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Zottelkralle

Zottelkralle

Titel: Zottelkralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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aus.«
    »Ja, du musst uns erzählen, wie es bei den Menschen aussieht«, sagte Stinkefell. »Ich besorg uns auch ein paar Würmer zum Knabbern.«
    »Wenn ihr unbedingt wollt«, sagte Zottelkralle gönnerhaft. »Geht nur vor. Ich komm gleich.«
    Nachdenklich sah er sich in seiner Höhle um. Das Dämmerlicht tat seinen Augen gut. Genüsslich sog er den Geruch von Kellerasseln und Tausendfüßlern ein.
    Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, dachte Zottelkralle. Aber er seufzte. Kallis Bett würde er vermissen. Und die Torten. Und die Klimpermusik. Die himmlische Klimpermusik.
     

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10

    Kalli war unglücklich. Kreuzunglücklich.
    Er gab ja zu, Zottelkralle war eine furchtbare Plage gewesen. Immer hungrig. Immer müde. Und überall hatte er hingespuckt – aber trotzdem. Kalli vermisste ihn. Jetzt war er wieder allein.
    Mamas Klavier hatte er gesäubert und den Teppich auch. Den Speer hatte er auf den Dachboden gebracht. Und dann hatte er sich überlegt, wie er Zottelkralle zurückbekommen könnte.
    Ihn zu finden war kein Problem. Das Monster hatte ihm erzählt, wo seine Höhle war. Unter dem alten Schuppen. Ihn zurückzulocken durfte auch nicht allzu schwierig sein. Mit etwas Kuchen oder Schokolade würde das schon klappen. Aber Mama – das Problem war Mama. An das Problem Papa wollte Kalli im Moment noch nicht denken. Eins nach dem anderen, sagte er sich.
    Zuerst musste er Mama klarmachen, dass er krank werden würde, wenn Zottelkralle nicht zurückkam. Sehr krank. Und dann musste er ihr ein schlechtes Gewissen machen, weil sie das Monster fast aufgespießt hatte. Obwohl es sie bloß ein bisschen angeknurrt und angespuckt hatte. Mama konnte man leicht ein schlechtes Gewissen machen.
    Kalli machte sich gleich an die Arbeit.
    Er benutzte den Trick, der ihn schon mal vor einer Mathearbeit bewahrt hatte. Mithilfe von Mamas Gesichtspuder machte er sich so blass, dass er sterbenselend aussah. Dann wankte er die Treppe hinunter und setzte sich mit bleichem Gesicht ins Wohnzimmer, wo Mama gerade Papas Reiseandenken abstaubte.
    »O Gott, wie siehst du denn aus?«, fragte sie entsetzt. »Du wirst doch wohl nicht krank?«
    Kalli machte ein Friedhofsgesicht und nickte. »Doch, außer ich krieg Zottelkralle zurück!«, sagte er.
    »Zottelkralle? Heißt dieses rote Monster etwa so?«, fragte Mama. »Lächerlich! Damit es uns alle mitten in der Nacht auffrisst? Du musst verrückt geworden sein.«
    »Er ist ganz harmlos«, sagte Kalli. »Wirklich. Er tut nur dauernd so gefährlich. Katzen fauchen auch und haben Krallen.«
    »Ich kann Katzen nicht ausstehen«, sagte seine Mutter und rückte einen Eiffelturm aus Porzellan und zwei griechische Gipsgötter zurecht. »Außerdem haben sie nicht halb so lange Krallen. Und stinken tun sie auch nicht so.«
    »Du hast ihn zu Tode erschreckt«, sagte Kalli. »Sonst wäre er nie auf dich losgegangen.«
    »Ach, ich hab ihn zu Tode erschreckt?«, rief seine Mutter. »Und was ist mit mir? Ein vierarmiges Monster jagt mich auf mein eigenes Klavier, spuckt mir auf die Bluse, zerkratzt mir die Beine – und ich habe es zu Tode erschreckt! Ha!«
    »Das mit dem Spucken gewöhn ich ihm ab«, murmelte Kalli. »Heiliges Ehrenwort. Und seine Krallen können wir ja ein bisschen schneiden.«
    »Vergiss es!«, sagte seine Mutter. »Punkt. Schluss. Ende. Sieh ein bisschen fern, das bringt dich auf andere Gedanken.«
    »Nein«, sagte Kalli. »Ich will mein Monster zurück.«
    »Es gibt heute Pfannkuchen.«
    »Ich esse erst wieder, wenn ich mein Monster wiederhabe.«
    »Ach, Blödsinn. Was soll das?«, rief Mama ärgerlich.
    Kalli verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich trete in Hungerstreik. Und zur Schule geh ich auch nicht mehr. Punkt. Schluss. Ende.«

    »Aber das ist lächerlich!«, rief seine Mutter und knetete ihr Ohrläppchen. Das tat sie nur, wenn sie beunruhigt war.
    »Das letzte Mal hast du dich so benommen, als Papa dir den grässlichen Matrosenanzug mitgebracht hat«, sagte sie ärgerlich. »Als er verlangt hat, dass du ihn in der Schule anziehst. Damals konnte ich dich ja verstehen, aber diesmal …« Sie schüttelte den Kopf. »So ein Theater wegen dieses abscheulichen Wesens!«
    Kalli starrte finster auf den Teppich und schwieg.
    »Ach komm«, sagte Mama und stellte ihm Lakritzschnecken hin. »Vielleicht kannst du ja einen Hamster bekommen oder einen Vogel. Gegen die ist Papa doch nicht allergisch, oder?«
    »Ich will aber mein Monster!«, sagte Kalli störrisch und

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