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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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kleines Kind behandelt. Ich hätte es lächerlich gefunden, so mit ihm umzugehen. Und dann — warum hat er es nie gesagt? “Kluge Frauen ahnen, was ihre Männer wollen”, sagte Dr. Rolveld. Ein toller Therapeut. Gaby sah ihn wütend an. Es ging doch nicht nur darum, was Hubert wollte. Wo blieb sie dann? Sie sagte es. “Wo bleibe ich in Ihrer Rechnung? Er hat mich betrogen. Das hat unsere Ehe kaputt gemacht.” — “Ich weiß das, aber weiß es Ihr Mann?” Hubert zog die Schultern hoch. “Wenn sie anders gewesen wäre, hätte ich es vielleicht nicht getan.” — “Du hast mich das erste Mal nach zwei Monaten betrogen. Du sagtest, du würdest es nie wieder tun. Du hast immer und immer gesagt, du liebtest mich.” Hubert setzte sich so, daß er ihr den Rücken zuwandte. “Da hören Sie es, Vorwürfe, nur Vorwürfe.” — “Sie finden sie nicht berechtigt?” — “Natürlich nicht. Die Abenteuer unterwegs bedeuteten mir nicht viel.” — “Und ihrer Frau?” — “Ich habe sie ja nicht damit belastet. Sie hat nichts davon gemerkt.” Gaby stöhnte auf. Nichts davon gemerkt. Er hatte ihr geschworen, daß ihre Vermutungen Wahnvorstellungen waren. “Deine Jugend...” Und seine Briefe. “Jeder Tag ohne dein Lächeln ist ein verlorener Tag.” Alles Lüge! “Sind Sie bereit, Frau Gerken, diese Ehe um jeden Preis fortzusetzen?” — “Um jeden Preis? Was meinen Sie?” — “Auch um den Preis der Untreue? Wenn Ihr Mann Ihnen nicht versprechen kann, Ihnen treu zu sein?” Gaby dachte an die qualvollen Stunden und Nächte, in denen sie auf ihn gewartet hatte, ihre Alpträume, ihre Ängste. Nein, sie konnte nicht mit der eingeplanten Angst leben. Für sie gehörte Treue zur Liebe wie die Traube zum Wein. “Nein”, sagte sie. “Ich will eine Ehe, die auf Wahrhaftigkeit begründet ist. Ich will ihm vertrauen können.” — “Und sind Sie dazu noch in der Lage?”
     
    Sie wollte es ihm beweisen. Noch einmal wollte sie ihm beweisen, daß sie ihm vertraute, daß sie großmütig sein konnte, daß sie bereit war, zurückzustehen.
    “Warum fährst du nicht mit deiner Mutter in den Urlaub?” fragte sie ihn. “Ich möchte zur Buchmesse. Anschließend fahre ich mit den Jungen wieder nach Hause. Du könntest dann mit deiner Mutter noch wegfahren.” Seine Augen leuchteten auf. “Es macht dir nichts aus? Ich meine, du müßtest dann mit dem Zug zurück?” Der Zug war nicht das Problem. Nein, sie wollte ihm beweisen, daß sie ihm vertraute.
     
    Zur Buchmesse begleitete er sie. “Ihr” Buch war herausgekommen. Die Geschichte ihrer Jugend. Die ersten Rezensionen waren begeistert, sie lächelte wächsern in Kameras, wiederholte ihren Aufruf: Ruft um Hilfe, immer wieder, bis man euch hört. Hubert reichte ihr seinen Arm und führte sie von einem Essen zum anderen, von Interview zu Interview. Sein angeknipstes Lächeln war für jedermann.
    Seine Mutter ging wie auf Wolken. Ihr Sohn würde endlich mit ihr allein in den Urlaub fahren. “Was wollt ihr denn machen?” fragte Gaby. “Wann fahrt ihr?” Sie stand in der Küche und reichte seiner Mutter die Hand. “Ach, wir lassen das alles auf uns zukommen. Verpasse deinen Zug nicht.” Alex blieb bei Iris, Hubert würde ihn auf der Rückfahrt abholen, Daniel fuhr mit Gaby nach Holland zurück.
    Hubert brachte sie zum Bahnhof. Gaby winkte seiner Mutter noch einmal zu. Sie wußte auf einmal, daß dies der letzte Abschied in ihrem Haus sein würde. Falls sie jemals hierher zurückkommen sollte, würde alles anders sein. Wie eine Göttin stand seine Mutter auf der obersten Stufe der Küchentreppe und hob die Hand zum Gruß. Sie winkte nicht, sie hob nur die Hand. Stählerner Triumph blitzte aus ihren Augen: Du mußt gehen, zu mir kommt er zurück.
    Abends rief Gaby Iris an. Sie wollte Alex gute Nacht wünschen. “Ist dein Vater da?” fragte sie. “Hole ihn mir dann auch kurz an den Apparat.” Iris kam. “Nein”, sagte sie, “die drei sind fort.” — “Die drei?” wiederholte Gaby.
    “Ja, ich habe Ruth selbst hereingelassen. Ich bin mit Hubert und seiner Mutter zum Essen verabredet, sagte sie. Wir wollen gemütlich zu dritt zum Italiener gehen. Seine Frau ist doch fort? Das habe ich ihr bestätigt.” Ruth. Seine Mutter hatte Ruth zum Essen eingeladen, bevor sie selbst noch richtig aus dem Hause war. Ruth war eine seiner Geliebten gewesen, vor und auch noch während seiner Ehe mit ihr. Eine Schwiegertochter, die seine Mutter lieber gesehen hätte. Das

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