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Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zum Glück verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Besitzer des Schnellimbiss hellhörig gemacht. Das Trockentuch hielt inne bei dem aussichtslosen Versuch, den fleckigen Keramikbecher blank zu polieren. Gabes buschige Brauen zogen sich argwöhnisch über den eben noch freundlich blinzelnden Augen zusammen. »Warum interessieren Sie sich eigentlich so für Lyon Ratliff, häh?«
    Andy sann fieberhaft auf eine halbwegs glaubwürdige Ausrede. Schließlich beugte sie sich vertraulich über den Tresen zu ihm hinüber und raunte ihm verschwörerisch zu: »Auf dem College hatte ich eine Kommilitonin, die hier aus der Gegend kommt. Sie erzählte mir von ihm und dass er auf einer riesigen Ranch lebt und einen silbernen Eldorado fährt. Na, und da dachte ich, so was gibt es nur im Film.«
    Gabe musterte sie skeptisch. Ihr Selbstbewusstsein sank gegen null, zumal sein Blick keinen Zweifel daran ließ, dass er ihr die Geschichte nicht wirklich abnahm. Für eine Studentin war sie nämlich entschieden zu alt. »Wie hieß sie?«
    Seine Frage brachte sie völlig aus dem Konzept. »Wie hieß … wer?«, stammelte sie.
    »Na, diese Kommilitonin von Ihnen. Gut möglich, dass ich sie kenne. Ich führ den Laden hier seit 1947. Und kenn die meisten Familien in Kerrville.«
    »Oh … na ja, aber meine Studienkollegin sicher nicht … öhm … Carla. Eigentlich stammt sie aus San Antonio und war wohl nur im Sommer hier, um ihre Verwandten zu besuchen oder so.« Andy angelte nach ihrem Glas und nahm einen tiefen Schluck, als hätte der widerlich süße Eistee erhellende Wirkung.
    Sie war vor ein paar Tagen in diesem abgelegenen texanischen Nest angekommen, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten. Seither recherchierte sie mächtig im Trüben. Normalerweise stellte sie es nämlich so geschickt an, dass sich ihr mit bewusst harmlos eingestreuten Fragen Türen öffneten, die anderen verschlossen blieben. Aber hier war sie keinen Schritt weitergekommen. Als ob die Bewohner von Kerrville Lyon Ratliff bewusst vor der Öffentlichkeit abschirmten und damit schließlich auch Andys auserkorenen Interviewpartner, seinen Vater Michael.
    Michael Ratliff war der letzte überlebende Fünfsternegeneral des Zweiten Weltkriegs. Andy hatte sich fest vorgenommen, ihn für ihre Fernsehsendung zu gewinnen. Und wenn es stimmte, dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten stand, dann wurde es höchste Zeit für sie. Bislang hatte sie allerdings wenig Grund zur Hoffnung. Zumal Gabe Sanders
sich mit einem Mal genauso zugeknöpft gab wie alle anderen, denen sie bereits vergeblich auf den Zahn gefühlt hatte.
    Entschlossen schob sie ihr hübsches, kleines Kinn vor, dabei lächelte sie gewinnend. Die goldenen Pünktchen in ihrer braunen Iris schimmerten verführerisch. »Mr. Sanders, hätten Sie vielleicht eine Scheibe Limone für meinen Tee?« Ihr Selbstvertrauen kehrte schlagartig wieder zurück, als sie merkte, dass ihr strahlendes Lächeln bei Gabe Wunder wirkte.
    »Geht auch Zitrone?«
    »Aber sicher. Gern.«
    Lasziv schob sie sich eine zimtfarbene Haarsträhne aus der Schläfe. Obwohl sie es verabscheute, die weiblichen Waffen einzusetzen, nur um jemandem brauchbare Informationen zu entlocken. Viel lieber verfolgte sie eine Story mit demselben routinierten Schwung wie ihre männlichen Journalistenkollegen. Aber wo nötig, brachte sie ihr apartes Äußeres mit einer geballten Ladung temperamentvollem Charme zum Einsatz. Ihr Vater hatte sie in einer seiner schwärmerischen Anwandlungen einmal mit einem zart schmelzenden Parfait aus Vanilleeis, Amaretto und Karamellsauce verglichen.
    »Danke«, hauchte sie, als Gabe ihr einen Unterteller mit zwei Zitronenspalten hinschob. Sie drückte den Saft in das widerwärtig süße Getränk, zumal sie sonst selten Zucker verwendete.
    »Sie sind nicht von hier, nicht?«
    Eine weitere Lüge lag ihr auf der Zunge, aber sie überlegte es sich kurzerhand anders. »Stimmt. Ich stamme aus Indiana, lebe aber jetzt in Nashville.«
    »Soso, Nashville? Arbeiten wohl bei der Grand Ole Opry?«
    Lachend schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich bin bei einem unabhängigen Kabelsender beschäftigt.«
    »Kabel?« Gabes ausdrucksvolle Brauen schossen fragend in die Höhe. »So was wie Kabelfernsehen?«
    »Exakt.«
    »Treten Sie denn im Fernsehen auf?«
    »Hin und wieder. Ich habe eine Interviewshow, die landesweit ausgestrahlt wird.«
    »Interviews?« Sein Blick schweifte über ihre Schulter hinweg zu den anderen Gästen im Raum, als hielte er für sie nach einem potenziellen

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