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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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virgin! , plärrte Madonna, er hasste diesen Klingelton mittlerweile, wusste aber nicht, wie er ihn ändern sollte. Sofort sprang er auf, Malina schoss ihm durch den Kopf, etwas, das er sich in den letzten Monaten noch immer nicht hatte abgewöhnen können. Auf dem Weg ins Schlafzimmer warf er einen Blick auf die Uhr: Gleich Viertel vor acht, das konnte nur Schröder sein. So war es denn auch.
    »Hast du gut geschlafen, Chef?«
    »Rufst du deshalb an? Um zu fragen, ob ich gut geschlafen habe?«
    »Natürlich.«
    »Nun, ich habe beschissen geschlafen. Sonst noch was?«
    »Ja. Wir haben die Identität des toten Radfahrers. Sein Bike ist tatsächlich in der Innenstadt gekauft worden. Er heißt Björn Grooth, wohnte in der Villenkolonie am Stadtwald. Ich fahre jetzt los und unterrichte die Eltern. Wahrscheinlich komme ich später zum Dienst.«
    »Beeil dich«, knurrte Zorn und legte auf.
    Die Kaffeemaschine gab ein langes, gedehntes Fauchen von sich. Er hatte die Kiwi noch immer in der Hand und bedachte sie mit einem schrägen Blick. Heute nicht, überlegte er, vielleicht morgen. Es heißt ja, man sollte auf seinen Körper hören. Und mein Körper sagt mir, dass er keinen Appetit auf dieses Zeugs hat. Er will Kaffee. Und er will rauchen.
    Tja, da sind wir uns einig, mein Körper und ich.
    Scheiß aufs Essen.
    *
    Das Grundstück der Grooths war von einer mannshohen, weiß verputzten Mauer umgeben. Ein Namensschild war nirgends zu entdecken, es dauerte eine Weile, bis Schröder die Klingel gefunden hatte. Über dem Tor war eine Überwachungskamera befestigt, er wandte ihr den Rücken zu, steckte die Hände in die Hosentaschen und wartete.
    Die schmale Straße war ruhig. Ein weißhaariger Mann in einem dunkelblauen Mantel lief gebeugt vorbei, er erwiderte Schröders Gruß nicht. Irgendwo bellte ein Hund.
    Es knackte in der Gegensprechanlage.
    »Ja?«, fragte eine blecherne Stimme. Unmöglich zu sagen, ob sie zu einem Mann oder einer Frau gehörte.
    »Guten Morgen, mein Name ist Hauptkommissar Schröder, ich hätte Sie gern gesprochen.«
    Der Summer ertönte, Schröder betrat das Grundstück. Eine asphaltierte, von weißen Kieselsteinen eingefasste Zufahrt führte hinauf zu einer zweigeschossigen Villa. Der Rasen war kurz und gepflegt, direkt vor dem Haus stand eine Blautanne, in deren Schatten ein schwarzes Mercedes-Coupé parkte.
    Die Frau mochte um die fünfzig sein und schien einen großen Teil ihrer Zeit im Fitnessstudio zu verbringen. Sie war schlank, trug einen weißen Hosenanzug, ihr Gesicht war gebräunt, die schmalen, zusammengepressten Lippen dezent geschminkt. Das Haar war kurz geschnitten und von einer Farbe, die irgendwo zwischen einem hellen Blond und dem Grau eines alternden Rauhaardackels angesiedelt war. Sie stand in der Tür und machte nicht den Eindruck, als ob sie Schröder hineinbitten wolle.
    Der zückte seinen Ausweis. »Frau Grooth, nehme ich an?«
    Ein knappes Nicken.
    »Hauptkommissar Schröder, ich …«
    »Das habe ich verstanden. Was wollen Sie? Ich habe zu tun.«
    »Ja, das haben wir alle«, lächelte Schröder, »und es ist nett, dass Sie so direkt sind, Frau Grooth. Ich bin allerdings keiner von Ihren Dienstboten, obwohl ich es gewohnt bin, wie ein Trottel behandelt zu werden. Trotzdem denke ich, wir sollten das nicht hier draußen besprechen.«
    Ihre Augen verengten sich kaum merklich. Einen Moment schien sie unschlüssig, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging wortlos ins Haus. Schröder folgte ihr in ein Wohnzimmer, welches das komplette Erdgeschoss einzunehmen schien. Der Fußboden bestand aus breiten, polierten Eichendielen, die Rückwand des Raums war komplett verglast und bot den Blick auf eine Terrasse und einen Swimmingpool, dessen Wasser in der morgendlichen Sonne glitzerte.
    Vor einem großen, mit Porphyr verkleideten Kamin blieb sie stehen. Schröder sah sich um, dann ging er zur Wand und betrachtete eine kleine Grafik, die in einem schlichten Rahmen über einem Wildledersofa an der Wand hing, das einzige Bild in diesem Raum. Schröder stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Ist das ein Feininger?«
    »Sind Sie hier, um mit mir über Kunst zu reden? Dass Sie einen Feininger erkennen, macht Sie mir nicht sympathischer, Herr Kommissar.« Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Und bevor Sie fragen: Ja, es ist ein Original.«
    »Etwas anderes hätte ich hier auch nicht erwartet.«
    Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust und holte tief Luft. »Könnten wir dann zur Sache

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