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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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Neuerungen einführt. Na ja, neue Besen kehren gut. Bloß gut, daß ich im Laufe der Jahre gelernt habe, daß die Dinge doch oft anders kommen, als man denkt.” — “Privat auch? Ich meine, haben sich da die Dinge auch anders entwickelt, als du dachtest?” Vielleicht war er enttäuscht von ihr, vielleicht hatte er andere Vorstellungen von ihrer Großzügigkeit gehabt? Vielleicht hätte er lieber so eine moderne Frau, für die eine offene Ehe und Toleranz in jeder Beziehung nicht nur ein papierner Tiger war. Er verstärkte den Druck seiner Hand um ihre Schulter. “Nein, ganz bestimmt nicht, Kleines. Ich bin sehr glücklich mit dir. Ich will keine andere Frau. Du bist die ideale Frau für mich.” Die ideale Frau, nein, das war sie bestimmt nicht. Dann würde er nicht in ihren Armen von anderen Frauen träumen. Sich nicht vorstellen, während er sie liebte, daß es Patty, Ursel, Dagmar oder wer sonst noch aus ihrem Bekanntenkreis war. Aber vielleicht begriff sie das auch nur nicht. Vielleicht waren andere Männer genauso? Vielleicht war Hubert nur ehrlicher. Das sagte er jedenfalls immer. “Ich spreche aus, was andere denken. Ein Beweis meiner Liebe zu dir.” Beweis meiner Liebe. Warum fühlte sie sich gerade dann so ungeliebt?
    Seit ihrer Jugend hatte sie das Gefühl, in einer Beweisaufnahme zu sitzen. Sie mußte beweisen, daß sie nicht schlecht war. Sie mußte beweisen, daß sie etwas taugte. Daß sie eine gute Mutter war. Eine gute Hausfrau. All den Augen, die sie verfolgten, bis hinein in ihre Träume. Ihm mußte sie beweisen, daß sie eine gute Geliebte war. Aber was war sie wirklich? Oft hatte sie das Gefühl, sich selbst zuzusehen, verwundert, wie einer Fremden, die von einer Rolle in die andere schlüpfte. War sie das, die im Kreise ihrer Freundinnen lautstark erklärte, daß sie sich noch nie im Leben so wohl und glücklich gefühlt hatte? “Bitte, Jean, schenk du den Kaffee ein”, bat sie ihre holländische Nachbarin, damit das Zittern ihrer Hände nicht so sichtbar war, “in der Zwischenzeit teile ich den Kuchen aus.” — “Ein neues Rezept?” fragte Ursel. “Von meiner Schwiegermutter. Hubert ißt den Hefekranz besonders gern. Erinnert ihn so an zu Hause.”
    Ihre Freundinnen sahen sich beziehungsvoll an. “Noch immer wie zwei Turteltauben. Kannst du mir sagen, wie du das machst? Einen Mann so um den Finger zu wickeln? Hubert tut doch wirklich alles für dich! ” Ein wenig Neid klang aus Ingrids Stimme. “So einen Mann, immer hilfsbereit, aufmerksam, so lieb, du hast schon das große Los gezogen.” War sie das, die ein wenig errötete und aus voller Brust sagte: “Ja, ich habe das große Los gezogen. Einen Mann wie Hubert gibt es nicht ein zweites Mal.”
     
    Als sie Mutti gesagt hatte, daß sie Pappi gar nicht mehr lieb fände, hatte die erstaunt eine Augenbraue hochgezogen und gemeint, daß das ja etwas ganz Neues sei, und daß er sein Zuckerpüppchen doch anbete und für sie alles täte.
    Hubert tat auch alles für sie. Auf dem Markt kaufte er mittags noch schnell frisches Gemüse. “Darauf habe ich mal wieder richtig Appetit. Frisches Lauchgemüse in einer feinen Sahnesoße. Meine Mutter kann das hervorragend zubereiten. Vielleicht rufst du sie wegen des Rezeptes an?” Er zeigte ihr, wie man die Kacheln im Badezimmer besonders blank reiben konnte. “Ein paar Tropfen Essig im Spülwasser, und sie blitzen wie neu.” — “Baumwollsocken darf man nie in der Waschmaschine waschen”, lernte sie von ihm. “Das feine Gummi bricht viel zu schnell. Du bist doch so lieb und wäschst meine Socken mit der Hand?” Natürlich war sie so lieb. Wenn die handgewaschenen Socken hinterher an der Leine baumelten, ausgerichtet wie blaue, braune, graue und rote Zinnsoldaten, alle Hacken nach rechts, eine Wäscheklammer beim großen Zeh, sah es aus, als wäre sie eine gute Hausfrau. War sie das, die dankbar war, weil sie ihm die Socken waschen durfte?
    Wenn sie sich krampfhaft an Huberts Arm festhielt, denn ohne ihn konnte sie bei keinem Empfang mehr stehen; viel zu schnell das Glas mit Martini leerte; strahlend versicherte, wie glücklich sie sei; geschmeichelt lächelte, als Huberts Chef ihr versicherte, daß sie mit jedem Tag hübscher werde und — ja, ja — die Liebe ihr gut zu Gesicht stehe, fragte sie sich: “Bin ich das?” Sie sah gut aus, ihre Haut war glatt und weich, sie war wieder schlank wie vor ihrer Entbindung, ihre Haare glänzten.
    “Man sieht nichts mehr von deinem Sturz”,

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