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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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überdeckte alles, was an Tod und Verwesung hätte in die Nase des Kommissars steigen können.
    In einem durch Glasscheiben abgetrennten Nebenraum erkannte Lindt die in sterilgrün gekleidete Ärztin vor zwei großen Bildschirmen sitzend.
    »Gut, dass Sie kommen«, erhob sie sich, als Lindt an die offen stehende Tür klopfte und eintrat. Mit leicht ratlosem Gesichtsausdruck bot sie ihm einen Stuhl an.
    »Die Todesursache ist in beiden Fällen mit hoher Wahrscheinlichkeit identisch.«
    Der Puls des Kommissars ging schneller. »Sie meinen, wir haben den Beweis, dass Weinbrecht ...?«
    »Nicht unbedingt, aber möglich wäre es schon«, drückte sie sich recht vage aus.
    »Also bitte, raus mit der Sprache!«
    »Das Ganze ist nicht so einfach, Herr Lindt«, fuhr die Pathologin zögernd fort. »Sehen Sie bitte hier ...«
    Sie wies auf den linken Bildschirm. »Bei dem alten Herrn den wir untersucht haben, zeigten unsere Messgeräte einen Blutzuckerwert von zweiunddreißig an.«
    Dann deutete sie mit ihrem Stift auf den rechten Monitor. »Und bei der Frau nur fünfundzwanzig. Das bedeutet bei beiden eine sehr schwere Hypoglykämie.«
    Der Kommissar hatte den medizinischen Fachbegriff zwar schon gehört, konnte ihn aber momentan nicht sicher zuordnen.
    Sie verstand seinen fragenden Gesichtsausdruck richtig und beeilte sich, zu erklären: »Unterzucker! Der Gehalt an Glucose, an Zucker im Blut ist viel zu niedrig.«
    »So wie bei Diabetikern, die ihr Medikament nicht bekommen?« Lindt erinnerte sich wieder daran, was sie über die Arbeit des Pflegedienstes herausgefunden hatten.
    »Nein, nein«, widersprach die Ärztin. »Gerade im Gegenteil! Wer an Diabetes leidet und kein Insulin bekommt, hat zuviel Zucker im Blut, manchmal einen Wert von bis zu drei- oder vierhundert. Bei diesen Leuten mangelt es an körpereigenem Insulin, um die Glucose abzubauen und sozusagen in ›Treibstoff‹ umzuwandeln.«
    »Und wie entsteht dann diese Hypo ...?« Das medizinische Vokabular ging ihm nicht so leicht über die Lippen.
    »Hy – po – gly – kä – mie«, wiederholte sie gedehnt. »Ja, entweder durch große körperliche Anstrengung, wenn der Körper viel Energie benötigt oder ...«
    Die Gerichtsmedizinerin schwieg bedeutungsschwer.
    »Ja was denn nun?«
    »... oder wenn eine zu hohe Dosis Insulin gegeben wurde.«
    »Eine tödliche Dosis?«
    Sie nickte stumm und Hauptkommissar Lindt begann zu verstehen.
    Bedächtig kratzte er sich am rechten Ohr. »Ich glaube, dass ich vor Jahren schon einmal etwas über die Verwendung dieses Medikaments als Mordwerkzeug gelesen habe. Wie war das denn noch gleich ...? Ja, ja, langsam entsinne ich mich wieder – der Todesengel im Altersheim – genau!«
    Aus einem Wandregal griff die Ärztin ein großformatiges forensisches Fachbuch, blätterte kurz im Inhaltsverzeichnis und fand mehrere Seitenangaben zum Begriff ›Insulin‹.
    »Hier, bitte!« Sie schlug eine der angegebenen Seiten auf, orientierte sich schnell und schob das Werk dann zu Lindt über den Tisch. »Fälle gibt es wirklich genug. Wie Sie richtig sagten, meistens im Bereich medizinischer Assistenzberufe. Krankenhäuser, Altersheime ..., Pfleger und Krankenschwestern, die meinten, die Leidenszeit ihrer Patienten abkürzen zu müssen.«
    Der Kommissar sprang erfreut auf: »Na, dann ist doch alles klar. Pflegedienstleiter Weinbrecht, der ohnehin Insulin spritzen muss, gibt einfach eine Überdosis und tötet so die alten Leute! Das Motiv liegt auch auf der Hand! Natürlich, um schneller an die in Aussicht gestellten Vermächtnisse zu kommen. Dann haben wir ihn ja! Fall aufgeklärt! Urteil lebenslänglich!«
    »Halt, halt!«, dämpfte die Ärztin die aufkeimende Euphorie des Kriminalisten. »Ganz so einfach ist das leider nicht.«
    »Wieso denn? Mit Ihren teuren Apparaten lässt sich dieser Stoff doch bestimmt ganz präzise nachweisen.«
    »Genau da liegt das Problem. Insulin wird nämlich spätestens nach vier Stunden im menschlichen Körper rückstandsfrei abgebaut.«
    Der Kommissar ließ sich wieder auf den hölzernen Laborstuhl fallen.
    »Also ... kein Beweis?«, stieß er hervor.
    Sie schüttelte den Kopf. »Den Stoff selbst konnten wir in beiden Leichnamen nicht feststellen. Tut mir Leid. Es gibt zwar eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Unterzuckerung durch eine Überdosis Insulin verursacht worden ist, aber ob Sie damit auch ein Gericht überzeugen können ...?«
     
    Lindt wusste nicht, was er antworten sollte. Er versuchte

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