Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James?

Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James?

Titel: Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisca Dwaine
Vom Netzwerk:
 
    1                       Goldene Augen
     
    Musik donnerte über die Lautsprecher auf die tanzende Menge herab. Ted fühlte den starken Bass im ganzen Körper, wippte zu der Musik und rieb sich an der warmen Gestalt vor ihm. Der Drink in seiner Hand schwappte bei jeder Bewegung und so sehr er sich auch bemühte, er konnte nicht verhindern, dass Tropfen des kostbaren Getränks über seine Hand liefen. Der Alkohol in seinem Blut, die Musik und die Lichtshow betäubten ihn, machten das Denken schwer und doch konnte er sie fühlen, diese durchdringenden goldenen Augen, die ihn verfolgten. Sie beobachteten ihn, durchdrangen seinen Körper und erweckten seine Leidenschaft. Er suchte sie nicht in der Menge, sondern folgte ihrem Ruf, ihren Befehlen und drückte seine Lippen auf die des namenlosen Mannes, der seine Hüften an ihn presste.
     
    Ted starrte auf das heruntergekommene Gebäude, das sich vor ihm in den Himmel streckte. Während Blitze über ihm zuckten, der Wind durch die verdorrten Bäume zischte und irgendwo ein Wolf aufheulte, fragte er sich, wie er bloß hierhergelangt war. Sein Kopf schmerzte und erinnerte ihn an den Abend im Klub, an dem er sich schonungslos besoffen hatte. Den Flyer eines Hotels hatte er am nächsten Morgen in seiner Hosentasche gefunden und nun war er hier, alles nur, weil seine Freundin Maggie meinte, er müsste sich etwas ausruhen.
    Mit zweifelnden Augen betrachtete Ted das Haus vor ihm und verglich es mit dem Bild auf dem Flyer. Falls es wirklich mal so wie auf dem Foto ausgesehen hatte, dann musste das vor langer Zeit gewesen sein, denn diese Villa sah alles andere als erholsam aus. Ganz im Gegenteil: Er konnte sich gut vorstellen, dass es bereits den einen oder anderen Mord dort drin gegeben hatte. Es besaß diese ganz spezielle Düsterheit eines Ortes, wo Entsetzliches passierte.
    Und sollte dieses Haus wirklich ein Hotel sein? Im Foto war es mit dutzenden von Blumen umringt, aber in der Realität wirkte es mehr wie das Anwesen eines alten tattrigen Lords, dem das Geld ausgegangen war.
    Sogar das Tor rostete vor sich hin und quietschte mit jedem Windzug. Es war offen, das Schloss sah aufgebrochen aus und der Eingang war ganz und gar nicht einladend.
    Nun wusste Ted, warum der Taxifahrer so schnell verschwunden war. Er hatte auch nicht das Gefühl, länger als unbedingt nötig hierbleiben zu wollen.
    Unsicher sah er sich um und blickte dann zur Straße hinter sich. Dreißig Minuten hatte die Fahrt hierher gedauert und ungewöhnlich dichter Wald lag zwischen diesem Haus und der nächsten Tankstelle.
    Noch während er überlegte, ob er trotz allem einfach wieder die Straße hochlaufen sollte, tippte ihm jemand auf die Schulter und Ted sprang vor Schreck vor. »Wah!«
    Sein Herz schoss ihm fast aus der Brust, als er sich umdrehte und in das Gesicht eines alten, dürren Mannes starrte. Dieser schien sich nicht an der Reaktion zu stören und sagte stattdessen mit einem langgezogenen, englischen Akzent: »Sir, darf ich Sie hineinbegleiten? Sie müssen erschöpft sein.«
    Während dieser Worte lag ein gleichmütiger, fast gelangweilter Blick auf dem faltigen Gesicht. Der Fremde trug einen Smoking und hatte schneeweiße Haare. Ted meinte mit Sicherheit sagen zu können, dass er einen Butler vor sich hatte.
    »Ähm, ehrlich gesagt, würde ich doch lieber wieder -«
    Seine nächsten Worte wurden ungehört vom Wind verschluckt, als der dürre Mann sich bückte und seinen Koffer in die Hand nahm. Mit einer Leichtigkeit, die Ted nie jemandem von dieser Statur zugesprochen hätte, hob er Teds Gepäck hoch und trug es den Weg zur Villa hinauf.
    Ted hatte keine andere Wahl, als hinterherzutrotten.
    »Mein Name ist übrigens -«, begann der Mann, doch Ted war schneller.
    »James, nicht wahr?« Den Witz konnte er sich trotz allem nicht verkneifen.
    Der Butler blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Was für eine Überraschung, Sir! Ich wusste nicht, dass Sie hellseherische Fähigkeiten besitzen. Was für ein Talent!«
    Ted starrte ihn an. Wollte ihn der Kerl etwa verarschen? Trotz der erstaunten Worte blieb das Gesicht des Mannes regungslos.
    »Ich ... was?«, fragte Ted. »Ihr Name ist wirklich James?«
    »Aber das wissen Sie doch.«
    Der Mann ging weiter und nach ein paar Sekunden schüttelte Ted den Kopf.
    Dieser Ort war merkwürdig, dachte er, als sie die lange Einfahrt zur Villa durchtraten. Links und rechts des Weges befanden sich seltsam lebendigwirkende Statuen und Ted

Weitere Kostenlose Bücher