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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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beschleunigte, um dieser Herausforderung zu begegnen. Die jüngeren Brüder und die Novizen rutschten unruhig auf ihren Plätzen hin und her und flüsterten sogar, halb erregt, halb verängstigt, miteinander. Was anfangs noch einem Stimmengewirr glich, war zu einem wilden, gedämpften Heulen geworden, das klang, als verfolgten riesige Bienen einen Eindringling. Selbst der Abt und der Prior hatten sich, bereit, sich zu erheben, vorgebeugt und wechselten im Dämmerlicht des Chors fragende Blicke.
    Mit verbissener Hingabe ließ Bruder Anselm die erste Zeile der Laudes erklingen. Weiter kam er nicht. An der Westseite der Kirche wurde der unverriegelte Flügel der großen Gemeindetür aufgestoßen und krachte gegen die Wand. Eine undeutliche Gestalt stürzte herein, stolperte keuchend durch das Kirchenschiff, stützte sich an Wand und Säulen ab und rang dabei nach Atem, als sei sie dem Tode nahe.
    Alles sprang auf. Die Jüngeren brachen in verwunderte und entsetzte Rufe auf, stießen sich an und wußten nicht, was tun.
    Als Herr über dieses Klosters zauderte Abt Radulfus hingegen keinen Augenblick. Rasch und energisch nahm er eine Kerze vom nächsten Ständer und trat mit langen, leichten Schritten und wehendem Gewand um den Gemeindealtar herum in das Hauptschiff. Prior Robert folgte ihm. Er war stärker darum bemüht, seine Würde zu bewahren, und traf daher später am Ort des Geschehens ein. Hinter ihm drängten sich verstört die übrigen Klosterbrüder. Noch bevor sie das Hauptschiff betreten hatten, ertönte ein lautes Triumphgeschrei, und durch die Gemeindetür stürzten Dutzende der erregten Verfolger, deren Opfer sich in die Kirche geflüchtet hatte.
    Bruder Cadfael, für den nächtliche Alarme sowohl zu Lande als auch auf See einst nichts Ungewöhnliches gewesen waren, hatte sich gleichzeitig mit dem Abt erhoben, jedoch daran gedacht, einen zweiarmigen Leuchter mitzunehmen. Prior Robert schritt gerade, würdig darauf bedacht, daß sein silbriges Haar nicht in Unordnung geriet, rechts um den Gemeindealtar herum. Cadfael wandte sich zur Linken und trat vor ihm ins Kirchenschiff. Den Leuchter, der sowohl Lichtquelle als auch Waffe war, hielt er hoch über seinem Kopf.
    Die Verfolger hatten ihr Opfer inzwischen eingeholt. Es handelte sich um ein Viertel der männlichen Bevölkerung der Stadt, und zwar nicht das beste, aber auch nicht das schlechteste Viertel: unbescholtene Kaufleute, Handwerker, Händler, dazu jenes Gesindel, das bei jedem Aufruhr dabei ist.
    Sie alle waren vor Betrunkenheit oder Erregung oder beidem völlig außer sich und schrien nach Blut. Und tatsächlich waren auf dem Boden der Kirche Blutspritzer zu sehen. Auf den drei Stufen, die zum Gemeindealtar hinaufführten, lag ein bemitleidenswerter junger Mann und war den Fußtritten und Fausthieben seiner Verfolger ausgesetzt, die sich glücklicherweise so um ihn drängten, daß nicht jeder Tritt oder Schlag ihn traf. Alles, was Cadfael von ihm sehen konnte, waren ein dünner Arm und eine Faust, kaum größer als die eines Kindes, die aus dem Durcheinander nach dem Altartuch griff und es verzweifelt gepackt hielt.
    Die hochgewachsene, schlanke, sehnige Gestalt von Abt Radulfus trat vor den Altar. Sein hageres, strenges Gesicht verriet seinen Zorn. Die Kerze in der Hand, schlug er die Schöße seiner Kutte den vordersten Angreifern ins Gesicht, die wie Tiere über den am Boden Liegenden hergefallen waren, und stellte sich breitbeinig über den jungen Mann, der immer noch den Saum des Altartuches umklammert hielt.
    »Zurück, ihr Gotteslästerer! Zurück, sage ich, und schämt euch! Packt euch, bevor ihr die ewige Verdammnis auf euch herabbeschwört!«
    Er hatte seine Stimme nicht erheben müssen – er hatte sie nur, wie ein Messer, aus der Scheide gezogen, und sie durchschnitt das aufgeregte Stimmengewirr wie Butter. Als gehe von ihm eine unerträgliche Hitze aus, so wichen sie zurück, wenn auch nur einige Schritte, so weit, daß seine Glut sie nicht mehr verbrennen konnte. Sie traten von einem Fuß auf den anderen, zögerten und beklagten sich aufgebracht und empört, hüteten sich jedoch, den Himmel herauszufordern, und ließen von dem bejammernswerten Mann ab, der kaum größer war als ein fünfzehnjähriger Junge und mit dem Gesicht nach unten, schmutzig, blutig und zerschunden auf den Altarstufen lag. In der kurzen, lastenden Stille, die eintrat, bevor sie lautstark ihre Klage wiederholten, konnten alle Anwesenden die angestrengten, keuchenden

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