Zuhause in deinen Armen
bestand, aber warum nahm er auch am Schicksal dieser Frau solchen Anteil? Vermutlich, weil sie Glück und Liebe in das Leben seines Freundes gebracht hatte, während die leibliche Tochter...
Jodie kämpfte tapfer gegen die aufsteigenden Tränen. Jetzt war alles sonnenklar - Morgans Feindseligkeit ebenso wie die Zurückweisung ihres Vaters.
"Es tut mir so Leid ... so schrecklich Leid", klagte sie. "Die arme Frau ... mein armer Vater. Kein Wunder, dass er mich hasst. Genauso wie Sie." Das klang furchtbar, aber sie wusste jetzt, woran sie war. "Danke, dass Sie mir alles erzählt haben. Jetzt weiß ich wenigstens Bescheid."
Trotz Morgans Abneigung drängte es Jodie zu einer versöhnlieben Geste. Sie ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. "Und Sie mussten allein mit dieser tragischen Situation fertig werden. Mein Vater krank, seine Verlobte tot
... Sicher mussten Sie die ganze Wucht seines Schmerzes aushalten. Haben Sie auch für das Begräbnis gesorgt?"
Morgan nickte. "Matt konnte nicht daran teilnehmen."
"Dann mussten Sie sich um das große Haus kümmern, Dad im Krankenhaus besuchen, alle notwendigen Gänge tun ... Sie haben viel durchgemacht, nicht wahr?"
Morgan drehte sich um und sah Jodie betroffen an. "Ich weiß nicht, was ich mit Ihnen machen soll, Jodie."
"Ich bin, wie ich bin", antwortete sie schlicht. "Ich reagiere sehr stark auf menschliche Dinge und bin weder verantwortungslos noch oberflächlich, Morgan. Wie gern würde ich Sie von meiner Aufrichtigkeit überzeugen. Ich schwöre Ihnen beim Leben meines Vaters, dass ich diese Briefe an ihn geschrieben habe. Es stört mich nicht, für Kleinigkeiten verantwortlich gemacht zu werden, aber der Vorwurf, ich hätte meinem Vater nicht geschrieben, ist keine Kleinigkeit. Die Briefe sind entweder verloren gegangen oder Dad absichtlich vorenthalten worden."
Morgan runzelte die Stirn. "Warum sagen Sie das?"
"Weil ich die Briefe persönlich zur Post gebracht habe und daher weiß, dass sie abgegangen sind. Es bleiben also nur diese beiden Möglichkeiten. Ich muss hinzufügen, dass die Frau, die meine Anrufe entgegennahm, wenig hilfreich war
... und das ist noch milde ausgedrückt. Sobald ich meinen Namen nannte, erklärte sie, ich solle mit Anlauf verschwinden."
Morgan zuckte zusammen. "Mit ... was?"
Ob das ein erster Hinweis war? Jodie atmete auf. Anscheinend kannte Morgan diese Frau.
"Mit Anlauf verschwinden. Ja, sie drückte sich nicht gerade fein aus. War es das Hausmädchen? Ihre Stimme klang jung, sie sprach sehr lässig und von oben herab. Sobald ich hartnäckiger wurde, hängte sie ein. 0 ja, und noch etwas", setzte Jodie aufgeregt hinzu. "Sie hatte einen leichten irischen Akzent, wenn Ihnen das weiterhilft."
Irisch! Morgan schlug beide Hände vors Gesicht. Es war Teresa nie gelungen, ihre Dubliner Herkunft zu verleugnen, trotz der vielen teuren Sprachstunden.
Der Ausdruck "mit Anlauf verschwinden" war typisch für sie gewesen. Sie hatte ihn benutzt, sobald ihr etwas nicht passte. Dadurch hatten sie zwei gute Haushaltshilfen verloren.
Morgan ließ die Hände sinken und sagte langsam: "Vielleicht habe ich Sie doch falsch beurteilt, Jodie."
In Jodies grünen Augen erschien ein Schimmer von Hoffnung. "Dann wissen Sie, wer die Frau war?"
Morgan nickte. "Es war Teresa ... Matts Verlobte."
"Dads Verlobte?" fragte Jodie fassungslos. "Warum hätte sie mich so behandeln sollen?"
"Bedenken Sie, Jodie ... Teresa wusste nicht, warum Ihr Vater Ihnen geschrieben hatte. Seine Freunde schätzten sie nicht besonders. Vielleicht fürchtete sie bei Ihnen eine ähnliche Reaktion und eine entsprechende Beeinflussung Ihres Vaters. Wer will das heute noch sagen? Fest steht, dass Teresa so schnell wie möglich heiraten wollte." Morgan verschwieg, dass sie bereits von einem anderen Mann schwanger gewesen war und daher keine Zeit zu verlieren hatte.
Jodie seufzte. "Welche Tragödie. Dann hat Teresa wohl auch meine Briefe vernichtet?"
"Höchstwahrscheinlich."
Erst jetzt begriff Morgan, wie viel Leid Teresa über andere gebracht hatte -
über Matt, über ihn, über Jack und schließlich über diese warmherzige, mitleidige Frau. Und warum? Nur weil sie unsicher gewesen war und es sich in den Kopf gesetzt hatte, einen reichen Mann zu heiraten.
„In allem liegt eine traurige Ironie", sagte Jodie. "Ohne es zu wissen, hat Teresa ihre eigene Heirat verhindert."
Morgan nickte. "Unter anderen Umständen hätte sie Sie mit offenen Armen empfangen.
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