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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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untergekommen war.
    Nachdem ich von dem Schuss berichtet
hatte und dass Mick in Ordnung sei, sagte er: »Der Zeitrahmen kommt hin. Ein
Subjekt, auf das die Beschreibung von Dominguez passt, hat das Haus verlassen
und ist mir entwischt. Es hätte gereicht, um zum Krankenhaus zu fahren, Micks
Benzin abzuzapfen und am Pier Stellung zu beziehen. Er ist noch nicht zurück,
aber ich bin bereit.«
    »Konntest du ihn eindeutig
identifizieren?«
    »Dafür war es zu dunkel. Aber das
erledige ich, wenn er wiederkommt.«
    »Halt mich auf dem Laufenden.«
    Ich war nicht sonderlich optimistisch
gestimmt. Dominguez war schlau und bewegte sich mühelos durch die Stadt. Wie
groß war die Chance, dass er nach dem Überfall auf Mick an denselben Ort
zurückkehren würde? Sein Vorrat an Verstecken schien unerschöpflich.
    Der Nachmittag und der frühe Abend
waren klar gewesen, doch nun war der Nebel wieder da. Ich schaltete das Licht
ein, setzte mich in den Sessel und starrte auf die weiße wabernde Wand. Die
Zivilbeamten, denen Adah die Nachrichten und das Phantombild zeigen wollte,
hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, mit mir zu reden. Patrick hatte
nicht angerufen, um von seinem Überwachungsauftrag zu berichten, und war
vermutlich bereits auf Schicht. Craig befand sich, soviel ich wusste, noch in
San Luis Obispo.
    Und ich saß hier und wartete. Es war
kurz vor elf.
    Ich stand auf, lief auf und ab. War
erschöpft und dennoch aufgedreht. Wollte etwas tun, endlich aktiv werden.
    Ich tigerte weiter. Setzte mich wieder
in den Sessel. Starrte in den Nebel. Ging erneut durch, was seit dem Tag
passiert war, an dem Reynaldo Dominguez in die Stadt kam. Er war irgendwo da
draußen und ich —
    Ein Gedanke durchzuckte mich. Ich
packte Jacke und Tasche und rannte zum Wagen.
     
    Genau, wie ich befürchtet hatte: In
meinem Haus war etwas passiert. Alle Fenster waren erleuchtet, und in der
Einfahrt parkte ein Wagen von Hollister Security. Auf dem Gehweg standen zwei
Männer in den dunkelblauen Uniformen des Sicherheitsdienstes und redeten mit
Michelle, die Ralph an sich gedrückt hielt.
    Ich parkte die Einfahrt zu, sprang aus
dem MG und rannte zu ihnen hin. Michelle wirkte ziemlich gelassen, aber der
Kater hatte den Kopf in ihrer Armbeuge vergraben — eine Position, die er
gewöhnlich nur beim Tierarzt einnahm. Michelle winkte mir zu, und die
Sicherheitsleute drehten sich um.
    »Ich bin Sharon McCone, die
Eigentümerin. Was ist los?«
    »Verdächtige Person oder Spanner«,
sagte der Ältere. »Ihre Nachbarin fütterte gerade die Katze und betätigte den
Alarmknopf. Wir haben alles überprüft, es ist sicher.«
    Von wegen verdächtige Person oder
Spanner. Reynaldo Dominguez.
    »Hast du die Person gesehen?«, fragte
ich Michelle.
    »Klar, ein hässlicher Vogel. Narben,
fiese Augen, kaputte Nase. Glotzte mich durchs Küchenfenster an. Fing irre an
zu lachen, als ich das Licht ausschaltete und aus der Küche rannte. Sie sollten
wirklich Vorhänge anbringen lassen.«
    »Vermutlich.« Am Fenster eines
gegenüberliegenden Hauses bewegte sich etwas. Mr. Winter, dessen Neugier für
eine ganze Nachbarschaftswache reichte. Immerhin schien niemand sonst den Alarm
bemerkt zu haben.
    »Sollen wir die Gegend nach ihm
absuchen, Ms. McCone?«, fragte einer der Sicherheitsleute.
    »Nein, danke. Er ist sicher längst
weg.«
    »Dann gute Nacht.«
    Sie gingen zu ihrem Wagen, und mir fiel
ein, dass ich ihnen erst Platz machen musste. Danach trat ich wieder zu
Michelle.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Natürlich. Ein Gesicht am Fenster
macht mir noch keine Angst.« Sie schob trotzig das Kinn vor, doch ihre Lippen
zitterten. Ich ließ ihr die Illusion; sie würde nicht wollen, dass ihre coole
Fassade Risse bekam.
    Als ich Ralph tätschelte, merkte ich,
dass auch er zitterte. »Warum hast du ihn so spät gefüttert?«
    »Hab ich nicht. Ich war noch bei den
Hausaufgaben, und als mir die Buchstaben vor den Augen verschwammen, hab ich
eine Pause gemacht. Mir fiel auf, dass Sie noch nicht zu Hause waren, und da
bin ich noch mal hergekommen, um nach Ralphie zu sehen. Ich dachte, ich prüfe
mal den Blutzucker. Dabei tauchte der Kerl am Fenster auf.«
    »Wissen deine Eltern, dass du weg
bist?«
    Ihr Mundwinkel zuckte ärgerlich. »Nein,
Shar. Ich bin alt genug, um die paar Meter allein zu gehen. Meine Leute sind
bei einem Vortrag in der City Arts Gallery.«
    »Vielleicht solltest du besser hier
bleiben, bis sie kommen. Für den Fall, dass er sich noch in der

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