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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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keines Vergehens beschuldigen. Er hatte sie hingeleitet zu einem Leben, wie es Allah wohlgefällt. Sie besaß die drei Eigenschaften, die bei der Frau Tugenden sind (beim Manne freilich Laster): Geiz, Stolz und Furcht. Nie stellte sie Ansprüche auf Schmuck und kostbare Kleider, sondern spann und webte mit ihren Mägden selbst, was sie brauchte, und legte die goldenen Reife, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, nur an, um ihrem Gatten zu gefallen. Kein anderer Mann hatte sie jemals in diesem Schmuck gesehen.
    Und das, wovon die meisten Männer meinen, dass es nicht möglich sei, trat bei Abu Hafs ein: Niemals wurde er seiner Frau überdrüssig. Im Gegenteil, er gewann sie von Jahr zu Jahr lieber. Nicht nur die Grundbegriffe der Religion brachte er ihr bei, sondern führte sie immer tiefer ein in das Verständnis der Worte, die der Prophet den Gläubigen hinterlassen hat, und bald konnte er ihr seine Gedanken anvertrauen wie einem zweiten Ich. Einen Einwand erhob sie höchstens in Form einer Frage. Und nur selten legte sich ein Hauch von stummer Abwehr auf ihr Gesicht, wenn sie einmal mit seiner Ansicht nicht übereinstimmte. Diesen Gesichtsausdruck aber liebte Abu Hafs besonders an ihr, weil er ihn erkennen ließ, wie sehr sich seine Frau beherrschte aus Ergebung in seinen Willen. Und er war der festen Überzeugung, dass er eine Ehe führte, wie sie vollkommen den Vorschriften des Propheten und also dem Willen Allahs entsprach. Niemals, auch in dieser Nachtstunde nicht, wäre es ihm eingefallen, sich zu fragen, ob nicht Boreihas Kränkeln und frühes Verblühen darauf zurückzuführen sei, dass die Last seiner Überlegenheit ihr zu schwer auf der Seele lag. Nein, die Spuren des Alterns, sie sich über ihr einst so frisches, liebliches Gesicht gelegt hatten, sodass es selbst im fahlen Mondlicht deutlich wurde, wie streng ihre Züge waren, erregten ganz andere Vorstellungen in Abu Hafs Seele.
    »Ein anderer Mann«, sagte er zu sich selbst, »würde nun wohl nach einer Jüngeren Ausschau halten. Ich aber habe ein Gelübde abgelegt. Meine Frau ist vor Vernachlässigung und Verstoßung sicher!« Behutsam, um die Schlafende nicht zu wecken, legte er sich mit einem fast unhörbaren Seufzer auf die andere Seite. Wegen Boreiha hatte er sich wahrlich keine Vorwürfe zu machen. Und wegen Besbasa doch auch nicht!
    Diese Berberin hatte er gekauft als Amme für Muhammad, seinen Jüngsten. Sie war in sein Haus gekommen kurz nach dem großen Unglück, das ihn heimgesucht hatte, dem Verlust seines ältesten Sohnes. Abu Hafs sah wieder die ganze Szene vor sich, wie sie sich ihm unauslöschlich ins Gedächtnis gegraben hatte: den Blumengarten, den sich Boreiha auf dem Altan ihrer Gemächer angelegt hat, das Beis einer seltenen, weiß blühenden Staude, das er ihr von einem Ritt in die Hauptstadt mitbrachte und das sie einpflanzen will, den Blumentopf, den er festhält, während sie ihn mit Erde füllt. Ja, sie überließ die Pflege ihrer Blumen nie einer Magd, und mit nichts konnte Abu Hafs sie mehr erfreuen als mit solchen Beweisen seiner Aufmerksamkeit.
    Da plötzlich gellt ein Schrei durch die Luft, der ihnen durch Mark und Bein dringt. Sie sehen über die Brüstung des hohen Altans und erblicken den jungen Hengst, den Abu Hafs vor Kurzem erworben hat und der noch nicht zugeritten ist. Auf den Hinterbeinen steht er und schlägt mit den Vorderhufen wild um sich, und das Kind liegt mit blutendem Kopf im Sande. Boreiha warf sich in Abu Hafs’ Arme: Ein Weinkrampf durchschütterte sie. Er brachte sie zu ihrem Lager, bettete sie, liebkoste sie, aber sie konnte nicht zu sich kommen. Doch mit einem Male ging ihr Schluchzen in ein Stöhnen über. Sie war im vorletzten Monat schwanger, und die Wehen hatten eingesetzt.
    Abu Hafs rief nach der alten Bischa, die seiner Frau schon bei den anderen Geburten beigestanden hatte, und eilte zu seinem Sohn. Aber er kam zu spät. Der kleine Hafs lag da mit leerem Blick, und als der Vater sich über ihn beugte, fühlte er, dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen.
    Boreiha hatte eine schwere Geburt. Zwei Tage und zwei Nächte lang hörte Abu Hafs ihr Schreien, und nie war er sich so hilflos, so ohnmächtig vorgekommen wie angesichts dieser Qual, die er nicht lindem konnte. Während Bischa ihrer Herrin unermüdlich Trost zusprach, ging er im Hintergrund des Zimmers auf und ab, und seine Seele fand keine Ruhe.
    »Allmächtiger!« betete er, »schenke uns einen Sohn für den, den du uns genommen

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