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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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nicht, ob ich mit dir noch weiterleben kann. Ich habe zuviel unter deinen unausgesprochenen Vorwürfen in den letzten Jahren gelitten. Unsere häusliche Stimmung ist durch dich entscheidend schlechter geworden. Deine Liebe, ich habe sie oft nicht gefühlt.” Sie begriff Gott und die Welt nicht mehr. Hatte sie nicht alles, aber auch wirklich alles getan, um ihm ihre Liebe zu beweisen? Warum war sie immer im Beweiszwang?
     
    Nach einem Gespräch mit Natascha, einer jugoslawischen Freundin, schrieb sie Hubert einen Brief. “Was willst du?” hatte Natascha sie gefragt und ihr eine zweite Packung Papiertaschentücher gebracht, “willst du deinen Mann behalten, oder willst du die Scheidung? Wenn du ihn behalten willst, mußt du aufhören, ihm von morgens bis abends Vorwürfe zu machen, dann müßt ihr einen Weg finden, wie es weitergehen soll. Wenn du die Scheidung willst, dann gehe zu einem Anwalt und ziehe sie durch. Wenn du so weitermachst, bist du bald vollkommen am Ende.”
    Ja, was wollte sie? Ein Leben ohne Hubert? Undenkbar! Sie konnte nicht ohne ihn leben, er war ihr Leben. Ein Leben mit Angst und Schmerz, aber ein Leben. Und konnte nicht noch alles besser werden? Anscheinend hatte sie doch auch viel verkehrt gemacht. Sie hatte ihm ihre Liebe nicht genug bewiesen. Sie war mißtrauisch gewesen. Wenn sie sich nun ändern würde, vielleicht gab es dann doch noch eine Hoffnung? Sie schrieb:
    “Ich weiß jetzt, daß Du mich vierzehn oder fünfzehn Jahre lang belogen und betrogen hast. Das ist eine Tatsache, mit der ich in den letzten drei Wochen sehr schmerzlich lernen mußte zu leben. Ich glaube, du kannst mir nicht übelnehmen, daß meine ersten Reaktionen sehr scharf und voller Wut und Enttäuschung waren. Für mich habe ich folgendes beschlossen: Ich will nichts mehr von der Vergangenheit wissen. Was ich jetzt weiß, ist schlimm genug, und ich tue mir selbst mit den Einzelheiten nur noch mehr weh. Ich bin bereit, einen Schlußstrich zu ziehen und mit dir neu anzufangen. Neu heißt aber für mich, daß wir eine andere Beziehung aufbauen müssen, die in erster Linie auf Liebe und Wahrhaftigkeit basiert. Ich will dir voll vertrauen können und mich bei dir geborgen fühlen. Ich bin bereit, deinen Wünschen, was unsere häusliche Atmosphäre angeht, entgegenzukommen, wenn du diese Wünsche deutlich artikulierst.
    Ich will versuchen, unsere jetzige Situation zu entspannen und dir Zeit zu geben, bis du weißt, was du willst.
    Wenn du mit mir weiterleben willst, so sollte das eine klare Entscheidung für mich sein, für ein Leben mit mir, denn die Kinder gehen doch in ein paar Jahren aus dem Haus.
    Ich liebe Dich, Hubert. Es tut mir leid, wenn ich dir das nicht immer deutlich gezeigt habe — aber es lag auch an den ‘Umständen’. Du hast für mich viele Eigenschaften, die ein Weiterleben mit dir wünschenswert machen, wie deine Verläßlichkeit (in anderer Hinsicht natürlich), deine übrige moralische Einstellung, dein Fleiß, der Sex mit dir und nicht zu vergessen, die Art und Weise, wie du mit den Kindern umgehst. Das waren und sind für mich deine positiven Eigenschaften; deswegen hoffe ich auf einen Neuanfang.
    Es ist lange her, daß ich dir einen Brief geschrieben habe, aber wir haben in den letzten drei Wochen soviel geredet, auch aneinander vorbeigeredet, daß ich es für gut halte, einmal die Dinge, die für mich dabei herausgekommen sind, aufzuschreiben.
    Deine Gaby”
     
    Lange sah Gaby auf ihren Brief. Irgendwie hatte sie das Gefühl, hier stimme schon wieder etwas nicht. Sie entschuldigte sich. Wofür eigentlich? Daß die häusliche Stimmung, wie er es ausgedrückt hatte, oft bedrückt war, daß sie oft mit einer Leidensmiene durchs Haus gelaufen war? Aber war das jetzt nicht zu begreifen? Sie hatte sich elendig gefühlt, verloren, gespalten, hatte geglaubt, verrückt zu werden, weil sie etwas fühlte, was nicht bestand. Das hatte zumindest Hubert immer und immer wieder gesagt. Sie bot ihm an, nicht mehr über die Vergangenheit zu reden. Es machte tatsächlich nicht viel aus, ob er sie mit zehn oder mit hundert Frauen betrogen hatte. Daß er es getan hatte, das war das Schlimme. Und das hatte sie nicht ertragen, das konnte sie nicht ertragen. Für sie gab es keinen Sex, losgelöst von Vertrauen, Geborgenheit, Liebe.
    Sie zählte an den Fingern ab, warum sie mit ihm weiterleben wollte. Seine übrige moralische Einstellung. Gab es eine moralische Einstellung, die sich nur aufs Fremdgehen bezog, und

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