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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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in Tante Ursel verliebt. Ihr wißt doch selbst, wie lieb sie ist!” Gaby krampfte sich zusammen wie ein geschlagener Hund, grub ihre Fingernägel tief in ihre Handballen, um nicht wieder aufzuschreien. Aber Daniel tat es, ein empörter, gequälter Schrei: “Und Mammi? Ist sie etwa nicht lieb? Mammi ist auch immer lieb. Immer und immer! Hast du denn Mammi nicht mehr lieb?” Erschrocken war Hubert zusammengefahren. Daniel, der liebe, ruhige Daniel. “Natürlich habe ich eure Mutter auch lieb. Natürlich. Das mußt du mir glauben.”
    “Er hat dich noch lieb”, flüsterte Alex ihr zu, als Hubert sich nach oben in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte. “Hast du es gehört, Mammi?” Ja, sie hatte es gehört. Aber es sagte ihr nichts mehr. Sie hatte in den letzten fünfzehn Jahren soviel gehört, so viele schöne Worte, gesprochen, geschrieben. Aber sie hatte den Inhalt dieser Worte nie gefühlt. Die Worte waren ihr wie Sand zwischen den Fingern zerronnen, und sie stand jetzt mit leeren Händen.
     
    Die nächsten drei Wochen vergingen für sie zwischen stundenlangem Vorsichhinstarren, gefühllos, Bilder, die unerbittlich vor ihrem inneren Auge abrollten: Hubert mit Patty, Hubert mit Marie-Louise, Hubert von Reisen zurückkommend, das Glitzern in seinen Augen, und immer und immer wieder: Hubert mit Ursel. Wenn sie “Hubert” dachte, bäumte sie sich auf, wie im Todeskampf; wenn sie “Hubert” fühlte, war es, als glitte das letzte Fetzchen Leben aus ihr. Und dann waren da wieder Stunden, in denen sie mit ihm das Gespräch suchte, versuchte, Erklärungen für sein Verhalten zu bekommen. Und natürlich war es alles ihre Schuld.
    “Du hast mich mit deinem unberechtigten Mißtrauen verfolgt, damals, nach Patty.” Wie konnte er es jetzt noch wagen, von einem unberechtigten Mißtrauen zu reden? Sie versuchte sich zu beherrschen. “So unberechtigt war es doch wohl nicht. Das weiß ich jetzt, und du wußtest es all die Jahre.” Er schüttelte irritiert seinen markanten Kopf. “Du hast mich viel öfter verdächtigt, als es geschehen ist. Ich meine”, er sah sie prüfend aus halbgeschlossenen Augenlidern an, “wenn es in den letzten fünfzehn Jahren zehn- oder zwanzigmal war, so heißt das doch nicht, daß du mich hundertmal verdächtigen mußt.” Zehn- bis zwanzigmal eine Geliebte, ihre Intimität mit einer anderen geteilt. Ruhig, dachte sie, Gaby, bleib ruhig.
    “Begreifst du nicht, daß es nicht darauf ankommt, ob du mit zehn Frauen geschlafen hast oder mit hundert? Du hast mich mit meinem ‘unberechtigten’ Mißtrauen immer in Schach gehalten, ich fühlte jahrelang, daß da etwas war, und du hast es immer wieder abgestritten. Es liegt an dir, hast du gesagt. Ich bin daran kaputtgegangen”, fügte sie leise hinzu.
    “Du übertreibst”, sagte er unbeeindruckt, “diese Frauen waren nie so wichtig für mich.”
    “Aber für mich”, schrie sie auf, “für mich waren sie wichtig. Ich habe alles für dich getan, weil du sagtest, nur so kannst du mir treu sein. Während du herumgehurt hast.” Sie brach in ein hemmungsloses Schluchzen aus.
    “Ich bitte dich, nimm dich doch zusammen.” Unbehaglich schlug er seine Beine übereinander, verschränkte die Arme vor seiner Brust.
    “Ich sagte dir doch, es hatte für mich nicht viel Bedeutung!”
    “Warum, warum hast du es dann getan? Immer und immer wieder hast du gesagt, daß du es mit mir wunderschön findest, daß ich eine wunderbare Geliebte bin, warum dann die anderen?”
    Er schwieg.
    “Und warum Ursel? Warum meine beste Freundin?”
    “Ich konnte mit dir nicht reden”, hörte sie ihn auf einmal sagen. “Ursel war bereit, mir immer zuzuhören. Sie hatte soviel mehr Verständnis als du.”
    Gaby sah ihn erstarrt an. Jahrelang hatte sie versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen, immer wieder hatte er sie abgeblockt. Sie hatte nicht nur über ihre Probleme reden wollen, sondern genauso über seine, zum Beispiel warum er sich in mancher Hinsicht so unnachgiebig anstellte; was er fühlte; wie er über sich selbst dachte. Er hatte sie nicht an sich herangelassen. Und jetzt lag es an ihr! Vielleicht sollte sie doch auf den Vorschlag ihres Hausarztes eingehen und mit ihm eine Ehetherapie besuchen? Vielleicht hatte sie doch viel mehr falsch gemacht, als sie ahnte?
    Sie fragte ihn, was er wolle, wie er sich die Zukunft vorstellte. Und dann kam die Antwort, die sie nie wieder vergessen würde. “Jetzt, wo alles herausgekommen ist, weiß ich eigentlich

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