Zum Sterben schoen
der Arm oder das Bein. Jeder Zentimeter ihres Körpers pochte vor Schmerzen. Sie wollte sich ausruhen, aber wenn sie die Augen schloss, begann der Raum sich zu drehen, und davon wurde ihr übel.
»Wo zum Teufel bleibt der Arzt?«, herrschte Nick ihn an.
»Sie haben ihn gerade angepiepst«, sagte Tommy. Er ging zu seiner Schwester und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. »Mit dir kommt alles wieder in Ordnung.« Es sollte zuversichtlich klingen, hörte sich aber an, als stellte er ihr eine Frage.
»Ja, mir geht es bald wieder gut. Ich bin nur müde.«
»Kannst du mir sagen, was passiert ist? Du warst doch direkt hinter mir, als ich Noah hinaustrug.«
»Er war da und er rief mich. Er bat mich, ihm zu helfen. Ich glaube, er sagte, er sei angeschossen worden.«
»Wer rief dich?«
»Justin Brady«, antwortete sie. »Nur war er nicht wirklich Justin.« Sie schaute hoch zu Nick. »Ich ging auf ihn zu, aber plötzlich hörte ich deine Stimme in meinem Kopf.«
»Was sagte ich?«
»Glaub niemandem, was er dir erzählt. Ich wusste, dass etwas nicht mit ihm stimmte, und dann sah ich den Handschuh. Es war, glaube ich, ein OP-Handschuh.« Sie schaute Tommy an, als sie hinzufügte: »Ich versuchte wegzulaufen, aber er kam hinter mir her. Als Nächstes erinnere ich mich daran, dass ich in dem Lieferwagen aufwachte. Er hatte innen alle Griffe abmontiert und ich konnte nicht hinaus. Tommy, er zeigte mir ein Foto seiner Frau. Beim Picknick, da zeigte er mir ein Foto. Er muss es jemandem gestohlen haben.«
»Darüber reden wir später«, schlug Tommy vor, als er sah, wie außer sich sie war. »Denk jetzt nicht daran.«
»Tommy, sieh zu, dass der verdammte Arzt sich beeilt«, schnauzte Nick ihn an.
Der Arzt, ein übellauniger Mann mittleren Alters namens Benchley, zog den Vorhang zurück, gerade als Tommy sich auf die Suche nach ihm machen wollte. Der Arzt warf einen Blick auf Laurant und befahl Nick und Tommy dann hinauszugehen.
Er hatte am Krankenbett das Auftreten eines Dobermanns: Er kläffte nach einer Schwester, die ihm assistieren sollte, starrte Nick drohend an, als der sich nicht rührte, und kläffte ihn erneut an zu verschwinden.
Nick weigerte sich, von Laurants Seite zu weichen. Bei seiner Weigerung war er alles andere als diplomatisch. Die Angst machte ihn feindselig und streitlustig, ihm wurde aber nicht klar, dass er gegen jemanden antrat, der ebenso streitlustig war. Dr. Benchley hatte zwölf Jahre lang in einer Notaufnahme in der Innenstadt von Los Angeles gearbeitet. Dort hatte er alles schon gesehen und gehört. Nichts konnte ihn einschüchtern, nicht einmal ein bewaffneter FBI-Agent mit dem Blick eines Wahnsinnigen.
Tommy trat dazwischen und zerrte Nick aus dem Behandlungsraum hinaus, bevor dieser die Beherrschung verlor.
»Lass ihn sie untersuchen«, sagte er. »Er ist ein guter Arzt. Komm und setz dich ins Wartezimmer. Wenn du dich neben die Tür setzt, kannst du den Vorhang im Auge behalten.«
»Ja, in Ordnung«, sagte Nick, aber er konnte sich nicht hinsetzen. Stattdessen tigerte er auf und ab.
»Warum gehst du nicht nach oben und wartest dort«, schlug Nick vor. »Die Schwester soll mich anpiepsen, wenn Noah aus dem OP kommt. Ich will mit dem Arzt sprechen.«
»Ich gehe gleich nach oben«, sagte Tommy. »Aber ich möchte hier bleiben, bis Benchley mit Laurant fertig ist. Sie kommt wieder in Ordnung«, fügte er als Beruhigung für Nick hinzu. »Sie sieht übel aus, aber das kommt wieder in Ordnung.«
»Und wenn nicht? Tommy, ich habe sie fast umbringen lassen. Er hatte sie in seiner Gewalt. Der Bastard hielt sie an sich geklammert mit einem Messer an ihrer Kehle. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst. Eine Sekunde. Länger dauert es nicht, eine Arterie anzuschneiden. Und es ist alles meine Schuld. Ich hätte es wissen müssen.«
»Was wissen?«
Nick antwortete nicht sofort. Er erlebte diesen grauenhaften Augenblick noch einmal, als er auf den Balkon hinauskroch und Laurant dort unten sah.
»Ich hätte darauf kommen müssen, bevor er die Gelegenheit hatte, sie zu schnappen. Diese Gelegenheit hätte er nie bekommen dürfen. Wegen meiner Inkompetenz hat Laurant beinahe ihr Leben verloren und Noah wurde getroffen.«
Tommy hatte Nick noch nie so erschüttert erlebt. »Hör auf, dich selbst fertig zu machen, und erzähl mir, was passiert ist. Was hättest du wissen müssen?«
Nick rieb sich die Stirn und lehnte sich gegen die Wand. Seine Augen klebten am Vorhang der
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