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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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aufgefallen.«
    Drescher konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
    »Der Täter scheint ein Profi zu sein. Wir haben im Haus praktisch keinerlei Spuren. Obwohl wir zu den sichergestellten Fingerabdrücken noch Vergleichsspuren nehmen müssen. Aber keine Faserspuren, Fußabdrücke oder sonst was. Dazu kommt noch die Alarmanlage. Sie wurde fachgerecht abgestellt. Sämtliche Leitungen zu den Sensoren und nach außen wurden überbrückt. Die Notstromschaltung wurde ebenfalls außer Betrieb gesetzt. Wir haben jemanden von der Installationsfirma herbestellt. Der meinte, es sei eine Arbeit von mindestens einer Stunde und nur von einem Fachmann auszuführen, der mit diesem System absolut vertraut ist.«
    Joshua und Daniel sahen sich fragend an.
    »Wie und wo ist der Täter denn hereingekommen?«
    »Das, Herr van Bloom, fragen wir uns auch. Bislang haben wir nirgendwo Spuren finden können, die auf ein gewaltsames Eindringen schließen lassen. Aber wer weiß, wir sind ja noch nicht fertig.«
    Joshua vermisste die nötige Logik.
    »Der Täter wird wohl kaum stundenlang die Alarmanlage manipuliert haben, um dann mit dem Schlüssel hereinzukommen. Irgendwo muss es einen Hinweis auf Einbruch geben.«
    Drescher stieß schwerfällig seinen Atem aus.
    »Das ist mir auch klar, Junge. Morgen früh wissen wir mehr. Hoffe ich.«
    Joshua ging zu der Sitzgarnitur. Mehrere Kollegen von der Spurensicherung verrichteten in weißen Schutzanzügen ihre Arbeit. Sie gaben ihm Zeichen, nicht näher heranzukommen. Joshua spürte, wie ihm plötzlich schlecht wurde. Rasch lief er durch die Terrassentür ins Freie. Auch hier war alles taghell erleuchtet. Er stieß einen Kollegen von der Spurensicherung unsanft zur Seite und übergab sich. Zu spät sah er unter sich das kleine Täfelchen mit der Nummer dreizehn. Der Kollege im weißen Overall schnappte nach Luft.
    »Das glaube ich jetzt nicht. Einen einzigen einigermaßen brauchbaren Fußabdruck und der Herr Kommissar kotzt uns drauf!«
    Joshua richtete sich langsam wieder auf. Wie konnte er gerade jetzt an David denken. Sein Sohn hatte sich an seinem fünften Geburtstag gewünscht, so viel Schokolade essen zu dürfen, wie er mochte. Mitten in der Nacht mussten sie sein Bett beziehen, weil es voller Erbrochenem war.
    Er schmunzelte kurz und verzog im gleichen Moment schmerzverzerrt sein Gesicht. In seinem Gehirn hämmerte es, als würde es jemand mit brachialer Gewalt zerreißen wollen, seine Kehle war trocken. Er drehte sich wortlos um, brauchte dringend ein Glas Wasser.
    »Und wer macht die Sauerei jetzt hier weg?«, rief der Kollege hinter ihm her. Joshua registrierte es nicht mehr. Er ging durch die offene Tür in die Küche, füllte Wasser in eine Tasse, die er aus der Spüle nahm und schluckte es zusammen mit zwei Tabletten.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du nach Hause fährst«, Daniel war ihm in die Küche gefolgt, seine Stimme klang mitfühlend.
    »Wir können hier sowieso nichts mehr machen und deine Frau macht sich bestimmt schon Sorgen. Schließlich kann sie dich ja auch nicht mehr erreichen.«
    Joshua sah auf die grüne Digitalanzeige der Mikrowelle vor ihm. Dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Ihm war immer noch schlecht, sein Kopf dröhnte und er wusste nicht, wo heute Nacht sein zu Hause wäre. Wenn er noch irgendwo eine Unterkunft bekommen wollte, musste er sich beeilen. Er sehnte sich in dem Moment nach einem heißen Bad daheim und einem Kleid voller Leben.
    »Okay, du hast Recht. Lass uns Schluss machen für heute.«

    Joshua holte sich noch eine saubere Jeans aus dem Kofferraum und zog sie an. Dabei sah er, dass der Verband an seinem Oberschenkel schon durchgeblutet war. Er nahm sich eine Rolle aus dem Verbandskasten und wickelte sie darüber.
    Das Hotel am Bahnhof hatte um diese Zeit noch geöffnet. Der Nachtportier bedauerte allerdings, ihm kein Zimmer anbieten zu können. Joshua schleppte sich in die Kneipe nebenan und bestellte ein großes Bier und einen doppelten Whisky. Als der Wirt ihn fragte, ob er auch zahlen könne, wurde ihm klar, warum er kein Zimmer bekam. Er musste sich eingestehen, in einem ziemlich verwahrlosten Zustand zu sein. Erst als er zwanzig Euro auf die Theke legte, war der Wirt beruhigt und reichte ihm die Getränke.
    Sein Gehirn sog den Whisky auf wie ein trockener Schwamm. Eine wohlige Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Zwei Männer am Tresen schienen ihn aus den Augenwinkeln zu beobachten. In einem Zug leerte er das Glas mit dem Bier und

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