lange ist er täglich da drin? Sieben Stunden? Acht? Neun? Zwischen all dem Lärm, dem bunten, größtenteils sinnlosen Krimskrams und den schreienden Menschen? Immer nett, immer freundlich? Was würde ich an seiner Stelle machen? Ich würde durchdrehen, so viel ist klar, aber wieso habe ich ihn so angeblafft? Er kann schließlich nichts dafür, er versucht nur, seine Arbeit gut zu machen.
    Irgendetwas rumorte in seinem Magen, als er über den Parkplatz zum Wagen ging. War das Neid? Er wusste es nicht genau, jedenfalls etwas, das er öfter fühlte, wenn er Menschen begegnete, die mit sich und der Welt zufrieden schienen.
    Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als ihm von hinten jemand auf die Schulter tippte. Er drehte sich um, vor ihm stand ein bulliger, höchstens achtzehnjähriger Jüngling, der mindestens einen Kopf kleiner war als Zorn. Er trug halblange, in Tarnfarben gefleckte Shorts und ein schwarzes T-Shirt mit aufgedrucktem Totenkopf und der Aufschrift: BOMBENSTIMMUNG! Seine kleinen Augen flackerten unruhig hin und her, sie schienen ständig auf der Suche nach einem Punkt zu sein, an dem sie sich festhalten konnten.
    »Du fühlst dich wohl besonders cool mit deiner Sonnenbrille, was, Meister?«
    Zorn stellte die Tüte auf die Erde und musterte sein Gegenüber betont gelangweilt. Der Junge war

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