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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Freundschaft zu ihr bewogen.
    »Und das haben sie getan?« Es war gewiß kein sanfter Hinauswurf gewesen, denn als das geschah, mußten die Gäste bereits erhitzt und angetrunken gewesen sein. »Um welche Zeit war das? Eine Stunde vor Mitternacht?«
    »Nein, früher. Es war noch keiner gegangen. Sie warfen mich hinaus und wollten mich nicht mehr einlassen.« Es war nicht das erste Mal gewesen, daß ihm seine Hilflosigkeit in solchen Situationen vor Augen geführt worden war; seine Stimme klang verzagt. »Ich hatte nicht einmal Zeit, meine Jonglierbälle aufzusammeln. Sie sind immer noch dort.«
    »Sie haben dich also hinausgeworfen, und da standest du dann, in der Kälte der Nacht. Aber warum haben sie dich verfolgt?« Cadfael strich eine Falte in dem Verband um den dünnen Arm glatt, der ärgerlich hin und her zuckte. »Halt still, mein Junge! Ja, so ist es besser. Die Wunde muß fest verbunden werden – dann wird sie gut verheilen, vorausgesetzt, du läßt dir etwas Zeit. Was hast du dann getan?«
    »Ich bin gegangen«, sagte Liliwin verbittert. »Was blieb mir anderes übrig? Die Wache hat mich durch die kleine Tür im Stadttor hinausgelassen, und ich ging über die Brücke und schlug mich auf dieser Seite des Flusses in die Büsche. Ich hatte vor, morgens nach Lichfield aufzubrechen. Oberhalb des Weges, der zum Fluß hinunterführt, von hier aus auf der anderen Seite der Landstraße, ist ein kleines Gehölz, und dort legte ich mich zum Schlafen ins Gras.« Es war die Frage, ob er die Wahrheit sprach – schließlich hatte die Wut in ihm gebrannt, und gleichzeitig mußte er sich seiner Hilflosigkeit bewußt gewesen sein. Ungerechte Behandlung und Verachtung gewöhnt zu sein ist kein Trost für einen, dem Unrecht widerfahren ist.
    »Wie kommt es dann, daß diese Meute etwa eine Stunde später mit Raub-und Mordgeschrei hinter dir herjagte?«
    »Ich weiß nicht mehr als Ihr«, rief der Junge und begann wieder zu zittern, »so wahr mir Gott helfe! Ich war schon fast eingeschlafen, als ich sie schreiend über die Brücke rennen hörte. Ich hatte keinen Grund zu denken, daß das irgend etwas mit mir zu tun haben könnte, jedenfalls nicht, bevor sie die Klostersiedlung durchstöberten. Aber dieser Lärm hätte jedem Angst eingejagt – ob reines Gewissen oder nicht. Und dann hörte ich, wie sie etwas von Mord und Rache schrien und daß ich derjenige war, den sie suchten und dessen Blut sie wollten.
    Sie verteilten sich und durchsuchten das Gehölz, und ich rannte um mein Leben, denn ich war sicher, daß sie mich finden würden. Die ganze Meute verfolgte mich. Kurz bevor ich in die Kirche stolperte, hätten sie mich fast erwischt. Aber bei meinem Augenlicht – ich weiß nicht, was ich getan haben soll. Und ich will tot umfallen, wenn das, was ich Euch gerade erzählt habe, gelogen ist!«
    Cadfael verknotete das Ende des Verbandes und zog den zerrissenen Ärmel darüber. »Daniel, der Sohn des Goldschmieds, behauptet, sein Vater sei niedergeschlagen und sein Geldkasten ausgeraubt worden. Das ist nicht gerade die Krönung einer Hochzeit! Willst du mir weismachen, daß dies alles erst passiert ist, nachdem sie dich, ohne dich zu bezahlen, hinausgeworfen haben? Es ist doch ganz verständlich, daß sie zuerst an dich dachten, als sie einen Verdächtigen suchten.«
    »Aber ich schwöre Euch«, fuhr der junge Mann heftig auf,»daß der Goldschmied gesund und munter war, als ich ihn zum letzten Mal sah. Es gab keinen Streit und keine Gewalt, außer der, die sie mir antaten – als sie mich hinauswarfen, lachten und tranken und sangen sie. Was danach geschah, davon weiß ich nicht mehr als Ihr. Ich bin gegangen – warum hätte ich auch bleiben sollen? Glaubt mir, Bruder, um Gottes willen! Ich habe weder diesen Mann noch sein Geld angerührt.«
    »Dann hast du nichts zu befürchten«, antwortete Cadfael entschlossen. »Hier bist du jedenfalls sicher. Du mußt auf die Gerechtigkeit und Abt Radulfus vertrauen, und wenn man dich morgen befragt, mußt du alles so erzählen, wie du es jetzt mir erzählt hast. Wir haben Zeit, und mit der Zeit wird die Wahrheit herauskommen. Du hast gehört, was der Ehrwürdige Vater gesagt hat: Bleib heute nacht noch in der Kirche, und wenn morgen eine Einigung erzielt wird, kannst du dich innerhalb des Klosters frei bewegen.« Liliwins Haut fühlte sich kalt an, und er zitterte noch immer. Die Angst und der Schrecken saßen ihm noch in den Knochen. »Oswin«, sagte Cadfael schnell, »hol ein paar

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