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Zur freundlichen Erinnerung

Zur freundlichen Erinnerung

Titel: Zur freundlichen Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Maria Graf
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aus dem spärlich beleuchteten Gerüst des Notbaues und aus der Flußtiefe. Fieberhaft, mit verdrossenem, verbissenem Grimm wurde gearbeitet.
    Wie Rudel totgehetzter Ziehtiere trotteten die Kolonnen am Morgen in die zerschossene Stadt.
    Zwanzig Stunden wurde am darauffolgenden Tage gearbeitet. Zweiundzwanzig ununterbrochen am andern. Die Ruhr brach aus unter der Mannschaft.
    Mehr als vierzig Mann starben, fünf ertranken in der Memel.
    Als der Kaiser ankam, erhielt der Major das Eiserne Kreuz erster
Klasse.
    "Herr Major,—hoffentlich ist es uns allen noch gegönnt, daß wir den Pour le merite ebenso vergnügt mit Ihnen feiern dürfen," sagte damals der geschnürte, glatzköpfige Stabsadjutant piepsend.
    Und zerschlissen freundlich lächelte der Major: "Wenn Petersburg fällt!"
—Damals ging es unaufhaltsam vor.
    Nun stockte es erstmalig während des ganzen Feldzugs.—
    Die Russen funkten sehr nahe. Die zurückgetriebenen Eisenbahnbaukompagnien verpendelten die Zeit mit nutzlosen Appellen. Vom Hauptquartier kam Befehl auf Befehl. Die Offiziere flitzten nervös und gewichtig herum. Bei der Mannschaft gab es Arreste.
    Unübersehbare Mengen Baumaterialien stapelten sich und mußten liegenbleiben.
    Der Major ritt die Bauzüge ab, schrie, polterte, teilte Strafen aus.
    Fünfzehnhundert Russen, die an der Front gefangengenommen worden waren, trafen ein. Befehl zur Aufnahme des Weiterbaues der Feldeisenbahn erging.
    Langsam rollten die stehengebliebenen Bauzüge vorwärts, in die tristen Schneefelder hinein. Vor, vor—immer noch vor ging es! Bis zu der Stelle, wo die Arbeit aufgegeben werden mußte.
    Die Geschosse schwirrten hoch in der schneeigen Luft. Ganz nahe.
    Schnee, Schnee. Kälte, Kälte.
    Die Baukompagnie 14, 15 und die Russen marschierten auf die
Arbeitsstellen.
    "Mist!—Humbug!—Unsinn!" knurrte von Zeit zu Zeit irgendeiner halblaut.
    In kilometerweiter Entfernung schlugen die Geschosse ein, warfen
Kotfontänen.
    Schlaggg!—lag alles am Boden.
    Man lag die halbe Zeit in Deckung. Die Arbeit machte kaum wesentliche
Fortschritte.
    Meldung erging an den zurückliegenden Stab.—
    Der Ordonnanzreiter Peter Nirgend ritt durch den peitschenden Schnee. Das Pferd dampfte. Die Lenden spritzten Blut. Fiebernd bog sich der furchtsame Rücken im Galopp.—
    Hauptmann und Oberleutnant der Baukompagnienempfingen den Heransprengenden mit mürrischen Gesichtern.
    "Meldung vom Stab der Eisenbahntruppen!" keuchte Nirgend. Nur mit Mühe konnte er sich stramm halten.
    Hastig öffnete der Hauptmann den Umschlag, überflog mit unterdrückter
Entrüstung das Papier und sah auf den Oberleutnant, reichte es ihm.
    "Hm!" brummte er kopfschüttelnd. "Hm!" machte der Oberleutnant gleichfalls achselzuckend und ratlos.
    Dann stiegen beide in den Kanzleiwagen.
    Peter Nirgend führte sein schweißtriefendes Pferd auf und ab. Aus den
Quartierwagen der Mannschaft glotzten mißmutige Gesichter.
    "Geht's vor?" fragte einer.
    "Der Hund!" knurrten etliche dumpf, als Nirgend nickte. Der Kanzleiunteroffizier rief aus dem Wagen, übergab ihm die Rückmeldung an den Stab. Der gefrorene Boden klapperte unter den ausgreifenden Hufen des Pferdes. Schneewolken staubten auf und nichts mehr sah man.—
    Ein abermaliger Befehl des Stabes bestimmte unverzügliche Aufnahme der
Arbeit und sofortige Herstellung der Verbindungslinie mit den Fronten.
    Schon tags darauf meldeten die vorgeschickten Kompagnien schwere Verluste. Die fünfzehnhundert Russen weigerten sich, aus ihrem Bauzug zu gehen. Man prügelte sie heraus. Aber am selben Abend noch mußten die Züge zurückrollen. Viele Wagen waren zerstört. Die Eisenbahnlinie überall ramponiert.
    Die ganze Nacht schrie es die Züge entlang. Neue Wagen wurden eingeschoben. Unaufhörlich wurde rangiert.—
    Am andern Mittag raunte es von Ohr zu Ohr: "Es geht wieder vor!" Es ging ein Gerücht herum von einem scharfen Aufeinanderprallen zwischen Major und Hauptmann. Kurz darauf hieß es: "Antreten zum Appell!" Vor den gepferchten Reihen der zum abermaligen Vorrücken bestimmten Truppen hakte ein fremder Offizier auf und ab und hielt eine schwunghafte Rede. "Das deutsche Wesen darf nicht untergehen! Hurra! Hurra! Hurra!" schloß er und alles brüllte mit. Wie ein einziger Tierlaut klang's.
    "Fürs Vaterland!" murrte einer zynisch beim Auseinandergehen.
    "Für den Pour le mérite!" brummte ein bärtiger Kerl und sah herausfordernd auf die lethargischen Gesichter der Kameraden.
    "Kotze!—Sich den Schwanz verbrennen ist

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