Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Damon hatte darauf bestanden, in Ethans Hütte unterzukriechen, und Anna lag auf der Couch mit Charlie – er und seine Gefährten waren sichtlich runder geworden, da alle es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, in ihren Taschen Vogelfutter mit sich zu tragen.
Alles war bestens, nur Ethan hatte die von ihr heiß ersehnten Worte noch nicht ausgesprochen.
War dieser Mensch wirklich so stur? Oder hatte er so große Angst davor?
Doch vielleicht wollte Ethan ihr sagen, dass er sie liebte, hatte aber seit der Familieninvasion keine Gelegenheit dazu gefunden.
Anna fuhr jäh auf, worauf Charlie erschrocken aufflatterte. Ja, das war es! Sie musste es nur schaffen, mit Ethan so lange allein zu sein, dass er ihr sagen konnte, wie sehr er sie liebte, und er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen konnte. Und verdammt, sie wollte, dass er sie bat, sie solle ihn heiraten.
Anna tastete unter der Couch nach dem farbenfroh verpackten kleinen Karton, den Claire ihr am Morgen überreicht hatte. Ihn an die Brust drückend lief sie zur Vordertür, an der ihr Regenmantel hing, lief ins Bad und riss sich den Flanellpyjama vom Leib, um in das wunderschöne Hochzeitsgeschenk zu schlüpfen. Sie versteckte es unter dem Regenmantel, ging in die Küche und zog ihre Sneakers an, ehe sie sich aus der Hintertür stahl.
Jetzt musste sie sich nur noch ausdenken, wie sie Ethan aus seiner Hütte locken konnte, ohne seinen selbst ernannten Wachhund zu wecken.
Auf Zehenspitzen ging sie die Stufen der Veranda hinunter und schlich auf Ethans Hütte zu, nur um abrupt innezuhalten, als sie bei den geparkten Trucks unweit der Sägehalle eine Bewegung erhaschte.
Allmächtiger, ihr Gespenst war wieder da!
Langsam wich sie die Hauswand entlang zurück, ohne den Blick von dem Schatten zu wenden, der leise ihren SUV umrundete. Plötzlich spürte sie die an der Wand lehnende Schaufel. Sie griff mit beiden Händen danach und lief geduckt zur Sägehalle, von einem großen Baum zum anderen, immer in Deckung. Bei Gott, falls Ronald Briggs gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden war und nun auf Rache aus war, würde sie dafür sorgen, dass der Schuft sich
wünschte, er hätte sich bei dem Sturz in den Brunnen beide Beine gebrochen.
Nach einem Sprung hinter einen Baum verlor Anna den Eindringling kurz aus den Augen. Sich allein auf Bewegungen konzentrierend – ihr alter Trick – ließ sie den Blick langsam über das Gelände um die geparkten Fahrzeuge herumwandern. Und dort – vor ihrem SUV – nahm sie in der Dunkelheit wahr, wie sich etwas bewegte.
Wieder tief geduckt bewegte sie sich auf die geparkten Trucks zu, wo sie zwischen ihrem SUV und Pauls Pick-up weiterschlich. Als der Schatten flatterte, machte sie mit erhobener Schaufel einen Satz auf ihn zu, wobei sie in einem tiefen Bogen ausholte, um ihn in Kniehöhe zu treffen.
Die Schaufel kam mit der knochenlosen Erscheinung in Berührung, woraufhin Anna merkte, dass es eine von einem Ast hängende Jacke war. Plötzlich legte sich ein stählernes Band über ihre Arme, drückte sie an ihre Seiten und hob sie hoch, während eine große Hand ihren Mund bedeckte und ihren Schrei auffing.
»Du blutrünstige kleine Hexe«, flüsterte ihr Ethan ins Ohr.
»Ethmmm!«, stieß sie tonlos hervor und versuchte sich loszumachen.
Als er sie über seine Schulter warf, blieb ihr die Luft weg.
»Du hast mich zu Tode erschreckt!«, zischte sie, sobald sie wieder Luft bekam. Sie packte seinen Gürtel und zog fest daran. »Du hast mich mit dieser Jacke auf dem Ast herausgelockt. Was machst du hier draußen?«
Ein leises Klicken verriet, dass die Tür eines Trucks geöffnet wurde, und es wurde hell. Ethan bückte sich und setzte
sie rückwärts in ihren Truck. »Dasselbe könnte ich dich fragen.«
Sie zwinkerte in der hellen Innenbeleuchtung, dann zog sie ihren Regenmantel vorne zusammen und zog den Gürtel fest. »Ich wollte zu deiner Hütte, um dich zu holen. Als ich sah, dass sich etwas bewegte, dachte ich, Ronald Briggs wäre gegen Kaution freigelassen worden und zurückgekommen.«
Ethan verschränkte die Arme vor seiner sehr breiten, sehr männlichen Brust. »Warum bin ich nicht weiter erstaunt, dass du nach einer Schaufel gegriffen hast und es allein mit ihm aufnehmen wolltest, anstatt ein ganzes Camp voller Männer zu alarmieren? Und warum wolltest du mich holen?«
»Ich … ich wollte mir dir reden«, flüsterte sie und senkte den Blick, damit sie nicht ständig sehen musste, wie groß und stark
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