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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Aufblitzen von etwas Silbrigem bemerkte, das zwischen zwei Dauben eingeklemmt war. Er stellte den Eimer auf die Einfassungsmauer des Brunnens, beugte sich darüber, zog das schimmernde Ding mit Daumen und Zeigefinger aus dem Spalt, in dem es steckte, und wischte einen kleinen blauen Stoffetzen weg, der sich daran verfangen hatte. In seiner Hand lag ein rundes Scheibchen aus Silber, das hübsch mit einem Kopf und einigen seltsamen Zeichen graviert war, die er nicht als Buchstaben erkannte. Auf der Rückseite war eine runde Borte, die ein kleines Kreuz und weitere geheimnisvolle Zeichen umschloß. Griffin war entzückt. Er nahm seinen Fund mit in die Werkstatt und zeigte ihn Baldwin Peche, als dieser schließlich verschlafen, mißmutig und mit kleinen Augen erschien. Alles, was er hier fand, gehörte seinem Meister.
    Der Schlosser blinzelte und war mit einem Schlag hellwach.
    Er drehte die Münze zwischen seinen Fingern, untersuchte eingehend beide Seiten und sah mit einem kleinen, verstohlenen Lächeln auf. Behutsam fragte er: »Wo hast du das gefunden, Junge? Hast du es irgendeinem anderen gezeigt?«
    »Nein, Meister, nur Euch. Es war im Brunneneimer«, antwortete Griffin und erzählte ihm, wie er das Silberscheibchen in einer Fuge des Eimers gefunden hatte.
    »Gut, sehr gut! Davon braucht niemand zu wissen. Das hat also zwischen den Dauben gesteckt?« sagte Baldwin und betrachtete die Münze. »Du bist ein guter Junge! Ein guter Junge! Du hast recht daran getan, es gleich zu mir zu bringen.
    Das kann sehr viel wert sein, sehr viel!« Er grinste sehr zufrieden in sich hinein, und Griffin freute sich, daß sein Herr zufrieden war. »Ich werde dir ein paar Süßigkeiten geben, die ich vom Fest gestern abend mitgebracht habe. Du wirst sehen, wie dankbar ich einem Jungen sein kann, der weiß, was seine Pflicht ist.«

2. Kapitel
Samstag – von Prim bis Mittag
    Bruder Cadfael hatte Liliwin geweckt und so gut es ging hergerichtet, bevor die Klosterbrüder zur Prim die Kirche betraten. Bei Tagesanbruch hatte er ihm gezeigt, wo er sich waschen und seine Notdurft verrichten konnte, und nun stand der junge Mann mit einer gewissen traurigen Würde vor den Reihen der versammelten Mönche. Es war dringend erforderlich gewesen, Prior Roberts Chorstuhl zu räumen, den Roberts entschiedene Mißbilligung des Eindringlings und der Störung, die er bewirkte, war nicht zu übersehen, und es war nicht nötig, ihm zu weiterem Ärger Anlaß zu geben. Liliwin hatte ohnehin schon genug Feinde.
    Und da kamen sie, gerade als die Mönche aus der Kirche traten, durch das Torhaus: eine grimmige Abordnung der Bürgerschaft, die entschlossen war, ihre Beschuldigungen diesmal in einwandfreier und gebührender Form vorzubringen.
    Sheriff Prestcote hatte seinen Unteroffizier mit dem Verhör und den notwendigen Untersuchungen betraut, denn er hatte wichtigere Dinge im Namen des Königs zu erledigen und konnte sich nicht um einen Überfall und Raub, der angeblich in einem Bürgerhaus stattgefunden hatte, kümmern. Er war erst kürzlich von den Osterfeierlichkeiten an König Stephens Hof, wo er auch Rechenschaft über die Steuereinnahmen und den Stand der Finanzen in der Grafschaft hatte ablegen müssen, zurückgekehrt, und die Inspektion der königlichen Verteidigungsanlagen, die alljährlich im Frühsommer stattfand, stand kurz bevor. Hugh Beringar, sein Stellvertreter, hielt sich zu diesem Zweck bereits im Norden der Grafschaft auf, aber Cadfael, der sich in allen Fällen, in denen einem armen Teufel die ganze Härte des Gesetzes drohte, auf Hughs gesunden Menschenverstand verließ, hoffte inständig, daß er bald wieder nach Shrewsbury zurückkehren und die Aussagen beider Seiten mit dem ihm eigenen Gespür für die Wahrheit untersuchen würde. Ohne einen Mann, der über eine gesunde Skepsis verfügte, waren die Ankläger immer im Vorteil.
    Bis dahin leitete der Unteroffizier die Untersuchung, ein großer, erfahrener und intelligenter Mann, der gleichwohl eher geneigt war, den Anklägern Glauben zu schenken als dem Beschuldigten. Ihm folgten einige geachtete Bürger der Stadt, angeführt von Geoffrey Corviser, dem Vorsteher der Bürgerschaft. Corviser war ein anständiger, aufrechter, geduldiger Mann, dessen Art es nicht war, einen anderen ohne gründliche Untersuchung zu verurteilen. Die Klagen einiger nicht weniger geachteter Bürger und der von diesem Verbrechen betroffenen Familie hatten jedoch ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlt. Eine

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