Alle guten Dinge sind 2
Kapitel 1
Nein - nein - gar nicht so übel war das, was sie da im Spiegel sah. Sie konnte zwar nicht mehr mit den jungen knackigen Dingern mithalten, aber wenn man bedachte, daß sie einen sechzehnjährigen Sohn hatte und fünfunddreißig Jahre alt war, also die Jahre, in der eine Frau am schönsten ist, schon wohl hinter ihr lagen, sah sie doch ganz annehmbar aus.
Das ist doch wohl untertrieben Melissa, du siehst … gut aus.
Eingebildetes Huhn !
Die Frau mit den langen schwarz-gelockten Haaren, das sich um ihr herzförmiges Gesicht legte und den mandelförmigen Augen, die das leuchtende hellgrün von einer Katze h a tten, lächelte ihrem Spiegelbild verschmitzt zu. Ihre kleine Stupsnase rümpfte sich als sie ihre Hände auf die Hüften legte. Tja, diese Hüften sind zwar immer noch nicht so schmal wie sie sie gerne hätte, aber nach den konsequenten Sportübungen vorm zu Bettgehen und dem mehr Obst als Schokolade essen, war das Ergebnis nicht mehr ganz so rund wie zuvor. Die Taille ein wenig schmaler, der Busen zwar immer noch groß, aber dafür straffer, wie auch die O berschenkel und der Bauch .
Na, ein paar Kilo wenige r könnten es schon sein, aber wir wollen ja nicht zu streng sein.
Der Bauch war etwas flacher geworden, jedoch nicht im Becken verschwunden. Ihr kleiner voller Mund verzog sich zu einer Schnute. Für ihr Hobby den Bauchtanz, den sie Nabu zuliebe erlernt hatte, war ihr Bauch genau richtig: Rund und herrlich weich. Mit den zwei Grübchen über ihrem Po, wirkte das alles sehr weiblich .
So dürr wie eine K ate M oss wirst du nie werden!
Sicher nicht, aber wer will das schon ? Schließlich soll te der Mann den Wunsch haben mich zu verführen und nicht den Drang mich zu füttern.
Welcher Mann?
Stimmt auch wieder. Für wen mach ich das eigentlich ?
In ihre Ehe vor sechzehn Jahren war sie zwar relativ schlank hineingegangen, aber durch die Schwangerschaft und die glücklichen zufriedenen Ehejahre, hatte sie an Gewicht zugelegt. Nabu hatte das nie gestört, er hatte sie geliebt so wie sie war. Irgendwann in dieser Ehe war das Äußere des anderen nicht mehr wichtig gewesen, nur noch die Geborgenheit und die Liebe füreinander hatten gezählt.
Sie hatten sich mit sechzehn auf der Schule kennen gelernt . Am Anfang war da nur reine Freundschaft gewesen. Ihre Mutter hatte immer gesagt “Freundschaft zwischen Mann und Frau gibt es nicht, einer wird immer Liebe im Sinn haben, denke daran.“
Und so kam es dann auch. Obwohl Nabu mit seinen schwarzen Haaren, dunkelbraunen Augen und seiner dunklen Haut ganz dem Bild von ihrem Traummann entsprach, war er nur ein guter Freund für sie gewesen. Ein Araber, der in ihrem Land geboren war, nur ein wenig größer als sie, hatte ihr Herz nicht im Sturm erobert, sondern mit Freundschaft und Geduld.
Als sie dann heiraten wollten kamen keine Einwände von ihren Familien, sondern von Bekannten und Freunden. Immerhin ein Araber, ein Moslem, ob sie sich im Klaren darüber sei was das bedeute. Doch Melissa war das egal. Sie liebte ihn, wusste , dass er ganz anders war wie die einheimischen Männer oder die arabischen aus Nabus Bekanntenkreis. Sie war für ihn und er für sie das Wichtigste im Leben und nur das zählte.
So kam auch kurz daraufhin ihr einziges Kind zur Welt. Die Schwangerschaft und die Geburt waren schwer für Melissa , da es ihr dabei gesundheitlich nicht gut ging , doch als sie ihren Sohn in den Armen hielt und er sie mit seinen großen dunklen Augen ansah, war alles vergessen und sie war die glücklichste Frau der Welt. Kenan sah seinem Vater sehr ähnlich, die gleichen schwarzen Haare, der dunkle Teint, das eckige Kinn und die Adlernase. Schon jetzt mit seinen sechzehn Jahren, war er ein sehr attraktiver junger Mann.
Kenan bekam jedoch kein Geschwisterchen so sehr sich das seine Eltern auch wünschten, er blieb ein Einzelkind. Melissa schenkte ihm ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit und versuchte ihn damit nicht zu erdrücken.
Doch das idyllische Glück hatte ein abruptes Ende. Als Nabu vor fünf Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, brach die Welt für Melissa zusammen. Sie wusste nicht wie sie die Beerdigung und die ganze Flut von Briefen mit den Banken, Versicherungen und Ämtern bewältigt hatte, aber irgendwie schien ihr Verstand trotz des immensen Schmerzes gearbeitet zu haben. Vor lauter Schmerz war sie schließlich wie ausgebrannt, leer, ohne Gefühle.
Erst als sie wieder in ihren früheren Beruf, Buchhalterin,
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