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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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nicht, wenn man ihn Freitagabend in seinem Schachverein anrief und von einem Mord berichtete. König machte nie einen Hehl daraus, dass er mit dem äußeren Erscheinungsbild von Jo-shua, wie er sich auszudrücken pflegte, nicht zufrieden war. Dienstlich gab es hingegen kaum Ressentiments. Er bezeichnete die Ermittlungsarbeit Trempes zwar als ›zuweilen ungewöhnlich kreativ‹, aber der Erfolg gab ihm Recht und das zählte für den Staatsanwalt.
    Als Joshua das Wohnzimmer betrat, kniff er die Augen zusammen. Die Kollegen von der Spurensicherung hatten überall ihre grell leuchtenden Strahler verteilt und wuselten umher. König stand auf der Terrasse. Als er Trempe sah, brach er das Gespräch mit dem Kollegen ab und kam sofort herein. Mit langen Schritten lief er auf Joshua zu. Noch unterwegs musterte er ihn bereits von oben bis unten. Seine Mundwinkel glitten dabei herab. Der Staatsanwalt gab sich keine Mühe, sein Missfallen zu verbergen.
    »Guten Abend, Herr Kollege Trempe. Falls das Wort Kollege überhaupt noch zutreffend ist, Sie scheinen ja die selbstständige Arbeit zu bevorzugen.«
    Joshua hatte sich schon oft die Frage gestellt, woher der Staatsanwalt seine permanente Unzufriedenheit bezog.
    »Guten Abend, Herr König. Ich hatte keine andere Möglichkeit. Es war Gefahr im Verzug …«
    »Gerade dann sollten Sie Verstärkung anfordern«, fiel König ihm lautstark ins Wort, »das müssten Sie doch wohl wissen!«
    »Das konnte ich nicht, Herr Staatsanwalt. Mein Handy ist beim Sturz vom Zaun zerstört worden und das Funktelefon der Familie Schändler funktionierte ebenfalls nicht. Und eine Trommel hatte ich gerade nicht zur Verfügung. Ich wollte gerade zu meinem Auto, als ich von oben …«
    »Ersparen s ie mir Ihre Unverschämtheiten. Ich erwarte noch heute Abend Ihren ausführlichen Bericht, haben wir uns verstanden, Herr Trempe?«
    »Ich Sie wohl.«
    Joshua wendete sich ab und ging in Richtung Außentür.
    »Moment, wo wollen Sie hin?«
    Joshua drehte sich herum und bemerkte zu seiner Erleichterung, dass die Schulter kaum noch schmerzte. Allerdings marterten ihn nach wie vor heftige Kopfschmerzen. Außerdem hatte er eine maßlose Wut auf König.
    »Ins Präsidium, den Bericht schreiben und dann ins Bett. Hat die Ärztin mir verordnet. Sie hören dann gegebenenfalls wieder von mir.«
    »Trempe, so warten Sie doch. Das geht doch nicht. Der Bericht kann noch warten. Wir brauchen Sie jetzt hier.«
    Joshua stutzte. König würde es niemals förmlich sagen, aber war das nicht so etwas wie eine Entschuldigung vom Staatsanwalt? Seine Laune verbesserte sich wieder ein wenig. Wortlos ging er an König vorbei zu van Bloom, der sich gerade mit Eugen Strietzel, dem Gerichtsmediziner, unterhielt. Der Doktor wirkte leicht mitgenommen und sah Joshua grimmig an.
    »Keine blöden Fragen jetzt«, raunzte er ihn direkt an, »ich bearbeite hier mittlerweile Morde am Fließband.«
    Joshua schloss die Augen und atmete tief durch.
    »Okay, schon gut«, fuhr Strietzel fort, »es scheint der gleiche Täter zu sein. Ebenfalls aus kurzer Distanz in die Stirn. Kaliber könnte auch stimmen, aber bitte, meine Herren …«
    »Schon klar, erst die Untersuchungsberichte abwarten«, vollendete Joshua den Satz des Gerichtsmediziners. Könnte er doch auch mal sagen: Ich erwarte i hren Bericht noch heute Abend. Strietzel wendete sich wieder seiner Arbeit zu. Max Drescher füllte die Lücke, er schien nur das Gespräch mit dem Arzt abgewartet zu haben. Der fast zwei Meter große Spurensucher wirkte angespannt. Als Joshua ihn fragend ansah, hob er abwehrend die Hände.
    »Bevor ihr mich löchert, wir werden wohl noch die ganze Nacht hier und am anderen Tatort beschäftigt sein. Übrigens«, Drescher sah sich Joshuas Hose und das verbundene Bein an, »wir haben da eine unbekannte Blutspur an der Tür, kann es sein, dass die von dir ist?«
    »Ja, wahrscheinlich. Und wenn ihr draußen neben dem Hund ein Handy findet, das ist auch von mir.«
    »Na prima, das Handy ist bereits bei der Kriminaltechnik. Ruf die Kollegen mal gleich an.«
    Joshua sah ihn verwundert an. Daniel deutete in die Richtung der Ermordeten, den Blick dabei auf Drescher gerichtet.
    »Kannst du uns schon was Näheres sagen?«
    Joshua stieß ihn mit dem Ellenbogen an und verdrehte seine Augen. Daniel verstand sofort und versuchte seine Frage zu entschärfen.
    »Ich meine, ihr habt ja noch sehr viel Arbeit, aber bei deiner Erfahrung ist dir doch bestimmt irgendetwas

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