Zum Heiraten verfuehrt
Charlotte. „Aber vielleicht irre ich mich ja, und Raphael sagt, ihm ist es egal, ob es ein Junge wird oder ein Mädchen. Obwohl ich selbst ehrlich gesagt …“ Sie unterbrach sich, seufzte leise und sagte dann weich: „Ich weiß ja, dass es albern ist, aber ich kann einfach nicht aufhören, mir einen kleinen Raphael vorzustellen.“
„Das ist überhaupt nicht albern“, nahm Ruby ihre Schwester in Schutz. „Im Gegenteil, ich finde es total normal. Ich bin jedenfalls sehr glücklich damit, dass die Zwillinge und Helena Sander so ähnlich sehen.“
„Mir geht es mit Perry genauso“, stimmte Lizzie zu und ergänzte: „So ist das eben, wenn man liebt.“
Automatisch drehten sich alle zu ihren Ehemännern um und beobachteten sie einen Moment. „Ich finde es wirklich wunderbar, dass unsere drei Kinder alle ungefähr im selben Alter sind, und die Zwillinge sind auch in einem Alter“, fügte Ruby hinzu.
„Alexander ist so rasend stolz auf seine Söhne, Ruby. Und auf dich, weil sie so toll geworden sind, obwohl du sie allein großziehen musstest.“
„Von wegen allein!“, widersprach Ruby. „Wir hatten doch euch beide. Ohne eure Liebe und Hilfe hätte ich das alles gar nicht geschafft.“
„Und wir hätten auch gar nicht gewollt, dass du es ohne uns auch nur versuchst, ist es nicht so, Charlotte?“
„Keine Frage“, pflichtete Charlotte ihrer Schwester entschieden bei und drückte Rubys Hand.
Für einen Moment war es wieder genauso wie früher, als da nur sie drei gewesen waren, drei Schwestern, die eine Tragödie und ihre Liebe und Loyalität zueinander verband. Aber dann brach Charlotte das Schweigen und sagte leise: „Ich glaube, wir haben sehr besondere Schutzengel.“
Erneut gingen ihre Blicke zu ihren Ehemännern, bevor sie sich wieder einander zuwandten.
„Auf jeden Fall haben wir ein riesiges Glück gehabt, dass wir uns in so außergewöhnliche Männer verliebt haben“, bemerkte Ruby.
„Und das Beste ist, dass sie sich als die Glücklichen sehen.“ Lizzie schüttelte den Kopf und sagte immer noch ungläubig: „Wenn ich bloß dran denke. So eine Entwicklung hätte sich vor meiner Abreise nach Thessaloniki doch wahrlich niemand von uns träumen lassen.“
Der Blick, den sie Ilios zuwarf, verriet ihren Schwestern, wie sehr sie ihren Mann liebte. Was Ruby und Charlotte veranlasste, ihre eigenen Ehemänner mit ähnlichen Blicken zu bedenken.
„Da ist noch etwas, das wir besprechen sollten“, fuhr Lizzie fort, als Ruby und Charlotte sich ihr wieder zuwandten. „Es geht um das Haus. Dass Ilios die Hypothek getilgt hat, wisst ihr ja bereits. Und da von uns das Haus niemand mehr braucht, wollte ich vorschlagen, dass wir es einer wohltätigen Organisation überschreiben könnten. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und bin auf eine Stiftung in Cheshire gestoßen, die alleinerziehenden Müttern hilft. Wenn wir ihnen das Haus schenken, können sie selbst entscheiden, ob sie es nutzen oder lieber verkaufen wollen, um das Geld auf andere Weise zu verwenden. Was meint ihr?“
„Ich finde, das ist eine wundervolle Idee.“
„Ganz meiner Meinung.“
„Gut, dann wäre das ja entschieden.“
„Ein winziges Problem sehe ich da allerdings noch“, wandte Ruby ein. „Nachdem Ilios die Hypothek getilgt hat, nehme ich doch sehr stark an, dass Sander und Raphael nicht hinter ihm zurückstehen und seiner Spende etwas Gleichrangiges entgegensetzen wollen.“
Wieder schauten sie alle drei auf ihre Ehemänner und lächelten, als ihre Blicke erwidert wurden.
Drei so männliche Männer, die stark genug waren, um zugeben zu können, dass sie von der Liebe besiegt worden waren, und offen genug, um zu zeigen, wie viel diese Liebe ihnen bedeutete.
„Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich wir sind“, verkündete Ruby in der Gewissheit, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Schwestern sprach.
Alexander, der sich von Ilios und Raphael losgeeist hatte und auf sie zukam, blieb stehen und widersprach ihr entschieden: „O nein, die Glücklichen sind wir. Wir müssen den Göttern danken, dass wir die Herzen von drei wahren Grazien erobert haben.“
– ENDE –
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