Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
und patschte mit ihren klebrigen Fingerchen auf Andys Knie.
»Möchtest du die Nacht mit mir verbringen, meine Schöne?«, fragte Lyon weich. Er sah ihr beschwörend in die gold schimmernden, geheimnisvollen Tiefen.
»Harry … ?«, meinte die Mutter zunehmend beunruhigt.
»Ignorier ihn einfach«, riet der Vater.
»Der geht aber ran«, konstatierte einer der Offiziere.
»Junge, Junge, das kannst du laut sagen«, bekräftigte der andere.
Den drei älteren Damen hatte es glatt die Sprache verschlagen.
Der Touristenführer hatte es längst aufgegeben, die Passagiere für die landschaftlichen Reize San Antonios zu begeistern. Das dramatische Schauspiel der beiden fand erkennbar mehr Interesse. Alle Mitreisenden starrten nämlich wie gebannt in Richtung Schiffsbug.
Andy sprang eben auf und unternahm einen vergeblichen Versuch, vor ihm zu fliehen. Lyon stand ebenfalls auf. Sie waren vielleicht ein, zwei Meter voneinander entfernt. »Warum machst du das?« Ihre Stimme überschlug sich fast.
»Ich will mit dir zusammenleben, Andy. Wenn du möchtest, kaufe ich dir einen eigenen Sender oder richte einen auf der Ranch ein. Ich mache alles, was du willst. Aber bleib bei mir.«
»Wieso? Wieso willst du ausgerechnet jetzt, nach allem, was gewesen ist, dass ich bei dir bleibe?«
»Weil ich dich liebe.«
»Das hast du letzte Nacht auch gesagt, und heute Morgen hättest du mich glatt umbringen können. Nur weil du glaubtest, ich könnte das mit deinem Vater an die Öffentlichkeit tragen.«
»Harry … ?«, wiederholte die Mutter zunehmend nervös.
»Schau mal, die Entchen«, sagte der Vater zu seiner Tochter. Die Kleine verfolgte den Dialog der beiden mit wachsender Begeisterung. Das war aufregender
als alles, was sie bislang im Fernsehen gesehen hatte.
»Ich bin in eine alte Gewohnheit zurückgefallen, Andy, tut mir aufrichtig leid. Aber nach dem ganzen Zirkus, den Jerri veranstaltet hat, habe ich keiner mehr über den Weg getraut. Ich bin mit Frauen aus-und ins Bett gegangen, okay, aber im Grunde genommen waren sie mir völlig schnuppe. Als mir klargeworden war, dass ich dich liebe, hat es mir im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen weggezogen. Gracie hat mir mein idiotisches Verhalten schwer angekreidet.«
»Ich wüsste zu gern, wer Jerry und Gracie sind«, sinnierte einer der beiden Offiziere laut.
»Pssst«, zischte eine der weißhaarigen Damen.
»Ist Jerry nun ein Typ oder irgend so eine Tussi?«, flüsterte der andere.
»Bin mir nicht sicher, ob ich das so genau wissen will. Er meinte doch, er kann Frauen nicht mehr ab.«
»Was hast du da eben gesagt?«, fragte Andy zögernd.
»Dass du mir die Videobänder niemals überlassen hättest, wenn du meinen Vater in Misskredit hättest bringen wollen. Dass du wirklich nur eine Geschichte über seine letzten Lebensjahre hattest machen wollen. Dass ich sauer auf Les sein sollte und nicht auf dich.«
»Les?«, fragte die Mutter der Kleinen. »Ich dachte, er hieße Jerry.«
»Pssst«, zischte ihr Mann.
»Ich habe heute gekündigt, Lyon.«
Er fasste ihre Hand. Massierte mit dem Daumen ihren Handteller. »Warum?«
»Nachdem ich dich kennen gelernt hatte, fehlte mir die nötige Objektivität für die Interviews. Ich war nicht engagiert genug, und Les hat das unweigerlich gemerkt. Als er mich daraufhin zur Rede stellte, versuchte ich es abzustreiten, aber er hatte natürlich Recht.« Sie seufzte schwer. »Du und dein Vater bedeuteten mir irgendwann mehr als irgendeine Story.«
»Und was hast du jetzt vor, nachdem du gekündigt hast?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab mir überlegt, ich fahre nach Mexiko und faulenze dort am Strand, bis ich mit mir im Reinen bin.«
»Ich mag die Strände von Mexiko«, sagte er leise. Er küsste ihre Handfläche, presste sie an seine Wange.
»Im Ernst?«, fragte sie.
»Ein traumhaftes Ziel für die Flitterwochen.«
»Flitterwochen?«, echote Andy.
»Willst du mich heiraten, Andy?«
»Ob ich dich heiraten will?«
»Haben Sie den Mann etwa nicht verstanden, junge Frau? Er hat Ihnen eben einen Heiratsantrag gemacht. Na los, antworten Sie ihm schon, damit wir endlich von Bord gehen können.«
Andy spähte zu der älteren Dame hinüber, die sich
unvermittelt in ihr Gespräch einmischte. Und stellte fest, dass die umstehenden Passagiere sie und Lyon gespannt anstarrten. Sie heftete den Blick auf sein erwartungsvolles Gesicht und strahlte. »Ja.«
»Du bist und bleibst ein Ekelpaket«, murmelte sie,
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