Zum Sterben schoen
»Aber als Erstes müssen wir die Kugel entfernen.«
Der Chirurg hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Während er seine Haube auszog, ging er ins Wartezimmer, um zu berichten, dass Noah im Aufwachraum sei. Er versicherte Nick und Tommy, dass es keinerlei Überraschungen oder Komplikationen gegeben habe und dass es dem Agenten bald wieder gut gehen werde. Dann drehte er sich um, um sich wieder die Hände zu schrubben und Laurant zu operieren. Während er an ihrem Bein arbeitete, nähte der plastische Chirurg ihren Arm.
Eine Krankenschwester gab Tommy die Uhr seiner Schwester und ihren Verlobungsring. Ohne sich etwas dabei zu denken, reichte er sie Nick.
Laurant war nicht lange im Operationssaal und für eine kurze Zeit waren sie und Noah gemeinsam im Aufwachraum. Sie war noch bewusstlos, als sie in ein Privatzimmer geschoben wurde.
Nachdem er sich nach Noahs Befinden erkundigt hatte, ging Nick in Laurants Zimmer und blieb die ganze Nacht bei ihr. Sobald Noah auf die Intensivstation verlegt worden war, damit er genau überwacht werden konnte, kehrte Tommy in die Abtei zurück und zog sich um. Danach fuhr er wieder ins Krankenhaus und wachte bei Noah.
Pete Morganstern traf etwa um zwei Uhr morgens ein. Als Erstes ging er zu Noah. Tommy war auf seinem Stuhl eingeschlafen, wachte aber auf, als Pete Noahs Krankenblatt las. Sie gingen auf den Flur hinaus, um sich zu unterhalten, und dort informierte Tommy ihn, wo er Laurant und Nick finden konnte.
Laurant schlief unruhig. In den zufälligen Augenblicken, in denen sie das Bewusstsein erlangte, rief sie nach Nick. Das Narkosemittel baute sich nur langsam ab. Sie schaffte es nicht ganz, die Augen offen zu halten, spürte aber, wie er ihre Hand ergriff und schlief wieder ein, getröstet durch seine beruhigende Stimme.
»Nick?«
»Ich bin hier.«
»Ich glaube, ich habe mich auf Dr. Benchley erbrochen.«
»Braves Mädchen.«
Eine weitere Stunde verging. »Nick?«
»Ich bin immer noch hier, Laurant.«
Sie spürte, wie er ihre Hand drückte. »Hast du Tommy erzählt, dass wir miteinander geschlafen haben?«
Sie hörte ein Husten und dann antwortete Nick. »Nein, aber du hast es jetzt gerade getan. Er steht neben dir.«
Sie schlief ein, aber diesmal hatte sie weder Träume noch Albträume.
Als Pete ins Zimmer kam, sah er, wie Nick sich über Laurant beugte. Er stand da und beobachtete, wie er ihr den Verlobungsring über den Finger streifte und ihr die Armbanduhr um das Handgelenk legte.
»Wie geht es ihr?«, fragte er mit so leiser Stimme, dass er sie nicht störte.
»Mit ihr ist alles in Ordnung.«
»Was ist mit Ihnen?«
»Kein einziger Kratzer.«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
Sie gingen in den Flur, um sich zu unterhalten. Pete schlug vor, dass sie in die Cafeteria hinuntergehen sollten, aber Nick wollte Laurant nicht alleine lassen. Er wollte da sein, falls sie wieder nach ihm rief.
Und so saßen sie zusammen im Flur auf Stühlen, die Pete aus dem Schwesternzimmer herübergetragen hatte.
»Ich bin aus zwei Gründen hergekommen«, begann er. »Erstens wollte ich natürlich Noah sehen.«
»Und der andere Grund?«
Pete seufzte. »Um mit Ihnen zu reden und mich zu entschuldigen.«
»Ich bin doch derjenige, der es versaut hat.«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach er vehement. »Ich habe es versaut, nicht Sie. Ich hätte Ihnen zuhören sollen. Als Brenner verhaftet wurde, sagten Sie mir, dass Sie ein ungutes Gefühl hätten, und wie habe ich darauf reagiert? Ich ignorierte alles, was ich Ihnen beigebracht habe. Ich war mir so sicher, dass Sie den Wald vor Bäumen nicht sahen wegen Ihres persönlichen Engagements in diesem Fall. Ich ignorierte Ihre Instinkte, und das war ein Fehler, den ich nie wieder machen werde. Ist Ihnen klar, wie nahe wir einer Katastrophe diesmal waren?«
Nick nickte. Er lehnte sich gegen die Wand zurück und streckte die Beine aus. »Viele Menschen wären getötet worden, wenn die Bombe explodiert wäre.«
Pete begann Nick zu befragen und hörte erst auf, als er jedes Detail gehört hatte und zufrieden war.
»Der Zeitungsartikel … ja, der hat es vermutlich ausgelöst«, sagte Pete.
»Ich vermute es.«
»Seine Frau war fast vollkommen. Das sagte er Laurant?«
»Ja«, sagte Nick. »Starks Frau musste gewusst haben, was auf sie zukam. Sobald Stark entschieden hatte, dass sie nicht besser werden konnte, dass sie so vollkommen wie möglich war, wollte er sie umbringen, genau wie er seine Mutter umgebracht
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