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0549 - Amors Teufelspfeile

0549 - Amors Teufelspfeile

Titel: 0549 - Amors Teufelspfeile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die kleine Bank stand vor einer Hecke, die so hoch wuchs, daß sie mit dem Scheitel des jungen Mannes abschloß. Sein Haar war dunkel. Es glänzte, weil sich Gel darin verteilte. Er trug eine dunkle, dünne Jacke, darunter ein weißes Hemd.
    Sinas Haar bildete einen Kontrast. Als blonde Pracht umgab es ihren Kopf, hing bis auf die Schultern, wo es sich zu einer Innenrolle zusammendrehte, deren seitliche Spitzen fast das Kinn des jungen Mädchens kitzelten.
    Brombeerfarben war der Pullover, der Rock grau, auch kurz und ließ viel Bein sehen. Im Haar steckte ein halbrunder Reif, dessen Farbe sich der des Pullovers anglich.
    Sina gab sich etwas schüchtern, sie sagte wenig, genoß zunächst die laue Luft und hielt die Augen geschlossen.
    Laubbäume rahmten die beiden ein und schützten sie vor den seitlichen Winden. Jenseits der Hecke blühten die Spätsommerblumen etwas verschämt und sehr intensiv von der Farbe her.
    Eine Säule ragte über die Hecke hinweg. Und darauf stand Amor, der Gott der Liebe.
    Der Kleine mit den Pfeilen, die, der Sage nach, Menschen trafen und dafür sorgten, daß diese sich verliebten.
    Amor, der Liebesgott. Schon in der Antike hatte er zu den Lieblingsgöttern gehört. Das hatte sich bis zum heutigen Tage nicht mehr geändert, auch die modernen Verliebten zählten auf ihn.
    Amor war nach wie vor ihr Gott.
    Ihm zu Ehren waren in vielen Parks die Statuen aufgestellt worden. Ein kleiner, halbnackter Kerl, versehen mit Rückenflügeln, einem gespannten Bogen in der Hand, auf dessen Sehne der Liebespfeil lag.
    Amor, der geflügelte Gott, war immer auf der Suche nach den Liebenden.
    Auch in London.
    Für Sina und Abe war dieser kleine Liebesgott ein Zeichen gewesen. Sie hatten sich einen Platz in seiner Nähe ausgesucht, um von ihm auf eine gewisse Art und Weise beschützt zu werden.
    Auch wer modern war, sich das Haar gelte, mit der Mode ging – im Endeffekt jedoch zählten auch andere Werte, wie eben die Anwesenheit des Liebesgottes Amor.
    Ein nettes Kerlchen mit einem pausbäckigen Gesicht, einer kleinen Nase, dem schön geschwungenen Kußmund, dem kleinen Kinn, den beiden Grübchen, dem etwas pummeligen Oberkörper, den nackten Füßen und dem Bogen.
    Ein typisches Bild.
    Die einen liebten es, die anderen hielten diese Statuen für ebenso einen Kitsch wie Gartenzwerge.
    Beides war ja harmlos – oder nicht?
    Etwas veränderte den kleinen Amor. Sichtbar war es nicht, niemand hätte erkennen können, woher es gekommen war, plötzlich war es vorhanden und nahm Besitz von der kleinen Gestalt.
    Das Licht des Mondes konnte dafür die Verantwortung nicht getragen haben, weil es zum Großteil durch die Kronen der Bäume gefiltert wurde. Wenn es die Figur traf, dann nur als ein blasser, kaum sichtbarer Streifen, der seinen Schleier bis zum Boden fallen ließ.
    Übergroß wirkten seine beiden Flügel. Bei ihnen begann die Verwandlung zuerst. Bisher hatten sie in einem grauen, steinernen Farbton geschimmert, nun dunkelten sie nach.
    Sie wurden nicht direkt schwarz, aber der Grauschleier war nicht zu übersehen. Eine düstere, unheimliche Farbe, die sich nicht allein auf die Flügel beschränkte.
    Das war genau der Zeitpunkt, als Abe Scorra zum »Angriff« überging und seinen Arm auf die Schulter seiner Begleiterin legte. Es blieb nicht bei dieser Ruhestellung, seine Finger krümmten sich, die Spitzen bewegten sich derart, daß sie den dünnen Stoff des Pullovers streichelten und nicht nur ihn.
    Auch die Haut unter dem Stoff spürte er genau. Sie war glatt, sehr weich, sie gefiel ihm einfach.
    Und Sina lehnte sich zurück.
    Sie hatte ja gewußt, was kommen würde. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Dennoch war es anders als sonst, denn jetzt saßen die beiden im Freien. Sonst hatten sie es im Wagen getan, auch in Abes kleiner Wohnung, das hier war eine Premiere.
    Die andere Hand glitt über den Schenkel des Mädchens. Sina schauderte zusammen. »Bitte, Abe«, flüsterte sie.
    »Was ist denn?«
    »Du weißt, daß ich nicht prüde bin…«
    »Ja«, unterbrach er sie und lachte. »Das ist mir alles bekannt.«
    »Aber hier draußen…?« Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob das gut ist!«
    »Wieso?«
    »Ich… ich habe Angst, daß jemand vorbeikommt. Verstehst du? Wenn man uns sieht, dann …«
    »Hör auf, Sina!« Er streichelte weiter. Sanft, zärtlich. Das blonde Mädchen bekam eine Gänsehaut. »Wer sollte uns denn hier schon sehen wollen? Niemand. Und wenn, dann sind es ebenfalls Pärchen,

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