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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Atemstöße hören, mit denen er sich an das Leben klammerte und die seinen schmächtigen Körper zu zerreißen drohten. Sein blondes, schmutziges und blutverkrustetes Haar hob sich von dem Altartuch ab, das er noch immer nicht losgelassen hatte. Seine mageren Arme und Beine schmiegten sich an den Stein, als hinge sein Leben davon ab. Wenn er imstande war zu sprechen oder den Kopf zu heben, so war er klug genug, nichts Derartiges zu tun.
    »Wie könnt ihr es wagen, das Haus Gottes zu entehren?« fragte der Abt gebieterisch und runzelte drohend die Stirn. Das Aufblitzen eines stählernen Messers in der Hand eines vierschrötigen Burschen, der verstohlen in einem Bogen auf sein Opfer zuschlich, war ihm nicht entgangen. »Steck das Messer weg, wenn du nicht in der Hölle schmoren willst!«
    Die Männer hatten ihren Atem und ihre Wut wiedergefunden.
    Mindestens ein Dutzend von ihnen rechtfertigten ihr Eindringen in die Kirche und schilderten die Verbrechen des Mannes. Es war ein solches Durcheinander von Stimmen, daß kein Wort zu verstehen war. Mit erhobenem Arm gebot Radulfus ihnen zu schweigen, und das Stimmengewirr erstarb. Cadfael, der bemerkt hatte, daß der Bewaffnete sein Messer lediglich hinter seinem Rücken verborgen hatte, stellte sich entschlossen zwischen ihn und den Verfolgten und näherte die brennenden Kerzen dem langen, vollen Bart des Mannes.
    »Laßt einen sprechen, wenn ihr etwas zu sagen habt«, befahl der Abt. »Der Rest soll schweigen. Ihr, junger Mann, scheint Euch besonders hervortun zu wollen…«
    Der Angesprochene, der einen Schritt vor den anderen stand und dessen Vorrecht sie anzuerkennen schienen, errötete und trat mit wichtiger Miene vor. Er sah nicht gerade aus wie einer, der mit Vorliebe um Mitternacht auf Menschenjagd geht. Er war ein großer, stattlicher und selbstsicherer Mann, der sich der Tatsache, daß er ein hübsches Gesicht besaß, ein wenig zu sehr bewußt war und der in seinem Feststaat sehr elegant wirkte, auch wenn sein bestes Wams jetzt durch die Verfolgung etwas zerknittert und in Unordnung geraten war und seine Wangen vom übermäßigen Weingenuß schlaff und gerötet waren. Der Alkohol hatte ihm Mut eingeflößt, sonst hätte er es sicher nicht gewagt, dem Abt gegenüber einen so ungebührlichen Ton anzuschlagen.
    »Ehrwürdiger Vater, ich werde für alle sprechen, denn das steht mir zu. Es war nicht unsere Absicht, uns einer Unehrerbietigkeit gegenüber diesem Kloster oder Euch selbst schuldig zu machen, aber wir haben diesen Mann da verfolgt wegen eines Raubes und eines Mordes, der heute nacht begangen wurde. Dessen Wage ich ihn an! Diese Männer hier werden meine Worte bestätigen. Er hat meinen Vater niedergeschlagen und seinen Geldkasten ausgeraubt, und wir sind hier, um ihn mitzunehmen. Wenn Ihr erlaubt, werden wir Euch von ihm befreien.«
    Das würden sie zweifellos. Radulfus wich nicht von der Stelle, und die Klosterbrüder stellten sich rechts und links von ihm auf, um den Flüchtling abzuschirmen.
    »Ich hatte eine Entschuldigung für euer Eindringen erwartet«, sagte der Abt mit schneidender Stimme. »Was immer dieser junge Mann auch getan haben mag – es ist nicht er gewesen, der in diesem Gotteshaus Blut vergossen und auf den Altarstufen ein Messer gezogen hat. Vielleicht hat er anderswo jemanden Gewalt angetan, aber hier, in dieser Kirche, ist sie ihm angetan worden. Ihr habt ein Sakrileg begangen, ihr alle, die ihr unseren Frieden gestört habt. Ihr solltet lieber an euer Seelenheil denken. Und wenn ihr wirklich eine gerechte Klage gegen diesen Mann zu führen habt, wo ist dann der Vertreter des Gesetzes? Ich sehe keinen der Männer des Sheriffs unter euch. Ich sehe keinen Gemeindevorsteher, der wenigstens als Vertreter der Bürgerschaft auftreten könnte. Ich sehe nur einen blutdürstigen Haufen, der vor dem Gesetz ebenso im Unrecht ist wie ein Räuber und Mörder. Verlaßt also diesen Ort und betet um Verzeihung für eure Übertretung. Welche Klagen auch immer ihr vorzubringen habt – tragt sie dem Vertreter des Gesetzes vor.«
    Seine Worte hatten einige von ihnen zur Besinnung gebracht.
    Sie waren nicht mehr so sicher, daß ihr Eindringen in die Kirche gerechtfertigt gewesen war, zogen sich langsam zurück und sehnten sich nach ihrem Heim und ihrem Bett. Aber die Vagabunden, die bei jedem Streit zur Stelle waren, machten trotzige, verschlagene Gesichter und zeigten keine Neigung, die Kirche zu verlassen, und die ehrbaren Bürger ließen nicht ab von

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